Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
Besuch auf der Ringwelt hatte der Puppenspieler Nessus einen seiner beiden Köpfe samt Hals verloren, und Louis hatte gesehen, wie er nachgewachsen war. »Puppenspielermedizin«, sagte er. »Was soll ein Mensch damit anfangen?«
»Louis, diese Technologie stammt von euch Menschen. Wir haben sie von einem Agenten der Kzinti auf Fafnir. Ursprünglich handelte es sich um ein mehr als zweihundert Jahre altes Experiment der ARM. Es wurde aus eurem Sonnensystem gestohlen. Das System repariert Körperzellen mit Hilfe von Nanotechnologie von innen heraus. Es ist ein Prototyp, und sie bauten niemals ein zweites. Ich habe es so modifizieren lassen, daß es nicht nur Menschen, sondern auch Kzinti und meine eigene Art heilt.«
Louis lachte. »Tanj, du bist vielleicht vorsichtig!« Die meisten Ausrüstungsteile an Bord der Hof Needle of Inquiry waren menschlichen Ursprungs, und was nicht von Menschen stammte, hatte der Hinterste sorgfältig verborgen. Wäre der Hinterste bei der Entführung seiner Mannschaft gefaßt worden, hätte keine einzige Spur auf die Weltenflotte gewiesen.
»Zu schade, daß ich dieses System niemals zu Gesicht bekommen werde.«
»Ich kann es auf das Mannschaftsdeck schaffen.«
Louis spürte einen kalten Schauer, der wie Eiswasser über seinen Rücken lief. »Das meinst du nicht ernst«, sagte er. »Und ich bin zu müde, um nachzudenken. Gute Nacht, Hinterster.«
Louis parkte seinen Stapel Transportpaletten neben dem Gästezelt. Trockenes Buschwerk raschelte, als er abstieg. Er sprach leise in die Nacht: »Wenn du bereit bist zu reden – ich bin hier. Und ich wette, du trägst einen bestickten Kilt.« Die Nacht hatte keine Antwort.
Sawur rührte sich kaum, als er in das Zelt kroch. Er fiel augenblicklich in tiefen Schlaf.
KAPITEL ZEHN
DIE TREPPENSTRASSE
Verwesungsgeruch ließ sie benommen erwachen. Spitze Fingernägel, die sich in ihren Oberarm gruben, vertrieben den restlichen Schlaf. Valavirgilin kam ächzend hoch. Harfner duckte sich unter dem Lauf von Valavirgilins Pistole, die sie im letzten Augenblick nicht abgefeuert hatte.
»Vala, komm und sieh!«
Flup! »Werden wir angegriffen?«
»Vampire würdest du riechen. Ich bin überrascht, daß sie sich bis jetzt noch nicht gezeigt haben. Vielleicht sind sie abgelenkt.«
Valavirgilin trat auf das Trittbrett hinaus.
Regen fiel in dichten Tropfen. Die Plane bot ein wenig Schutz, die Sicht war schlecht. In Richtung Antispin und Steuerbord zuckten Blitze am Himmel; es war die Richtung, in der der Unterschlupf der Vampire lag. Blitze und noch etwas anderes. Unten am Hang, am Fluß, leuchtete ein stetiges weißes Licht.
Nach allem, was sie besprochen hatten, würde Tegger doch wohl kein Feuer brennen lassen? Aber Feuer brannte nicht grellweiß und hätte obendrein geflackert.
Trauriges Rohr befand sich oben auf dem Felsen. Sie hielt Wache. »Weckst du Warvia?« fragte Harfner.
»Ja.« Valavirgilin schlüpfte in die Nutzlasthülse. Es machte keinen Sinn, die anderen ebenfalls zu wecken. Warvia besaß die besten Augen von allen. Sie sah vielleicht Einzelheiten; sie entdeckte vielleicht sogar einen Hinweis, ob es Tegger war. »Warvia?«
»Ich bin wach.«
»Komm und sieh dir das an.«
Der Regen kam und ging und erlaubte hin und wieder zwischenzeitlich kurze Blicke auf das Geschehen. Der Lichtschein entstammte keiner einzelnen Quelle, sondern bildete eine schräge Linie.
Das Licht erlosch, dann ging es wieder an. »Tegger spielt gerne herum«, sagte Warvia.
»Ist es Tegger?« fragte Valavirgilin.
»Woher soll ich das wissen?« fuhr die rothäutige Frau sie an.
Sie beobachteten weiter. Irgendwann meinte Harfner: »Das Licht könnte die Vampire fernhalten, falls es hell genug ist.«
Warvia lehnte zusammengesunken gegen einen Felsen und schlief. »Weckt mich, wenn sich irgendetwas ändert«, sagte Valavirgilin. »Ich bleibe hier draußen, aber zuerst hole ich mir eine Decke.« Sie ging zum Prärieschoner und kletterte in die Nutzlasthülse. Dann dachte sie: Nimm zwei mit. Eine für Warvia.
Das Licht fing an zu zucken. Valavirgilin hielt inne, um zu beobachten.
Ein heller Punkt trennte sich von der schrägen Linie und schoß senkrecht nach oben.
Der Transporter erzitterte. Er schüttelte sich und schien auseinander brechen zu wollen. Tegger klammerte sich an den Sitz, wie er sich an Warvia geklammert hätte. Durfte er riskieren, mit einer Hand loszulassen und den Streifen aus Valavirgilins Tuch von den beiden Kontakten zu
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