Ringwelt 04: Brennans Legende
Kobold lagen fast drei Monate hinter ihnen. Roy war im Krieg. Irgendwann hatte er angefangen, die Kampfsimulationen zu genießen, doch diese hier gefiel ihm nicht im geringsten. Brennan schleuderte ihm alles entgegen, was er hatte. Die Pak-Scouts hatten mit drei g beschleunigt, bis sie hinter der Protektor saßen, und dann – Peng! – beschleunigten sie mit sechs g und näherten sich rasch. Ein paar seiner Raketen spielten verrückt; die Pak manipulierten irgendwie das Zielsuchsystem. Die beiden feindlichen Schiffe waren seinem Laser mit derartiger Leichtigkeit ausgewichen, daß Roy das verdammte Ding abgeschaltet hatte. Sie setzten Laser gegen ihn ein, nicht nur gegen sein Schiff, sondern gegen das Einschließungsfeld des Antriebs, wo die Kerne der Wasserstoffatome einander berührten und verschmolzen. Die Protektor bewegte sich ruckhaft, und Roy war abgelenkt, weil er sich um die Verankerungen der Generatoren kümmern mußte. Sie warfen Bomben mit unglaublicher Geschwindigkeit, wahrscheinlich mit Hilfe eines Linearbeschleunigers. Roy mußte in langsamen, zufälligen Kurven ausweichen. Die Protektor war nicht gerade das, was man wendig nennen konnte.
Seit drei Tagen saß er ohne Unterbrechung im Lebenserhaltungssystem, aß und trank an seinem Platz und benutzte Aufputschmittel, anstatt sich auszuschlafen. Er spielte nach Brennans Regeln. Er stand dicht vor dem Wahnsinn. Er stellte sich Gesichter vor, hart wie das Brennans, in den feindlichen Schiffen, die lediglich Echos auf seinen Instrumenten waren.
Zwei Scouts näherten sich von hinten, und endlich erwischte er einen mit dem gerichteten Magnetfeld. Er beobachtete, wie das Ram-Feld aufflammte und in sich zusammenbrach.
Da bemerkte er, daß zwei Paare im Tandem hinter ihm hingen. Verdammter Brennan! Er hatte eins der beiden führenden Schiffe getroffen, doch das nachfolgende war noch immer da … aber es wurde langsamer. Irgendwie hatte der Verlust des Führungsschiffes Geschwindigkeit gekostet. Roy konzentrierte sich auf das zweite Paar, das sich weiterhin näherte. Er versuchte eine Wende. Zwei miteinander verbundene Schiffe sollten weniger manövrierfähig sein als eins …
Eine Stunde später wußte er, daß er recht behalten hatte. Er hatte lediglich mit dem Bruchteil einer Bogenminute gewendet, doch seine Gegner waren noch unbeweglicher gewesen. Er konnte ihnen weiter ausweichen und sich trotzdem in sie hineinschrauben.
Er testete ein paar seiner Waffen gegen das einsame Verfolgerschiff hinter sich.
Dann leuchtete unvermittelt die Hälfte seiner Waffenkontrollen rot auf, und Roy konnte nur raten, was in der Frachtsektion explodiert war. Wahrscheinlich dieser idiotische Projektor: er hatte versucht, ein Loch in das Ram-Feld des einzelnen Schiffes zu schießen. Er war bereit, sein Schiff darauf zu verwetten, und vermutete, daß die Explosion außerdem seinen Laser zerstört hatte, der ansonsten vielleicht noch nützlich gewesen wäre. Roy feuerte einen Hagel von Bomben aus der Seite der Frachtsektion, die der Explosion entgegengesetzt lag. Das Führungsschiff des verbleibenden Verfolgerpaars flammte auf und verging.
Damit waren nur noch zwei übrig: die jeweiligen nachfolgenden Schiffe der ehemaligen Tandems. Ihre Beschleunigung war geringer als seine eigene. Er schwankte ein paar Augenblicke, dann entschied er sich für die Flucht. Unaufhörlich wich er Laserblitzen und Raketenbeschuß aus …
Die Scouts fielen zurück. Er beobachtete, wie ihre Schiffe kleiner wurden … dann blieb eins in konstanter Entfernung hinter ihm – bis ihm schließlich dämmerte, daß es irgendwie neue Beschleunigung erlangt hatte und ihm nun mit über acht g hinterherkam.
Roy erster Impuls war zu schreien: »Brennan, was für ein Trick ist das jetzt schon wieder?«
Er hatte es früher getan. Diesmal unterdrückte er den Wunsch, hauptsächlich deshalb, weil er sich die Antwort bereits zusammenreimen konnte: Das zweite Schiff verbrannte den Abgasstrom der Protektor! Ganz gleich, wie es das bewerkstelligte – das mußte es sein, und das war auch der Grund gewesen, warum sich die Verfolger anfangs im Tandem bewegt hatten.
Er schaltete die Antriebe aus und warf zwei Radon-Behälter ab.
Radon ist ein extrem kurzlebiges Element. Man konnte es nur in Stasis aufbewahren. Der Stasis-Generator befand sich außerhalb des Feldes, in einem Mantel aus Weicheisen. Das feindliche Ram-Feld zerriß ihn. Einen Sekundenbruchteil später strömte Radon durch das feindliche Fusionsrohr, in
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