Ring frei fuer die Liebe
klein – gerade groß genug für Privatstunden mit ausgewählten Kunden, die in intimer Atmosphäre ihren Körper trainieren wollten.
»Nein, nein, das ist es auch nicht«, bellte Edwina von einer Empore mitten im Raum.
Eine Stunde erst, und schon wünschte er, er wäre im Auto geblieben. Edwina hatte zehn Kleider anprobiert, und jedes einzelne abgelehnt. Das Einzige, was ihn bei Laune hielt, war der Champagner, den sie ihnen beim Hereinkommen angeboten hatten. Eigentlich wollte er nicht gegen seine eiserne Regel »Kein Alkohol an Wochentagen« verstoßen, aber Edwinas Theater hatte ihn alle Vorsätze über Bord werfen lassen.
Die Menschenarmada um sie herum schob die Braut zurück in die Umkleide. Er war froh, dass er seine True-Religion-Jeans und sein graues Versace-Shirt anhatte. Genau der richtige Look für so einen Laden. Kiki würde hier ganz aus dem Häuschen geraten.
Plötzlich sah er sie in Gedanken vor sich – in einem dieser Hochzeitskleider. Ein Gefühl großer Traurigkeit überfiel ihn. Sie würde wunderschön darin aussehen. Ehe die Show so erfolgreich wurde, hatten sie oft übers Heiraten gesprochen. Inzwischen wusste er gar nicht mehr, wann sie das zuletzt getan hatten. Nicht, dass er nicht mehr wollte, aber irgendwie hatte die Show alles Persönliche in den Hintergrund gedrängt.
Er warf einen Blick in Tallis Richtung. Sie hatte den Kopf an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Anscheinend war sie sich zu fein, um ihn auch nur anzuschauen. Hochnäsig war nicht mal annähernd der richtige Ausdruck, um die Zicke zu beschreiben. Dave hatte gesagt, sie sei ganz okay, aber entweder stand er unter Drogen oder er hatte vor, in ihr Höschen zu kommen. Ihn jedenfalls hatte sie vierzehn Tage lang weder angelächelt noch angesprochen.
Keine Manieren.
»Das scheint dir hier ja nicht allzu viel Spaß zu machen.«
Die Frage kam wie aus dem Nichts und überraschte ihn selbst mindestens genauso wie sie. Eigentlich interessierte ihn ihre Antwort auch gar nicht. Er hatte nur Langeweile und Lust, sie ein bisschen zu reizen.
Sie schlug die Augen auf und schien nach Worten zu suchen. »Was? Äh … nein. Nein. Das ist nichts für mich, Hochzeitskleider.«
Lesbisch also. Garantiert. Er hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die für so einen Laden nicht zu haben war.
Sie schloss erneut die Augen.
»Ah. Also nicht verheiratet?« So schnell würde er nicht aufgeben.
»N … nein. Nicht verheiratet.«
»Freund?«
»Ja.«
Doch nicht lesbisch.
»Wie lange schon?«
»Was?«
»Wie lange schon? Der Freund?«
»Oh. Äh … weiß nicht so genau. Ein paar Jahre vielleicht. Ziemlich lange jedenfalls.«
Jetzt war er endgültig perplex. Er hätte sie nie für eine gehalten, die zu einer dauerhaften Beziehung fähig war. Dazu war sie viel zu sehr mit sich beschäftigt. Was allerdings nicht auf ihre Klamottenauswahl zutraf. Trug sie eigentlich je etwas anderes als Jeans und Biker Boots? Okay, sie hatte eine gute Figur, aber kein Make-up, zerwühlte Haare, nicht gestylt. Wenn er sie mal mit Shiraz und Kiki irgendwo einsperren würde, sähe sie anschließend sicher völlig anders aus.
»Verlobt?«
»Nein.«
Beide schauten gleichermaßen erleichtert, als Edwina in einem trägerlosen Kleid aus elfenbeinfarbener Seide aus der Kabine kam, mit dem sie auch auf das Cover der Vogue gepasst hätte. Ja, er las die Vogue . Das gab er zu. Es war nie verkehrt, sich zu informieren, was man im Augenblick so trug.
»Das ist … fantastisch!«, sagte Talli und lächelte tatsächlich zum ersten Mal an diesem Tag ein bisschen.
»Das ist es. Absolut!«, kreischte Edwina und klatschte in die Hände. »Das ist es! Zac, was meinst du?«
Erstaunt über ihre Frage schaute er genauer hin. Dabei merkte er, dass diese Talli-Zicke ihm böse Blicke zuwarf. Was hatte sie nur für ein Problem?
»Das Oberteil sitzt perfekt, betont an den richtigen Stellen.« Er bemühte sich um eine möglichst professionelle Einschätzung. »Der Rock muss noch etwas angepasst werden. Der Stoff spannt an den Hüften, wo er eigentlich fließen sollte, und an der Taille sitzt er verdammt eng …«
»Natürlich hilft da entsprechende figurformende Unterwäsche noch ein bisschen«, mischte sich eine der Verkäuferinnen ein.
Zac schüttelte den Kopf. »Das schafft kein Mieder dieser Welt, Schätzchen. Aber wir haben ja noch sechs Wochen. Das kriegen wir schon hin.«
Edwina machte eine Bewegung, als wollte sie ihm um den Hals fallen, erinnerte sich dann
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