Ring frei fuer die Liebe
ihre Arme mit einem zufriedenen Seufzer zurück aufs Bett fallen. Das Betätigen des Schalters am Kopfteil hinter ihr löste ein leises Surren aus. Die Jalousien an den bodentiefen Fenstern bewegten sich fast geräuschlos zur Seite und gaben einen atemberaubenden Blick auf Themse und Tower Bridge frei. Neben ihr regte sich Domenic, schob seine Schlafmaske nach oben und blinzelte ins Licht.
»Morgen, mein Schatz«, zwitscherte sie und beugte sich über ihn, um ihn zu küssen. Wie wunderbar war es, an einem Samstagmorgen faul im Bett zu liegen und zu wissen, dass sie das ganze Wochenende weder Edwina sehen musste noch irgendwelche Caterer oder sonstige Personen, die auch nur entfernt etwas mit der Hochzeit zu tun hatten. Es störte sie nicht mal, dass Dom den Kopf zur Seite drehte und ihr Kuss nur seine Wange traf. Domenic mochte keine morgendlichen Küsse. Die Mundbakterien seien morgens besonders aktiv, behauptete er.
Wenn es ein Apartment gab, das typisch für seinen Besitzer war, dann dieses. Ein riesiges Penthouse-Loft, zehn Stockwerke über dem Themseufer, ein Mix aus vielen Stilen und Einflüssen. Das teure Parkett aus amerikanischem Nussbaum und die Conran-Möbel demonstrierten Geld, der Eierschalenton der Wände und die Hochglanzküche standen für cleane Oberflächen und perfekte Hygiene. Die riesigen Drucke in den schwarzen Metallrahmen an der Wand gegenüber dem Fenster waren Werbeplakate für Big Up D und einer Hand voll weiterer Künstler, die Domenic unter Vertrag hatte. Der Kamin in der Mitte des Raumes war ein Symbol für … ja, für was eigentlich? Für Doms gefühlvolle, romantische Seite.
Okay, die Romantik hatte in letzter Zeit etwas gelitten, aber das war allein Tallis Schuld. Wenn sie nicht dauernd in Essex rumhängen und sich nur noch mit dieser Hochzeit beschäftigen würde, wäre zwischen ihnen alles genauso wie immer. Außerdem war es doch völlig normal, dass die Romantik nach so vielen Jahren ein wenig nachließ. Früher war das ganz anders gewesen. Erst letztes Jahr hatte Dom sie zu ihrem Geburtstag zu einem Konzert der Killers nach Paris eingeladen. Sie hatten sich in Antigua im Mondschein geliebt, nachdem sie nackt gebadet hatten. Und es hatte der Stimmung keinen Abbruch getan, dass sie das Bad abrupt abbrechen mussten, weil er plötzlich panische Angst vor einem tödlichen Stachelrochenstich hatte.
Talli stieg aus dem Bett und lief über den Walnussboden ins Bad. Der Saum ihres Oversize-Shirts umspielte ihre muskulösen Schenkel. Das regelmäßige Workout im Fitnessstudio hielt sie perfekt in Form. Vielleicht war nicht alles so sexy wie die Kurven und Brüste der Mädels von Lovin’ Essex , aber im Wesentlichen dort, wo es hingehörte. Und vielleicht würden ja eines Tages mal kleine Brüste modern.
Nach kurzem Pipimachen und Zähneputzen ging sie wieder zurück ins Bett. Sie schob die Decke zur Seite, nahm Domenic die Fernbedienung aus der Hand und schaltete MTV ab. Dann setzte sie sich rittlings auf ihn und beugte sich vor, um an der Ecke seines Madness-Shirts zu saugen. Sofort spürte sie seine Erektion in den gestreiften Boxershorts.
»Moment noch, Süße, bin sofort wieder da.«
»Mich stören deine ungeputzten Zähne aber gar nicht«, antwortete sie, als er sich unter ihr zur Seite rollte.
Er sah sie an, als hätte sie ihm gerade gestanden, einen Wurf Welpen ertränkt zu haben.
»Äh … ja, weiß ich. Gib mir ne Sekunde.« Er ignorierte ihren Protest völlig und verschwand ins Bad.
Sie hörte die Dusche plätschern, danach seine elektrische Zahnbürste, eine kleine Pause, während er Zahnseide benutzte, das Zischen des Deosprays. Erst dann öffnete sich die Tür wieder, und er kam auf sie zu – splitternackt bis auf das Kondom auf seinem halb aufgerichteten Penis. Nicht gerade sehr erotisch. Talli wurde bewusst, dass sie wochenlang keinen Sex mehr gehabt hatten. Sie gab ihrer neuen Lovin’-Essex -Sucht die Schuld an dieser Erkenntnis. Sie hatte sämtliche Folgen angeschaut; und irgendwie kam es ihr so vor, als ob alle Figuren in der Serie entweder planten Sex zu haben, aktuell Sex hatten oder den Sex, den sie gerade gehabt hatten, diskutieren. Oder den sie aktuell hatten …
Domenic war normalerweise ein strenger Anhänger der Missionarsstellung. Aber vielleicht tat ihnen eine kleine Abwechslung ja gut. Die Show gab ihr jedenfalls das Gefühl, als würde das Leben an ihr vorbeigehen, und zwar in Form von Blumenarrangements, Kristallgläsern und konservativem
Weitere Kostenlose Bücher