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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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diesen Wahnsinnigen aus den Augen! Subito!«
    Die umliegenden Herzen pochten gedämpfter. Keine Wimper regte sich mehr. Die ausgelassene Stimmung war geliert.
    Ivan Jouvain höhnte. »Vielleicht hättest du dir statt dieser Schoßhündchen lieber einen richtigen Wachhund zulegen sollen.« Er war nur noch zwei Armlängen von Bellini entfernt. Die vier silbernen Gabelzinken blitzten. Der Maestro riß die Hände vors Gesicht. Der Kapellmeister holte aus.
    Der Schrei, der an der hohen Decke zerschellte, ließ
die Kronleuchter erbeben. Benito Bellini starrte mit ungläubig geweiteten Augen auf seinen ehemaligen Assistenten. Die Züge des jungen Mannes waren im Schmerz häßlich verzerrt. Mrs. Johnson-Myer aus Waxahachie stand unmittelbar hinter ihm. Sie hatte seinen Unterarm gepackt und mit eisernem Griff zwischen die Schulterblätter gedreht.
    Die Sängerin lächelte. »So, wir sind jetzt a good little boy und gehen nach Hause.« Sie bog die Finger auf, die sich um die Gabel gekrampft hatten, legte das Besteck beiseite und steuerte den Kapellmeister in Richtung Ausgang.
    Anfangs verhalten, dann immer lauter begannen die Gäste zu lachen. Als Mrs. Johnson-Myer ihren Gefangenen über die Schwelle schob, sprühten die Goldzähne Funken.
    Mit haßglänzenden Augen blickte der Kapellmeister zurück. »Du verdammte Hure, das wird dir noch leid tun! Euch allen wird es noch leid tun!« Er rannte davon. Seine Worte verzischten im johlenden Applaus.

ZWEITER AUFZUG
    ». . . harten Sturm sollst du bestehn|. . .«
    Brünnhilde, Die Walküre, 2. Aufzug

19
    Es war eine blutige Geschichte. Ein junger Mann hatte die geliebte Schwester aus der Wohnung des Ehemanns entführt. Tagelang hatten sich die beiden im Bahnhofsviertel versteckt. Dennoch war es dem Ehemann gelungen, sie aufzuspüren. Im darauffolgenden Kampf hatten er und der Bruder sich gegenseitig erstochen. Die Frau hatte fliehen können. Von ihr fehlte jede Spur.
    Elisabeth Raven-Winterfeld schrak hoch. Es hatte an der Tür geklingelt. Instinktiv bückte sie sich nach der Zeitung, die ihren Händen entglitten war. Der Stich in ihrem linken Busen ließ sie erstarren. Sie biß sich auf die Lippen. In ihrem vom Bühnensturz gequetschten Brustkorb flammten die Schmerzen wieder auf. Ihr Arm, der in einer Schlinge lag, um die ausgerenkte Schulter zu entlasten, verkrampfte sich. Es klingelte erneut an der Tür. Elisabeth Raven-Winterfeld wischte sich über die blessierte Stirn.
    Sie erwartete niemanden. Seit Tagen schon war kein Krankenbesuch mehr vorbeigekommen. Mühsam schlich sie zur Wohnungstür und lugte durch den Spion. Es war nichts zu sehen. Doch schwere Absätze polterten das Treppenhaus hinunter. Sie öffnete die Tür. Ein kleines, rot eingewickeltes Päckchen lag auf dem Fußabstreifer.
    Die Sängerin trat einen Schrittzurück.
    Das letzte Mal, daß ihr ein unbekannter Fan etwas vor die Tür gelegt hatte, war in Gießen gewesen. In der Spielzeit, in der sie am dortigen Stadttheater die Brünnhilde gesungen hatte. In Frankfurt war sie seit Jahren nicht mehr aufgetreten. Woher sollte ein anonymes Präsent kommen? Unschlüssig starrte sie auf das Päckchen. Das furchtbare Geräusch, mit dem das Schaukelseil gerissen war, knirschte wieder in ihren Ohren.
    Vorsichtig, mit steif gehaltenem Rumpf ging Elisabeth in die Hocke. Sie betrachtete das ominöse Geschenk aus der Nähe. Es hatte die Größe von zwei Streichholzschachteln. Die Oberseite war leicht gewölbt. Ein Goldbändchen wand sich um das matt schimmernde Papier.
    Die Sängerin glaubte sich zu erinnern, daß Briefbomben in großen, wattierten Umschlägen verschickt wurden. Das Päckchen war sicher zu klein, um Zündmechanismus und Sprengstoff zu beherbergen. Dennoch vermied sie jede abrupte Bewegung nicht allein wegen ihres lädierten Oberkörpers, als sie das Schächtelchen aufhob und in die Küche trug.
    Sie setzte es auf dem Eßtisch ab. Neben dem Backofen entdeckte sie einen Bratspieß. Mit seiner Spitze touchierte sie die Verpackung. Nichts geschah. Sie stieß heftiger zu. Millimeterweise zog sie die Goldschleife auf. Beherzter entfernte sie die Klebestreifen. Sie bog die knisternde Geschenkfolie auseinander. Eine dunkelblaue Schmuckschatulle kam zum Vorschein.
    Furcht und Neugier kreuzten in Elisabeth abermals die Klingen. Ihre Hände rangen miteinander. Die einsatzbereite Rechte siegte. Die Sängerin hielt den Atem an und drückte den winzigen Metallknopf an der Vorderseite
des Futterals. Mit einem trockenen

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