Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
ich meine Schutzschilde und ließ ihn meine Wut mit der ganzen Macht meiner Psi-Kräfte spüren. Er schrie erstickt auf und wurde von der Wucht meines geistigen Schlages nach hinten geschleudert, flog durch den Türrahmen ins Wohnzimmer und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Rücken.
Ich schob schnell die Schutzschilde wieder hoch. Hinter meinen Augen spürte ich einen leichten Schmerz, war jedoch so wütend, dass ich dem keine weitere Beachtung schenkte. Ich griff mein Höschen und marschierte in das andere Zimmer.
»Du Mistkerl!« Ich warf meinen Slip nach ihm, keine Ahnung, wieso. Wäre es wenigstens ein Messer oder ein Pflock oder sonst etwas Nützliches gewesen. Wahrscheinlich war es besser so, denn in dem Moment hätte ich für nichts garantieren können. Er rieb sich die Augen und stützte sich auf die Ellbogen.
»Wie zum Teufel hast du das gemacht?« »Was spielt das für eine Rolle, nach dem, was du getan hast?« »Wenn du zur Abwechslung einmal die Wahrheit sagen würdest, müsste ich nicht zu solchen Mitteln greifen!«
Er redete genauso laut und aufgebracht wie ich, aber seine Stimme bebte, als hätte ich ihn verletzt. Darüber war ich einerseits sehr froh, andererseits fand ich es furchtbar.
»Ich habe ein Recht auf meine Privatsphäre. In meinem Leben genauso wie in meinen Gedanken.« »Das ist etwas anderes.« »Wieso? Weil du ein zwölfhundert Jahre alter Vampir bist, der sich nicht mehr an irgendwelche Regeln zu halten hat?« »Trotz meines Alters, meiner mächtigen Psi-Kräfte und meines Wissens bist du so leicht durch meine Schutzschilde gedrungen als wären sie aus Papier. Dann hast du mich durch die Luft geschleudert. Das hättest du vor ein paar Monaten noch nicht gekonnt.«
In meinem Magen bildete sich ein fester, kalter Knoten. Er hatte recht. Lieber Gott, hilf mir, er hatte recht. Jack hatte mich zwar in den letzten Wochen trainiert und mir beigebracht, wie man psychische Abwehrmechanismen durchdringen konnte. So sehr ich mich auch bemüht hatte, war es mir aber nie gelungen, an seinen Schutzschilden vorbeizukommen. Und Quinn war deutlich mächtiger als Jack.
Ich befeuchtete meine Lippen und schob den Gedanken beiseite. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken, was das für meinen Zukunftstraum hieß oder was es überhaupt zu bedeuten hatte.
»Versuch nicht, vom Thema abzulenken.«
Er seufzte, rappelte sich etwas unsicher auf die Beine hoch und zog sich wieder an. »Ich habe bereits vor geraumer Zeit zugegeben, dass ich dich teilweise benutze. Über dich konnte ich am schnellsten an Informationen über meinen vermissten Freund kommen, an Informationen, an die ich über die Abteilung und meine Freundschaft mit Direktorin Hunt nicht gekommen bin. Mein Motiv hat sich zwar geändert, ansonsten gilt immer noch das Gleiche.«
»Deshalb bist du also zurückgekommen?« »Zum Teil. Gestern Nachmittag ist irgendetwas vorgefallen. Ich fühle es.«
Er hatte es gespürt? Wie? Wir hatten gestern keinen Traum geteilt. Daher konnte er seine Informationen also nicht haben. Und normalerweise kam er nur an meine Gedanken, wenn er mir körperlich nah war. Aber vieleicht war er die ganze Zeit in Melbourne gewesen und hatte sich nur nicht bei mir gemeldet.
Mistkerl. »Dann bist du also eigentlich gestern Abend hergekommen, weil du genauere Informationen haben wolltest. Ich wette, du warst ziemlich genervt, dass Kelen dir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.« »Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb ich gestern Abend da war. Ich wollte dich sehen.«
Sicher. Wer’s glaubt, wird selig. »Wie zum Teufel kannst du irgendetwas von mir spüren, wenn wir angeblich nur erotische Träume miteinander teilen?«
Er antwortete nicht. Das war nicht weiter verwunderlich. Auf die wirklich wichtigen Fragen antwortete dieser Mistkerl nie. Mit dem Höschen in der Hand kam er auf mich zu. Ich schnappte es und schmiss es auf den Boden. Am liebsten wäre ich wie ein trotziges Kind darauf herumgetrampelt. Eigentlich wäre ich wohl am liebsten auf Quinn herumgetrampelt, doch da sich das kaum realisieren ließ, war dies zumindest eine Alternative.
»War ich jemals mehr als nur eine bequeme Informationsquelle?«, fragte ich bitter.
Er streckte die Hand aus und strich kurz über meine Wange. Ich zog den Kopf weg. Er ließ die Hand sinken, doch an seinem entschlossenen Blick sah ich, dass er sich nicht so leicht abwimmeln lassen würde.
»Es war von Anfang an mehr zwischen uns.«
Weitere Kostenlose Bücher