Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Treppenabsatz aus. »Ich passe unten auf.« »Gehst du der Versuchung aus dem Weg?«, fragte ich leicht belustigt. Er betrachtete mich mit finsterem Blick. »Wie du ja vorhin schon ganz richtig bemerkt hast, muss ich eine Entscheidung treffen. Ich glaube, es ist nur fair, dass ich mich zurückhalte, bis ich so weit bin.«
Ich nahm ihm meine Tasche ab, beugte mich vor und küsste ihn auf die Wange. »Danke, dass du so ehrlich bist, und danke, dass du zumindest darüber nachdenkst.« Seine dunklen Augen schimmerten warm. »Selbst ein ziemlich alter Vampir kann lernen, aufrichtig zu sein, gelegentlich wenigstens.« »Dann gibt es also noch Hoffnung für dich?«
»Ich weiß es nicht, Riley«, erwiderte er ernst. Er hob eine Hand und berührte kurz, aber unglaublich zärtlich meine Wange. »Ich weiß es einfach nicht.«
Er drehte sich um und ging die Treppe hinunter. Ich atmete geräuschvoll aus, setzte mich auf die durchgelegene Matratze und schaltete den Computer ein. Eine halbe Stunde später hatte ich zumindest die Antwort auf eine der Fragen, die mich beschäftigten.
Kade besaß zwar alle rechtmäßigen Urkunden und Zeugnisse. Nur gab es eigentlich gar keinen Kade Williams.
Auf der Lygon Street herrschte am Samstagnachmittag buntes Treiben, und es roch nach den verschiedensten Köstlichkeiten. Quinn und ich saßen draußen an einem Tisch und genossen ein bisschen die Sonne, während wir darauf warteten, dass es drei Uhr wurde. Von meinem Platz aus konnte ich das Blue Moon sehen, das gegenüber in einer Seitenstraße lag. Rhoan und Kade waren nirgends zu entdecken, ich wusste aber, dass sie in der Nähe waren. Jack wartete in einem Parkhaus am Ende der Straße. Er war längst nicht so alt wie Quinn und musste sich stärker vor der Sonne schützen. Ich arbeitete mich durch ein Super-Souvlaki, eine echte Knoblauchbombe, und konnte mich nur schwer beherrschen, Quinn nicht anzuhauchen. Nicht etwa weil an der ganzen Geschichte mit dem Knoblauch und den Vampiren etwas dran war. Das war Quatsch. Nein, ich war mies gelaunt und hatte Lust, ihn zu ärgern.
Die Nähe zu dem Club steigerte meine Gereiztheit noch. Der Geschmack von Lust, Sex und Moschus waberte durch die Luft und erregte mich. In Anbetracht des bevorstehenden Treffens war es allerdings ganz hilfreich, wenn meine Hormone ein bisschen auf Zack waren. Misha war klar, wie sehr ich mir ein Kind wünschen musste, nachdem ich nun wusste, dass ich nur kurze Zeit schwanger werden konnte. Das sagte ihm sein Werwolfinstinkt, und deshalb erwartete er, dass ich sexuell empfänglich, sogar fast aggressiv war. Weibliche Werwölfe verhielten sich so, wenn sie bereit waren, ein Kind zu empfangen. Dass wir keine Seelenverwandten waren, spielte dabei keine Rolle. Er wusste, dass dies vielleicht meine einzige Chance war, schwanger zu werden. Also erwartete er, dass ich mich auch so verhielt.
Er kannte mich allerdings gut genug, um zu wissen, dass ich mich nicht auf irgendetwas einließ, ohne es erst zu hinterfragen. Er ging davon aus, dass ich ihm Fragen stellen würde, und erwartete, dass ich ihm seine beantwortete. Und das trug nicht gerade zur Verbesserung meiner Stimmung bei. Ich wusste nicht, ob ich mich auf das Spiel mit einem Mann einlassen wollte, der vorhatte, beide Seiten zu seinem Vorteil zu nutzen.
Rhoan schlenderte mit einem zufriedenen Lächeln die Straße herauf. »Du hast das Blue Moon überprüft, was?«, fragte ich trocken, als er einen Stuhl heranzog und sich setzte. »Ja.« Er grinste. »Liander war da.« »Und da habt ihr es während der Arbeitszeit wild getrieben?« Ich schüttelte in gespielter Empörung den Kopf. »Also, wirklich, Bruder, wo ist dein Anstand geblieben?«
»In meinen Eiern, wo die meisten Männer ihren Anstand haben. Isst du den Rest von deinem Souvlaki noch?« Ich reichte ihm den Teller, nahm meinen Kaffeebecher und wärmte mir die Finger daran. »Also, wie sieht es aus?« »Wir haben an beiden Ausgängen jemand postiert. Die Peilsender empfangen das Signal deiner Wanzen klar und deutlich. Misha ist seit eins im Club.« Ich hob die Brauen. »Hat er dich nicht gesehen?«
»Wenn wir wollen, können Liander und ich sehr diskret sein. Außerdem bumst Misha gerade mit einer kleinen Blondine.« Charmant. Ich blickte auf die Uhr, es war viertel vor drei. Ich kippte meinen Kaffee hinunter und stand auf. »Zeit zu gehen.«
Niemand rührte sich. Sie würden hier warten, den Haupteingang beobachten und den Innenraum mit Infrarot überwachen.
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