Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
Kreischerkolonie aus der Nähe anzusehen.
Es war nicht das Merkwürdigste, das Warvia jemals gesehen hatte, doch es war merkwürdig genug.
Mitten in der flachen Ebene befanden sich Hunderte rechteckiger Hügel. Sie sahen aus wie die halb geschmolzene Stadt eines Volkes, das nicht größer wurde als einen Fuß. In jedem Hügel befand sich ein Eingang, und jeder Eingang war vom Zentrum der ›Stadt‹ weg gerichtet.
Als die Vampirjäger auf die Hügel zumarschierten, strömte eine Armee aus den Eingängen und begab sich in Verteidigungsstellung.
Die Kreischer sind groß genug, um eine vernünftige Tagesmahlzeit abzugeben, dachte Warvia. Ihre Gesichter waren leer. Sie krabbelten auf allen vieren hervor, dann richteten sie sich auf und zeigten überdimensionierte Krallen, die eher auf Graben als auf Kämpfen spezialisiert waren. Ihre schrillen Laute schmerzten in Warvias Ohren.
»Knüppel«, schlug Forn vor.
Tegger winkte ab. »Wenn wir einfach mitten hinein gehen und auf sie einschlagen, werden sie uns umzingeln. In der Nähe des Wagens ist ein ganzer Wald von Seilen und Tauen. Ich glaube, ich habe auch ein Netz gesehen.«
Die Wachen bezogen erneut Posten, um ihre Stadt zu verteidigen. Barok und Tegger warfen das Netz. Es bestand aus einem groben, starken Material und hatte wahrscheinlich einst dem Heben von Lasten gedient. Die meisten der Verteidiger konnten sich befreien und gingen zum Angriff über. Die Roten und die Maschinenleute rannten los. Sie zogen das Netz hinter sich her und hielten kurz an, um es einzuschlagen, damit die wenigen verbliebenen Kreischer nicht auch noch entkommen konnten. Die anderen Kreischer blieben zurück, kreischten den Angreifern hinterher und kehrten auf ihre Posten zurück.
Vier Große blieben im Netz gefangen.
Die Roten waren satt, und die Maschinenleute garten ihren Fang, bevor der erste Schatten über die Sonne fiel. Das Nachtvolk kam aus dem Wagen, blickte sich um und folgte dem Geruch der Toten.
Warvia und Tegger kletterten in die Nutzlasthülse, um zu schlafen.
»Die meisten sind mumifiziert«, erzählte Harfner in der Dämmerung des nächsten Morgens. »Zu weit ausgetrocknet und zerfallen, um selbst als Notration zu dienen. Die meisten starben an Altersschwäche. Das Sandvolk scheint ein gutes, gesundes Leben zu führen. Egal, wir fanden einen …«
»… Herder«, beendete Trauriges Rohr den Satz für ihn. »Wahrscheinlich von seinen eigenen Tieren getötet. Wir verhungern wirklich selten.«
»Gut«, sagte Warvia.
Die Sonnenscheibe war bereits zu hell für das Nachtvolk. Sie saßen unter einer Plane, während die anderen sich sonnten und darauf warteten, daß es wärmer wurde.
»Wir haben das Sandvolk über diesen Ort ausgefragt«, berichtete Foranayeedli. »Sie wachsen in seiner unmittelbaren Nähe auf, doch sie wissen nichts darüber, außer, daß sie hier ihre Toten bestatten.«
»Aber es ist viel mehr«, sagte Harfner. »Doch jetzt müssen wir den Schoner in Stellung bringen und fest vertäuen. Wir brauchen Nahrung für fünf Tage, für euch alle …«
»Wir verlassen euch hier«, entgegnete Sabarokaresh.
Warvia und Tegger hatten es gewußt. »Wir danken euch, daß ihr so lange bei uns geblieben seid«, sagte sie. »Wir hätten sicher einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen: Rote Herder auf einem Schoner des Maschinenvolks. Habt ihr eure Pläne geändert?«
»Wir kehren zu Fuß nach Backbord zurück. Wir werden unsere Reise mit Geschichten und Überlieferungen finanzieren. Und wir werden die Stämme, die wir unterwegs treffen, lehren, wie man Treibstoff macht.« Barok drückte den Arm seiner Tochter. »Wenn wir schließlich wieder bei unserem Volk sind, werden wir genügend Prämien verdient haben, um Forn eine Mitgift zu geben.«
»Ich möchte dir für den Unterricht danken«, sagte Tegger vorsichtig.
Das Mädchen schenkte ihm ein lüsternes Grinsen. »Du warst ein gelehriger Schüler.« Sie sah ihren Vater an. »Oh. Es gibt da ein paar Dinge, über die wir nie gesprochen haben …«
»Hofieren«, sagte Barok.
»Ja. Vergeßt nicht, daß ihr hofieren müßt«, sagte Foranayeedli. »Die meisten Hominiden besitzen Werberituale. Versucht nicht herauszufinden, welche. Bleibt bei euren eigenen. Dann fühlt ihr euch gut, und sie amüsieren sich. Werdet ihr das nicht vergessen?«
»Nein«, sagte Warvia.
»Wir werben nur kurz und verhandeln zuerst«, sagte Tegger. »Ich glaube, andere Hominiden schätzen uns als scheu und kalt ein.«
»Hmmm.
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