Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Vieleicht war es ihm jedoch einfach egal.
Als ich zurück zu unserem Zimmer kam, waren Berna und Nerida zurück. Die Bärenwandlerin war noch angezogen und strich wie ein Tier im Käfig umher, während die Fuchswandlerin in einen Overall gekleidet auf dem Bett lag und eine Frauenzeitschrift las. Die cremefarbenen Overalls saßen sehr eng und ließen wenig Raum für Fantasie. Ich fragte mich, worüber sie sich aufregte. Ihre Brüste wurden so eingequetscht, dass das Material maximal gedehnt wurde und die Brusttasche, in der ein grauweißes Taschentuch steckte, sich beinahe wie in einem Comic nach außen wölbte. Wenn sie wirklich glaubte, dass der Overall weniger anzüglich wirkte, irrte sie sich gewaltig.
Beide ignorierten mich geflissentlich, und ich revanchierte mich, indem ich zu meinem Bett ging und das Fenster öffnete. Frische Luft strömte herein und verhieß einen kühlen Abend.
Abgesehen von dem Schnaufen und Stampfen der Pferde oder den gelegentlichen Schritten der Sicherheitsbeamten drangen wenig Geräusche zu uns herüber. Die übliche abendliche Geräuschkulisse mit dem Gesang von Vögeln oder dem Zirpen der Grillen fehlte hier völlig. Das bereitete mir großes Unbehagen, denn was Insekten abschreckte, sollte uns erst recht beunruhigen.
Um viertel vor sieben zog Berna sich widerwillig aus. Angezogen wirkte sie groß, aber nackt war sie riesig. An ihr war kein Gramm Fett. Sie war einfach in jeder Beziehung breit. Sie hatte breite Schultern, kräftige Arme, Brüste, die so groß waren wie Melonen, ausladende Hüften und Beine wie Baumstämme, die wirkten, als könnte sie damit mühelos jemand in der Mitte zerteilen. Ich wunderte mich über ihre Aussage, sie wäre keine Topringerin. Wie konnte jemand von ihrer Statur nicht zu den Besten gehören?
Ich kam nicht dazu, sie danach zu fragen, denn kaum hatte sie sich ausgezogen, erschien unser Sicherheitsbeamter. Er musterte uns kritisch und nickte dann. Er schien zufrieden und bedeutete uns, ihm zu folgen. Was wir natürlich taten. Die anderen Frauen aus dem Bus hatten sich bereits im Flur versammelt und wurden weggeführt. Darunter waren zwei Frauen, die ich nicht kannte. Wahrscheinlich gehörten sie zu den dreien, die von der letzten Gruppe übrig geblieben waren.
Wir wurden durch eine der Eingangstüren in die Arena geführt, die auf meiner Erkundungstour verschlossen gewesen war. Dem Grundriss nach zu urteilen war die Arena einer römischen Kampfbahn nachempfunden, war allerdings deutlich kleiner.
Als wir den Raum betraten, sah ich, dass der Grundriss nicht annähernd eine Vorstellung von der unglaublichen Größe des Gebäudes vermittelt hatte. Hier strebte alles nach oben, und alles in dem Raum war überdimensional groß, so als ob sich normale Leute hier besonders klein vorkommen sollten. Einem Irren wie Starr gefiel so etwas vermutlich. Die Decke wölbte sich so hoch über uns, dass sie ohne die Scheinwerfer im Dunkeln gelegen hätte, und die Skulpturen der nackten Männer und Frauen, die an der Wand aufgereiht standen, waren mindestens doppelt so groß wie üblich. Die Banden der Arena waren so hoch, dass Gestaltwandler und Werwölfe nicht drüberspringen konnten, bis auf Gestaltwandler mit Flügeln natürlich. Die Mitte der Arena war mit Sand gefüllt, und an den Enden standen Pfosten, in die man Ringe geschlagen hatte. Das Holz war abgenutzt und fleckig. Ich wollte lieber nicht wissen, wovon.
Stühle und Tische nahmen drei Viertel der Arena ein. Das letzte Viertel wurde von einem langen Tisch beherrscht, der mit seinen weißen Tischdecken, goldenem Geschirr und Besteck und pompösen, aufwendig verzierten Stühlen aussah, als gehörte er in einen königlichen Hof. Dort saß ganz offensichtlich Starr.
Er und sein Gefolge waren noch nicht da, dennoch waren bereits eine Menge Leute anwesend. Frauen waren kaum zu sehen, wahrscheinlich hatten die Prostituierten keine Einladung zu dieser gemütlichen kleinen Party erhalten. Einige der Männer erkannte ich wieder. Ich hatte sie in den Akten über Starrs Mitarbeiter gesehen, die Jack mir gegeben hatte. Aber den Großteil kannte ich nicht. Es wäre gut, wenn Rhoan eine Kamera mitbrächte. Ich hatte den Eindruck, dass sich hier eine Menge Leute tummelten, die auf der Fahndungsliste standen.
Es herrschte lautes Stimmgewirr und roch intensiv nach Rasierwasser und Menschen. Darunter lag aber noch etwas anderes, der Geruch von Gewalt, Tod und Verzweiflung. Er schien aus dem Sand aufzusteigen, was mir
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