Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
sich nur mit Hilfe eines Fingerabdrucks öffnen. Wenn ich beides nicht hatte, kam ich nicht aus diesem Raum heraus und schon gar nicht in das Labor oder irgendwo anders hinein.
Mist. Ich wandte mich wieder den beiden Männern zu. Mein Blick fiel auf das Messer des ersten Wachmannes. Ich hatte keine andere Wahl. Einen Daumen zu verlieren war schließlich besser als das ganze Leben.
Ich stellte vorsichtig meine Beute ab und ging zu dem ersten Mann, überprüfte kurz seinen Puls und stellte fest, dass er ein bisschen schwach, aber nicht besorgniserregend war. Er würde noch etwas länger bewusstlos bleiben. Ich stahl das Messer und ging zu dem anderen Wachmann. Die Klinge schien in meinen schwitzigen Handflächen irgendwie schwerer zu werden, als ob das Gewicht der bevorstehenden Aufgabe auf dem Metall lastete. Ich berührte den zweiten Wachmann leicht am Hals und prüfte auch bei ihm den Puls. Dann holte ich tief Luft, um mir Mut zu machen, und breitete seine Hand auf dem Boden aus, wobei ich den Daumen sorgfältig von den anderen Fingern abspreizte.
Nachdem ich noch einmal Luft geholt hatte, was meinen Magen nicht im Geringsten beruhigte, hob ich das Messer und stach so fest wie möglich zu. Ich stieß nur auf leichten Widerstand. Das Messer glitt so leicht durch Haut, Muskeln und Knochen wie durch den Teppich darunter. Erst als die Klinge auf den Betonboden stieß, hielt ich inne. Ich spürte den Widerstand in meinem Arm und bis in meine Zähne. Aus der Wunde quoll reichlich Blut.
Mein Magen verkrampfte sich, und mir wurde übel. Ich schluckte die Galle hinunter, hob seinen Arm, damit die Blutung nachließ, und nahm behutsam den abgetrennten Finger. Diesen wickelte ich in ein Stück Plastik, das ich auf dem Schreibtisch fand, und ging wieder zur Tür. Nachdem ich aus dem Büro heraus war, rannte ich wie eine Verrückte durch den Flur auf die nächste Tür zu. Ich hatte sie kaum geöffnet, als mir wieder schlecht wurde, und dieses Mal konnte ich mich nicht beherrschen.
Erst in allerletzter Sekunde bemerkte ich, dass auf der anderen Seite der Tür jemand stand. Aber da war es bereits zu spät.
13
Es ist nie besonders angenehm, sich zu übergeben. Noch unangenehmer ist es allerdings, wenn man nicht weiß, ob die unangenehmer ist es allerdings, wenn man nicht weiß, ob die Person, die der Ladung ausweicht, Freund oder Feind ist. Wie soll man sich denn verteidigen, wenn man sich gerade die Seele aus dem Leib kotzt? Das ist schlicht unmöglich.
Ich ahnte nur, dass ich in Sicherheit war, weil nichts geschah, während ich meinen Kopf in die Büsche hielt. Erst als ich mich an der Wand abstützte und gierig nach Luft rang, bemerkte ich den seltsamen Geruch von Erde und Luft. Iktar. Weder Freund noch Feind, irgendetwas dazwischen.
Aber außer ihm war noch jemand da. Meine Haut kribbelte, und ich spürte eine Wärme, die mich tief berührte. So reagierte ich nur sehr selten. Quinn passte auf mich auf, und bei diesem Gedanken fühlte ich mich gleich sicherer.
»Hier.« Ich griff in die Tasche und nahm den Laptop heraus, dann hielt ich Iktar die Tasche hin. »Deine Detonatoren und ein paar Schlüssel. Entschärfe dich selbst.« »Danke.« Etwas zögerlich nahm er das Päckchen entgegen, doch das Strahlen in seinen Augen war das eines Mannes, der dem Ende eines langen Albtraums entgegensah. »Ich stehe tief in deiner Schuld. Mehr als du dir überhaupt vorstellen kannst.« »Nein, Kumpel, du stehst in der Schuld der Abteilung, und das wirst du vieleicht noch bereuen.« Ich ahnte, dass Jack mindestens einen aus Iktars Sippe in seinem »neuen« Team haben wollte. Und einen in dem alten. Er zuckte mit den Schultern. »Es kann nicht schlimmer sein als von einem Irren gefangen gehalten zu werden. Oder schlimmer als einer nach dem anderen bei seinen abgedrehten Aufträgen umzukommen.«
Nur war es so, dass die Abteilung und die abgedrehten Aufträge häufig miteinander zu tun hatten. Weshalb liebte Gautier seine Arbeit wohl so?
»Die Techniker sind schon dabei, den Stromausfall zu beheben«, fuhr er leise fort. »Du hast zehn Minuten, wenn überhaupt.« »Dann sollte ich wohl lieber meinen Hintern in Bewegung setzen.« Ich stieß mich von der Wand ab und wischte mir mit der Hand über den Mund. Gegen den heftigen Schmerz, der sich hinter meinen Augen festgesetzt hatte, konnte ich nichts ausrichten, aber gegen den bitteren Geschmack in meinem Mund schon. Ich musste nur einen Wasserhahn finden.
»Hoffentlich bekommst du deine
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