Ringwelt 04: Brennans Legende
Protektoren beschließen, daß ihre Enkel mehr Lebensraum benötigen? Ihre achtzehn Milliarden Flatlander treten sich schon jetzt auf die Füße; Sie hätten gar nicht genügend Ressourcen.
Außerdem: Wir Menschen brauchen überhaupt keinen Lebensbaum. Garner, wann wurden Sie geboren? Neunzehnhundertvierzig, schätze ich?«
»Neununddreißig.«
»Die Geriatrie entwickelt sich in derart erstaunlichem Tempo, daß meine Kinder vielleicht tausend Jahre alt werden! Bald haben wir Langlebigkeit ohne Lebensbaum und ohne daß wir irgendetwas dafür opfern müßten.
Und jetzt sehen Sie die Sache einmal aus Phssthpoks Sicht«, fuhr das Brennan-Monster fort. »Wir sind eine Mutation. Wir haben das Sonnensystem besiedelt und mehrere interstellare Kolonien gegründet. Wir weigern uns, die Wurzel anzunehmen, und selbst wenn man uns zwingt, sind die resultierenden Protektoren mutiert und atypisch. Phssthpok dachte auf lange Sicht. Wir sind keine Pak, wir sind für die Pak nicht von Nutzen, und es ist vorstellbar, daß wir eines Tages bis zu den Sonnen im Zentrum vorstoßen. Die Pak werden uns in dem Augenblick angreifen, in dem wir ihnen begegnen, und wir werden uns wehren.« Er zuckte die Schultern. »Und wir werden gewinnen. Die Pak kooperieren nicht vernünftig. Wir Menschen schon. Und wenn wir so weit vorgedrungen sind, besitzen wir sicher eine bessere Technologie als sie.«
»Sicher?«
»Ich habe bereits gesagt, daß das Wissen der Pak immer wieder verloren geht. Was nicht augenblicklich benutzt werden kann, gerät in Vergessenheit, es sei denn, jemand schreibt es auf und gibt es in die Bibliothek. Militärisches Wissen wird niemals niedergeschrieben; die Familien hüten es wie ein dunkles, böses Geheimnis. Und die einzigen, die von der Bibliothek Gebrauch machen, sind die kinderlosen Protektoren. Es gibt nicht viele von ihnen, und sonderlich motiviert sind die wenigen auch nicht.«
»Hätten Sie denn nicht mit ihm reden können?«
»Garner, Sie scheinen mich nicht verstehen zu wollen. Er hätte mich in dem Augenblick getötet, in dem er dahinter gekommen wäre! Er war darin geübt, gegen Protektoren zu kämpfen! Ich hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt. Anschließend hätte er versucht, die gesamte menschliche Spezies auszulöschen. Wir wären ihm viel schlimmer erschienen als jede Alienspezies, denn wir sind Mutanten seiner eigenen Rasse!«
»Aber er hätte es niemals geschafft. Er war ganz allein!«
»Mir sind auf Anhieb ein halbes Dutzend Möglichkeiten eingefallen, die er hätte ausprobieren können. Nichts davon war todsicher – trotzdem durfte ich das Risiko nicht eingehen.«
»Zum Beispiel?«
»Was, wenn er im gesamten Kongo-Nationalpark Lebensbaum ausgesät und die entstandenen Schimpansen- und anderen Affenprotektoren organisiert hätte?«
»Er war auf dem Mars gestrandet. Schiffbrüchig.«
»Er hätte Ihr Schiff kapern können. Er hätte Ihre alberne Signalpistole genauso schnell in den Fingern gehabt wie ich. Gentlemen, darf ich darauf aufmerksam machen, daß es bald dunkel wird? Ich denke, wir wollen nicht in der Dunkelheit durch den Ringwall navigieren, oder?«
Luke startete den Motor.
»Hier spricht Martin Shaeffer auf Ceres. Ich rufe Nick Sohl an Bord der U Thant. Wahrscheinlich finden Sie diese Nachricht in Ihrem Speicher, sobald Sie zurückkehren. Nick, ich weiß nicht, ob Ihre Jagd Fortschritte macht, aber Phobos meldet, daß Sie sicher bei der Olympus Base gelandet sind. Man verfolgt von dort Ihre Staubspur.
Wir haben Ihnen die Blue Ox entgegengeschickt, auf die Annahme hin, daß Sie vielleicht den Computer als Übersetzungshilfe gebrauchen könnten. Eisaka Ikeda hat das Kommando. Die Blue Ox wird voraussichtlich einen Tag nach der UN-Flotte eintreffen.
Einar Nilsson ist tot. Uns wird in Kürze ein Autopsiebericht vorliegen. Wir haben Tanker und Konstruktionseinrichtungen zu einem Rendezvous mit dem Outsiderschiff geschickt. Inzwischen sind schon zwei Einmannschiffe längsseits gegangen. Das Outsiderschiff zieht eine Leine hinter sich her. Vielleicht sind wir in der Lage, die Einmannschiffe als Schlepper einzuspannen. Trotzdem geht alles sehr langsam vonstatten. Wahrscheinlich dauert es noch eine ganze Reihe von Jahren, bis wir das Schiff zu Hause im Belt haben.
Nick, bitte seien Sie vorsichtig mit Tina Jordan, wenn die Blue Ox bei Ihnen eingetroffen ist. Erschrecken Sie sie nicht. Sie hat einen schweren Schock hinter sich. Ich schätze, sie gibt sich die Schuld für das, was
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