Ring frei fuer die Liebe
Schneepflug freizuräumen, aber es hatte ununterbrochen weitergeschneit, und sie waren der Lage einfach nicht Herr geworden. Jetzt, da es endlich aufgehört hatte, machte es keinen Sinn, es noch einmal zu probieren, denn der gesamte Südwesten Englands war längst lahmgelegt. Sie hatten den ganzen vergangenen Abend vor dem Fernseher verbracht und einen Bericht nach dem anderen über gesperrte Autobahnen, geschlossene Flughäfen und Rettungsaktionen des Militärs gesehen. Irgendwann hatten sie abgeschaltet und sich stattdessen mit starken Drinks und Dessis Klavierspiel vergnügt.
Talli wusste nicht mehr, wann sie eingeschlafen war, aber sie war am Morgen um acht Uhr unter drei Decken und ihrem Schlafsackmantel auf dem Sofa aufgewacht. Ihr steifer Nacken war nur ein geringer Preis dafür, dass sie Domenic so elegant aus dem Weg gegangen war. Sie hasste sich für diesen Gedanken. In letzter Zeit hatte sie ständig ein schlechtes Gewissen. Sie musste dringend mit ihm reden, und sie würde es tun. Bald. Sie würden das hinkriegen. Nach fünf gemeinsamen Jahre musste sich doch eine Lösung finden lassen.
»Verdammte Scheiße!«, schimpfte Edwina neben ihr. »Scheiße!«
Talli hatte sich schon so an die Fäkalsprache ihrer Beinaheschwägerin gewöhnt, dass sie gar nicht hinhörte.
»Das ist ja … das ist … Nein!« Jetzt lachte Edwina, laut und ohrenbetäubend.
»Sie löst noch eine Lawine aus, wenn sie so weitermacht«, kommentierte Trevor trocken.
Neugierig drehte Talli sich zu Edwina um, um zu sehen, was diese so freute. Sie brauchte einen Moment, ehe sie es erkannte. Ein schwarzer Punkt am Horizont, der von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Jetzt war es schon ein Klecks. Ein größerer Fleck. Etwas Eckiges. Etwas Rechteckiges. Langsam kam es näher. Ein großes Rechteck. Ein …
»Ist das der neue Truck der Crew?«, fragte Talli, ehe sie begeistert aufschrie. Trevor sah sie besorgt an. »Ja, das sind sie! Die Jungs und Mädels von Lovin’Essex! Wie irre!«
Sie fiel Edwina um den Hals, glücklich, dass sie nun wenigstens noch ein paar Menschen mehr um sich hatte, die ihr wichtig waren.
Der riesige Truck hielt an, und der Fahrer sprang heraus – ein strahlender Dave in Anzug und dicken Stiefeln. »Alles okay, Gräfin? Alles okay, Chef?«
Talli reagierte auf die ihr ganz eigene ruhige und besonnene Art und vollführte einen Schneetanz. Sie stürmte auf Dave zu, um ihm um den Hals zu fliegen, aber der war schon unterwegs zur Hintertür des Wagens. Mit einem kräftigen Ruck drückte er den Türgriff herunter, öffnete die Tür und zog eine Art Leiter heraus.
»Ta-da!«, verkündete er wie ein Zirkusdirektor, der dem Publikum stolz seine Artisten präsentierte.
Gebannt sah Talli zu, wie einer nach dem anderen aus dem Wagen kletterte. Lena und Max, Porsche und Ramone, Minx und Dale, Kiki und Dean, der Dj, Shiraz, Toby – die Jungs alle im Anzug, die Mädels geschminkt, mit perfekten Frisuren und Schuhen, in denen sie geradezu ein paar Zentimeter über dem Schnee zu schweben schienen.
Es war der wunderbarste Anblick, den Talli seit Langem erlebt hatte. Abgesehen von Zacs knackigem Hintern vielleicht. O Gott. Hastig verdrängte sie den Gedanken.
Es gab so ein großes Geschrei, dass Trevor sich augenrollend ins Haus zurückzog.
Nachdem sie jeden einzeln umarmt hatte – ja selbst Kiki, das musste sie zu ihrer Schande gestehen –, schob Talli alle ins Warme, geleitete sie weiter in den Salon, wo die anderen auf den gigantischen Chaiselongues vor dem Kamin saßen.
Simmy war der Erste, der auf sie zukam.
»Wie super!« Er strahlte. »Ich freue mich, dass ihr hier seid. Und wie!«
Ganz offensichtlich freute er sich noch mehr, als die Mädels ihre Mäntel auszogen und die erotischste Auswahl an knappen Fetzen jenseits der Kleiderabteilung von Dreamgirls präsentierten. Jede Einzelne sah atemberaubend aus.
Als Nächster sprang Tallis Dad auf und schüttelte allen die Hand. »Sehr heldenhaft von euch zu kommen. Bravo!«
»Wir lassen uns doch nicht durch ein bisschen Schnee von einer Party abhalten!«
Lena zwinkerte ihm zu. Es war Zacs Zwinkern. Talli war nicht sicher, ob sie den Atem anhielt oder ob ihre Lunge nach einer Woche Dauerpassivrauchen in Trevors Gesellschaft gerade ihren Dienst aufgab.
Alle wurden miteinander bekannt gemacht, und India, Verity und Dessi rückten zusammen, um Shiraz, Lena und Minx Platz zu machen. Sekunden später verfielen sie in eine Diskussion über Shiraz’ Louboutins. Porsche
Weitere Kostenlose Bücher