Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
spuckte er auf sämtliche flachen Oberflächen.
Zweimal zischte es.
Die Türen zweier Kästen waren heiß.
Er befand sich anscheinend in einer Art chemischer Fabrik. Vielleicht verstanden seine Kameraden das hier besser als er.
Der höchste Punkt der Stadt war eine breite Säule mit einer Verengung wie eine Wespentaille. Eine gewundene Treppe führte nach oben. Tegger blickte sich mit einem königlichen Hochgefühl um.
Was ihm vorher nicht aufgefallen war, sprang jetzt ins Auge, nachdem er den höchsten Punkt der Stadt erreicht hatte.
Sämtliche Dächer besaßen die gleiche Farbe! Die rechteckigen Dächer, die runden Deckel der Tanks, wirklich sämtliche Dächer waren von einem glitzernden Grau überzogen. Einige waren mit Symbolen verziert. Die einzige Ausnahme bildeten die Dächer in der Treppenstraße, die mit Boden bedeckt und bewachsen und in die Teiche eingelassen waren. Die Treppen selbst … auch sie waren aus diesem glänzenden Grau.
Auf den Seitenwänden fanden sich alle möglichen Farben. Industriebauten waren eher beschriftet und nicht dekoriert. Es war eine Schrift, die Tegger nicht kannte, breit und geschwungen und krakelig. Dann gab es auch einfache Bilder.
Die alten Städtebauer konnten fliegen. Warum hatten sie die Dächer ihrer Bauwerke nicht ebenfalls beschriftet? Es sei denn, diese graue Oberfläche war … Flup. Er stand ganz dicht vor der Lösung …
Arbeite daran. In der Zwischenzeit … Er stand auf dem Rand eines gewaltigen Rohrs. Es war zehn Mannshöhen hoch und sicher ebenso breit. Tegger blickte in das Innere. Es ging viel tiefer als zehn Mannshöhen hinunter. Der Geruch nach Asche und Chemikalien war nur schwach, doch Tegger konnte sich vorstellen, auf was für einem Gebilde er stand. Das war ein Schornstein, und der Ofen darunter war sicher groß genug, um ganze Dörfer zu verbrennen.
Das allein war vielleicht schon ein Grund gewesen, die Fabrik als schwebende Konstruktion zu entwerfen. Der Rauch aus einem derartigen Ding konnte jahrelang über einer Gegend hängen, bevor er abgetrieben wurde, aber er würde wenigstens zuerst einmal in die Höhe steigen! Verärgerte Nachbarn würden sich beruhigen. Andererseits – wie sollten irgendwelche Nachbarn ein schwebendes Industriezentrum erreichen, um ihre Beschwerden vorzubringen?
Ein Viertel des Tages hatte Tegger damit zugebracht, Treppen zu ersteigen und Häuser zu besichtigen, und die Prärieschoner hatten sich in der ganzen Zeit nicht bewegt. Valavirgilin schien die Anhöhe als Verteidigungsposition ausgewählt zu haben. Wächter bewegten sich auf dem Felsen darüber. Sie beobachteten den Fluß und das Schattennest, und sie beobachteten sein schwebendes Dach.
Tegger zog den Poncho aus, um seine unverwechselbare Hautfarbe zu zeigen. Auf dem Rand des höchsten Punktes der Stadt breitete er die Arme aus und winkte.
Warvia! Bei der Kraft unserer Liebe! Valavirgilin! Durch die Macht des Tuchs, das ich dir gestohlen habe, ist es mir gelungen, diesen Ort zu erreichen! Ich werde etwas bewerkstelligen, hier, irgendwie. Irgendwie!
Hatten sie ihn gesehen? Er meinte, daß sie zu ihm zeigten …
Also schön.
Die Stadt erstreckte sich unter Tegger. Er entdeckte die Docks und orientierte sich von dort aus. Die Häuser und Straßen erstreckten sich direkt unter ihm bis hinunter zur Randstraße zu beiden Seiten einer Zickzacklinie. Diese Linie befand sich recht genau auf der den Docks gegenüberliegenden Seite.
Das meiste von dem, was Tegger sah, verstand er noch immer nicht. Aber dort …
Zisternen. Sechzehn riesige, zylinderförmige Tanks, die nach oben hin offen waren, standen in gleichen Abständen über die Stadt verteilt. Er mußte nicht lange raten, um herauszufinden, daß diese Tanks einst Wasser enthalten hatten. Zumindest die Häuser und die gläserne Kuppel würden Wasser benötigt haben. Doch die Zisternen waren leer, jede einzelne von ihnen. Genau wie die Teiche entlang der Treppenstraße. Alles leer.
Nach dem Fall der Städte hatten die Bewohner nichts mehr gehabt, das sie nach unten bringen konnten. Vielleicht hatten sie eine Zeit lang die Rampe benutzt. Als die Vampire sich eingenistet hatten, war ihnen diese Möglichkeit versperrt worden. Sie waren gefangen. Von der Außenwelt abgeschnitten.
Sie hatten sicher Wasser benötigt. Dort lag der Fluß; und es mußte Pumpen gegeben haben. Warum sonst sollte man eine Fabrik über einem Fluß positionieren? Aber die Pumpen hatten wahrscheinlich wie alles andere aufgehört
Weitere Kostenlose Bücher