Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Ich holte tief Luft und versuchte mich daran zu erinnern, weshalb ich hier war.
»Leider habe ich schon eine Verabredung.« Das war zwar richtig, da ich jedoch nicht wusste, wie Mishas Verfolger aussahen, war es ziemlich riskant, das einem Fremden zu verraten. Wer wusste, ob ich nicht gerade mit einem seiner Verfolger gevögelt hatte.
»Kannst du nicht absagen?« »Nein, diesmal nicht.« »Aha.« Seine tiefgrünen Augen strahlten lustvoll, warm und amüsiert. Und da war noch etwas anderes. Es raubte mir den Atem und brachte mich vollkommen aus dem Konzept.
Ich sah das Schicksal. Ich wusste in diesem Moment, dass dieser Mann künftig eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen würde. Natürlich nur, wenn ich die Zukunft überhaupt erlebte. »Da komme ich wohl schon wieder zum falschen Zeitpunkt.« Seine Stimme, ein tiefes enttäuschtes Knurren, jagte mir warme Schauer über den Rücken.
Ein scharfer Werwolf … auf einmal machte es klick, und mir wurde klar, dass ich ihm schon einmal begegnet war. Hier, auf dieser Tanzfläche, in einer ähnlichen Situation. Nur dass er mich damals hatte entwischen lassen, bevor es zum Sex gekommen war.
»Kellen?« Er lächelte warm, und mein Verlangen wuchs. »Ich habe mich schon gefragt, ob du dich an mich erinnern würdest.« Ich hob eine Braue. »Ich bin überrascht, dass du dich an mich erinnerst. Wir haben nur einmal fünf Sekunden miteinander getanzt.«
Sein Blick war sinnlich und amüsiert zugleich, eine anziehende Mischung. Ich verfluchte im Geiste den Grund, weshalb ich hier war. Ich hätte viel lieber mit diesem Wolf hier Sex gehabt als mit dem Eisblock, der mich erwartete.
»Manchmal«, sagte er mit seiner tiefen, erregenden Brummstimme, »reichen fünf Sekunden, und man weiß genau, was man will.« Ich lächelte. »Nett gesagt.« »Und es ist die Wahrheit.« Er ließ die Hand über meinen Rücken zu meinem Hinterteil gleiten und zog mich näher an sich. Sein intensiver Geruch nach Leder und warmen Gewürzen erregte mich. Ich zögerte. »Ich bin nur hergekommen, um die Gunst einer gewissen rothaarigen Wölfin zu gewinnen. Sie ist ziemlich lange weg gewesen.«
Meine Hormone gründeten spontan einen Fanclub für diesen grünäugigen Werwolf. »Tut mir leid. Ich hatte Schwierigkeiten mit einem ehemaligen Partner und musste mich eine Zeitlang rar machen.« Das entsprach der Wahrheit. Wie traurig, dass dieser Mann die ganze Zeit hier auf mich gewartet hatte. »Ich will dich, und ich werde dich bekommen«, sagte er. »Nicht nur für einen Tanz, für viele. Du entkommst mir erst, wenn ich wenigstens deine Telefonnummer habe.«
Da weder Quinn noch Kade meine dauerhaften Partner waren und Misha erst recht nicht, hatte ich absolut keine Gewissensbisse, ihm meine Handynummer zu geben. Sollte er ein Psycho sein, konnte er mich darüber nicht ausfindig machen. Es war ein Geschäftstelefon.
Nachdem ich ihm die Nummer gegeben hatte, küsste er mich. Der Kuss war überwältigend und zeigte mir, wie ernst es ihm war.
Als er mich schließlich losließ, fügte er hinzu: »Ich ruf dich morgen an.«
Auch ohne seine Worte erkannte ich an seinem entschlossenen Blick und seinen geweiteten Nasenflügeln eindeutig, dass dieser Wolf auf der Jagd war.
Noch nie hatte mich ein Werwolf als Beute betrachtet und behandelt. Das erregte mich nur noch mehr. Meine Beziehungen, selbst die zu Misha und Talon, hatten sich erst zu etwas Dauerhaftem entwickelt, nachdem wir uns mehrfach zufällig begegnet waren und ich irgendwann signalisiert hatte, dass ich zu mehr bereit war. Aber sie hatten mich nie bewusst verfolgt, obwohl beide den Auftrag gehabt hatten, mich zu verführen. Dieser Alphawolf war ganz offensichtlich nicht auf ein oberflächliches Liebesspiel aus und würde nicht warten, bis ich mich entschieden hatte. Die Jagd war eröffnet und auch wenn ich ein moderner Werwolf war, geriet mein Blut bei der Vorstellung in Wallung.
Ich küsste ihn sanft und ausgiebig. »Ich bitte darum.« »Darauf kannst du dich verlassen.«
Während meine Hormone einen aufgeregten kleinen Hüpfer machten, begleitete er mich zum Umkleideraum und gab mir einen Kuss, der erneut keinen Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen ließ. Als er wegging, betrat ich die Umkleide und war ganz schwindelig vor Freude. Vielleicht war mein Leben ein einziges Chaos, vielleicht sah meine Zukunft finster aus, aber zumindest hatte ich heute Abend jemand getroffen, auf den ich mich freuen konnte.
Ich verschwand kurz auf der Toilette,
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