Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
zu ignorieren, denn dieser Teil der Hot Needle of Inquiry gehörte dem Hintersten, und die Wand davor bestand nicht aus Glas. Sie bestand aus dem unverwüstlichen Material, aus dem die Schiffszellen von General Products gemacht wurden.
Zwischen der Küchenautomatik und einem Sarg, der so groß war wie eine auf der Seite liegende Transferkabine, stand ein zweiköpfiges, dreibeiniges Alien mit gelockter Mähne, juwelengeschmückt und formell gekleidet.
Ein knorriger alter Mann in einem weiten Hemd raste mit wedelnden Armen und Beinen auf den Hintersten zu.
Eine verborgene Stepperscheibe führte in die Quartiere des Pierson-Puppenspielers. Der Hinterste steht in der Nähe, wenn nicht sogar darauf, dachte Louis. In seinem Quartier war er unangreifbar.
Doch die Instinkte waren zu stark. Anstatt zu fliehen, wandte der Hinterste dem Angreifer den Rücken zu.
Dann ging alles sehr rasch. Louis kämpfte noch immer darum, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Der Hinterste wirbelte mit weit gespreizten Köpfen herum, die Augen nach hinten gerichtet, ein Binokular mit einer Basis von drei Fuß Breite. Auf den Angreifer gerichtet. Das Hinterbein holte aus und schoß geradewegs nach hinten, als der alte Mann heran war.
Es war ein guter Tritt, mitten ins Ziel. Louis hörte ein krachendes Geräusch: Der alte Mann schien einen Brustpanzer unter seinem Hemd zu tragen. Panzer oder nicht, der Tritt hätte jeden normalen Hominiden in das Reich der Träume geschickt. Der knubbelige Mann wurde vom Aufprall zurückgeworfen und von den Füßen gerissen, doch er hatte bereits eine Hand am Knöchel des Hintersten, um seinen Schwung auszunutzen, als der Puppenspieler zum zweiten Mal treten wollte. Der knorrige Mann wich dem Huf aus und hämmerte krachend die Faust auf die juwelengeschmückte Mähne zwischen den beiden Köpfen, wo die Hälse im Rumpf verschwanden.
Auf den eigentlichen Schädel des Pierson-Puppenspielers.
Louis schwang den Laser herum.
Zu langsam, zu unbeholfen. Der benommene Puppenspieler war im Weg. Irgendetwas traf Louis’ Rechte, und der Laser flog davon. Eine Metallkugel? Eine zweite schlug ihm das Variomesser aus der anderen Hand. Es wirbelte durch die Luft.
Louis zuckte heftig vor der flirrenden Klinge zurück.
Der Hinterste war am Boden, zu einer Kugel zusammengerollt, die Köpfe und langen Hälse zwischen den Vorderbeinen eingeklemmt. Auf dem Fußboden stand knöchelhoch Wasser. Louis’ Laser war untergetaucht und sandte einen dünnen Lichtstrahl quer durch die transparente Hülle der Hot Needle of Inquiry und auf die Lava dahinter.
Die Monofaserklinge hatte Louis nicht zerhackt. Pures Glück! Seine Hände und Handgelenke fühlten sich an, als wären sie zerschmettert. Er hatte schon wieder das Gleichgewicht verloren, und der knubbelige Mann mit den dicken Gelenken griff nun Louis an. Ein Protektor!
Louis rollte von der Stepperscheibe in eine Ecke des Raums und wollte sich aufrappeln. Seine Handgelenke schmerzten, daß ihm übel wurde. Die linke Hand war vollkommen taub.
Der Raum über der Scheibe, wo Louis noch einen Augenblick zuvor gestanden hatte, war plötzlich nicht mehr leer. Ein Wesen wie ein gewaltiger orangefarbener Bär stand hoch aufgerichtet auf der Scheibe, in der Hand eine Waffe von der Größe einer kleinen Kanone.
Der Protektor duckte sich, wirbelte herum und schleuderte Louis’ Varioklinge auf den großen Neuankömmling … Es war ein Kzin! Die Waffe des Kzin flog beiseite – zusammen mit der Tatze, die sie noch immer umklammerte. Der Kzin brach in die Knie und erstarrte. Er stieß ein unterdrücktes Stöhnen aus. Der Protektor hatte inzwischen Louis’ Laser aufgehoben und schwenkte die Waffe in einer deutlichen Drohung.
»Keine Bewegung«, sagte er. »Web-Bewohner, auch du nicht. Louis Wu, rühr dich nicht. Verlangt dein Vertrag von dir, dein Leben einzusetzen?«
Der Protektor hatte die ledrigen Lippen geschürzt und entblößte zahnlose, gezackte Kiefer. Das Gesicht wirkte hart, beinahe wie ein Schnabel.
Er sprach Interspeak, wenn auch ein wenig hauchig und rau. Wo zum Tanj hatte er Interspeak gelernt? Hatte er den Hintersten belauscht?
Vertrag?
Die Wirklichkeit durchdrang den alles umfassenden Schmerz in Wellen. Seit elf Jahren hatte Louis nicht mehr in derart großen Schwierigkeiten gesteckt. Er wagte sich nicht zu rühren, als er sagte: »Ja. Nach meiner eigenen und alleinigen Einschätzung. Akzeptierst du meinen Vertrag?«
»Ja«, sagte der Protektor.
Erstaunlich, wenn man
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