Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
Arthritisch, mit verdickten Gelenken und Knöcheln.
Ein Protektor? »Warum sollte sich ein Protektor in diese Geschichte einmischen?«
»Unbekannt. Sieh her.« Schneller Vorlauf. Die Vampirfrau starb, der Rote rannte weiter; rannte in den Fluß und war plötzlich von einem halben Dutzend Vampiren umzingelt. Die Aufnahme blieb beinahe stehen. Zeitlupe. Das Schwert des Roten schwang herum … ein Vampirweibchen sprang ihn von hinten an … eine Hand packte sie am Fußgelenk.
Der heimliche Begleiter des Roten war über und über mit Schlamm bedeckt. Seine knotige Hand berührte das Weibchen kaum. Sie schloß sich um ihr Fußgelenk, zerrte kurz daran und ließ wieder los. Das Weibchen schlug mit den Klauen nach ihrem unsichtbaren Gegner, wandte sich wieder dem rothäutigen Mann zu und starb unter seinem Schwert.
»Minimalistisch«, sagte Louis. Ein raschelndes Geräusch drang aus seinem Unterbewußtsein an die Oberfläche.
»Geheimnisvoll«, sagte der Hinterste.
Der Rote Herder rannte über den Uferschlamm weiter. Die Vampire verschwammen in der Ferne zu einem Fleck und verblaßten.
»Er ist jetzt außerhalb der Reichweite meiner Instrumente. Ich verlor ihn für eine Weile. Beinahe hätte ich unseren Geheimnisvollen ebenfalls verloren, und das macht mir Sorgen. Sieh weiter.«
Der Aufnahmewinkel der Kamera wechselte: zurück und am Fluß entlang.
Sie fing ein Spritzen ein, dann schwenkte sie rasch das Ufer hinauf und in den Schatten.
»Ich kann nichts …«, begann Louis.
»Hier die Szene noch einmal. Diesmal in Infrarot. Unser Schleicher ist so gut wie unsichtbar.«
»Ja. Natürlich. Er war unter Wasser, um überschüssige Hitze abzuleiten. Wo will er denn hin? In das Vampirnest?«
Der Hinterste wiederholte die Sequenz mit Lichtverstärker. Ein Spritzer: Etwas schoß aus dem Wasser und rannte auf einem erratischen, unregelmäßigen Kurs das Ufer hinauf. Pause. Keine gute Aufnahme, doch die Gestalt war eindeutig hominid. Weiter. Hinauf in den Schatten. Weg war sie.
»Das war das letzte, was ich von unserem Freund zu sehen bekam. Es ist ganz offensichtlich kein Vampir. Er beschützt unseren Roten Herder und vielleicht auch seine beiden unsichtbaren Begleiter. Und er gibt sich die allergrößte Mühe, unentdeckt zu bleiben.«
Trockenes Gebüsch knackte und brach. Am Ufer des Badeteichs hatten sich Fischer und Segler aufgereiht und starrten auf Louis Wu, der in der Luft schwebte, oder auf das Fenster im Fels der Klippe und die Aussicht auf ferne, vom Tageslicht beschienene Berge darin.
»Was hast du sonst noch herausgefunden?« erkundigte sich Louis.
»Nichts mehr von Interesse, jedenfalls in den letzten drei Stunden«, erwiderte der Puppenspieler.
»Hinterster, mein Gehirn stirbt wirklich allmählich an Schlafmangel«, sagte Louis.
»Warte. Dieses Ding …«
»Es ist fünfundvierzig Grad den Bogen hinauf, Hinterster. Fünfeinhalb Minuten bei Lichtgeschwindigkeit. Es kann dir nicht gefährlich werden, Hinterster. Obwohl ich dir recht geben muß. Es ist ein Protektor.«
»Louis, du mußt medizinische Hilfe annehmen.«
»Du kannst mir nicht helfen. Du hast den Autodoc auf den Lander verfrachtet, oder hast du das vergessen?«
»Die Mannschaftsküche besitzt ein medizinisches Programm. Louis, sie kann Boosterspice herstellen!«
»Boosterspice macht einen Menschen nicht gesund. Es hält ihn lediglich jung.«
»Bist du …?«
»Nein, ich bin nicht krank. Aber Menschen werden hin und wieder krank, Hinterster, und ich muß ständig daran denken, warum wir keinen vernünftig funktionierenden Autodoc haben. Chmeee und ich haben uns nicht freiwillig für diese Aufgabe gemeldet, oder hast du das vergessen? Du hast gemeint, wir könnten uns weigern, den Lander einzusetzen. Also hast du den Autodoc hineinverfrachtet, und Teela hat ihn geröstet.«
»Aber …«
»Laß das Fenster eingeschaltet. Ich will nicht, daß die Leute hier denken, wir hätten etwas zu verbergen.« Louis erhob sich und wollte gehen.
»Louis, ich bin es leid, daß du mir nie zuhören willst.«
Louis ging zwei Schritte. Er hatte sich elf Jahre lang geweigert, dem Hintersten zuzuhören, und sich entschuldigen zu müssen war tanj peinlich … also machte er kehrt und setzte sich wieder auf seinen Felsen. »Schieß los«, sagte er.
»Ich besitze meine eigenen medizinischen Apparate.«
»Tatsächlich?« Der Hinterste hatte ganz sicher gegen jede vorstellbare Krankheit und gegen jeden möglichen Unfall Vorsorge getroffen. Bei ihrem ersten
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