Ring frei fuer die Liebe

die kalte Schulter gezeigt, nur weil … tja, eigentlich wusste sie gar nicht so genau, warum eigentlich.
    Es ging sie überhaupt nichts an, was er mit wem tat. Die ganze Sache hatte sie einfach nur genervt. Aber jetzt …
    »Talli, Darling, ich liebe dich echt«, rief Dessi, »aber Singen ist nun wirklich nicht deine Stärke! Was soll das überhaupt sein?«
    Talli klappte den Mund zu. Gott, sie hatte nicht mal gemerkt, dass sie vor sich hin summte.
    »Ach, nichts Besonderes. Irgendeine Filmmelodie.«
    »Ach ja, genau! Aus diesem Film, den du früher ständig angeschaut hast. Dirty Dancing .«
    Und wenn schon. Dann war es eben peinlich. Talli fühlte sich einfach danach, daher stimmte sie eine laute, etwas schräge Version von I’ve Had the Time of My Life an.

14. Kapitel
    »Happy Birthday dear Dottie, happy birthday to you!«
    Zac, Minx und Lena, das gesamte Lovin’-Essex- Team und drei von Dots engsten Freundinnen sangen und erhoben ihre Sektgläser. Sie befanden sich in Dots Lieblingsrestaurant, einem All-You-Can-Eat-Buffet-Schuppen – 9,99 pro Person – mit bunt gemustertem Teppichboden und getäfelter Holzdecke. Das komplette Personal kannte Dot mit Namen, und alle sangen kräftig mit, während sie Tabletts von ungefähr drei Metern Durchmesser über ihren Köpfen balancierten. Der Manager hatte bereits eine kostenlose Runde Asti Spumante spendiert, darauf hoffend, dass eines der Sternchen seine Location twitterte. Aber das tat niemand. Zu tosendem Applaus pustete Dot die Kerzen auf der Geburtstagstorte aus.
    »Eine Rede, eine Rede!«, forderte Dave, und die anderen stimmten mit ein.
    Tante Dottie lächelte etwas verlegen, dann nickte sie. »Schon gut, schon gut. Hört bloß auf, mich unter Druck zu setzen, sonst melde ich euch alle dem Altenschutzbund. Also … Als Erstes danke ich euch, dass ihr alle gekommen seid. Schließlich wird man nicht jeden Tag fünfundvierzig.«
    Großes Gelächter und Gejohle.
    »Bitte keinen Sarkasmus«, meinte Dot. »Vor allem möchte ich Jessie, Minnie und Ena, meinen Bingo-Freundinnen, danken, die nach demselben Motto leben wie ich.«
    Alle im Raum brüllten: »Solange es Bingo gibt, gibt es Hoffnung!« Seit Dot ihr Mantra auf Twitter gepostet und alle von Lovin’ Essex es weitergetwittert hatten, hatte es sich wie ein Virus ausgebreitet. Die Agentur, die für die Merchandising-Produkte der Show zuständig war, hatte sogar schon überlegt, ein T-Shirt mit dem Slogan produzieren zu lassen, und Edwina hatte Dot gefragt, ob sie Lust hätte, in einigen Folgen mitzumachen. Dot hatte abgelehnt. Berühmt zu werden sei das Letzte, was sie sich wünsche, hatte sie gesagt. Das locke nur alle möglichen komischen Vögel an wie den Drogendealer von nebenan.
    »Zum Schluss möchte ich meinem Zac, meiner Minx und meiner Lena danken.«
    Zac, Minx und Lena strahlten über das ganze Gesicht.
    »Als die drei damals bei mir eingezogen sind, waren einige meiner sogenannten Freundinnen gar nicht glücklich. Aber wir haben es ihnen allen gezeigt. Ich musste mir anhören, dass es schwierig sei, drei Kids aufzunehmen. Stressig. Dabei haben sie mir vom ersten Moment an nur Freude gemacht. Ich hatte nicht das Glück, eigene Kinder zu bekommen, aber ich bin die glücklichste Tante auf der Welt. Ich liebe euch wie verrückt.«
    Dot hob ihr Glas, und alle anderen taten es ihr nach. Zac spürte einen dicken Kloß im Hals, Minx bekam feuchte Augen, und über Lenas Gesicht liefen bereits dicke Kullertränen.
    Nun war Zac an der Reihe. Er stand auf und strich sich seine schwarze Hose glatt. Dazu trug er ein schwarzes Hemd, das am Kragen offen stand. Tante Dot legte bei besonderen Anlässen immer viel Wert auf schicke Kleidung.
    »Ladies and Gentlemen«, begann er, was erneut zu lautem Gegröle führte, »und liebe Tante Dottie natürlich. Ich spreche sicher auch für Minx und Lena, wenn ich sage, dass nicht du diejenige bist, die sich glücklich schätzen kann, sondern wir. Wir sind dir unendlich dankbar, und wir lieben dich. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
    Zac setzte sich unter erneutem Applaus und atmete ein paarmal tief durch. Wenn er jetzt hier in Tränen ausbrach, würde er kein Bein mehr auf die Erde bekommen. Eine Hand berührte sein Knie, und er drehte sich zu Kiki um, die neben ihm saß. In dem weißen Minikleid mit den Fledermausärmeln sah sie killermäßig aus. Das Vorderteil war die pure Unschuld, aber der Rücken war so tief ausgeschnitten, dass man bis auf ihren Hintern schauen