Ringwelt 05: Crashlander
ist eine transparente Kugel mit einem Durchmesser von gut eintausend Fuß. Nirgendwo im Bekannten Weltraum werden größere Raumschiffe gebaut. Man muß schon die Finanzkraft von Regierungen besitzen, um eines zu kaufen, und sie werden so gut wie ausschließlich für Kolonisierungsprojekte eingesetzt. Doch diese Zelle konnte unmöglich dazu benutzt worden sein: Sie bestand nur aus Maschinerie. Unsere Transferkabine stand zwischen zwei Landestützen, so daß die geschwungene Wölbung des Schiffes über uns aufragte wie eine gigantische Eule über einer Maus. Von der Kabine zur Luftschleuse zog sich ein Zugangsschlauch.
»Seit wann baut General Products denn vollständige Raumschiffe?« fragte ich.
»Wir überlegen schon längere Zeit, unsere Produktpalette zu erweitern. Doch es gibt Probleme.«
Aus der Sichtweise einer von Puppenspielern beherrschten Gesellschaft mußte es wirklich aussehen, als sei es allerhöchste Zeit. General Products fertigte die Zellen für mehr als fünfundneunzig Prozent aller Raumschiffe, hauptsächlich deswegen, weil niemand wußte, wie eine unzerstörbare Hülle zu konstruieren war. Doch wenn das hier ihr erster Versuch war, dann war es ein ziemlich ungeeigneter. Ich konnte nur einen einzigen Raum erkennen, der geeignet gewesen wäre, Passagiere, Fracht oder Besatzung aufzunehmen, und dieser Raum war nur wenige Kubikyards groß, direkt unten am Rumpf, neben der Luftschleuse: kaum genug für einen einzigen Piloten.
»Sie werden es schwer haben, dieses Schiff zu verkaufen«, stellte ich fest.
»Zugegeben. Fällt Ihnen sonst noch etwas auf?«
»Nun …« Die Maschinen hinter der transparenten Hülle waren dicht an dicht gepackt. Es sah aus, als hätte eine Rasse von zehn Meilen großen Riesenwesen alles erdenkliche unternommen, um Miniaturisierung zu erreichen.
Ich erkannte keine Wartungsschächte – also waren Reparaturen im freien Raum nicht möglich. Vier gewaltige Reaktionsantriebe schoben ihre entsprechend mächtigen Nüstern durch die Hülle und wiesen schräg in Richtung Boden. Keine kleineren Korrekturtriebwerke; daraus folgte die Existenz überdimensionierter Gyros im Innern. Ansonsten … »Das meiste sieht aus wie Hyperraummotoren … aber das wäre Unsinn. Außer natürlich, Sie haben einen Grund, Monde durch den Hyperraum zu befördern.«
»Früher einmal haben Sie als Pilot für die Nakamura Lines gearbeitet. Wie lange haben Sie für die Tour von Jinx nach We Made It gebraucht?«
»Zwölf Tage, wenn nichts schief ging«, antwortete ich. Kaum lange genug, um die hübscheste Passagierin an Bord näher kennen zu lernen, während der Autopilot meine gesamte Arbeit für mich erledigte – bis auf das Tragen der Uniform.
»Von Sirius bis nach Procyon sind es vier Lichtjahre. Unser Schiff kann diese Entfernung in fünf Minuten zurücklegen.«
»Sie sind verrückt.«
»Nein.«
Das bedeutete fast ein Lichtjahr pro Minute! Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie schnell das war. Dann wurde mir mit einem Mal schlagartig bewußt, was dies bedeutete, und mein Unterkiefer sank herab. Ich sah, wie klein die Galaxis mit einem Schiff wie diesem wurde. Wir wußten so wenig über das, was hinter unserem kleinen Sektor der Milchstraße lag. Doch mit einem Schiff wie diesem …!
»Das ist gottverdammt schnell!«
»Wenn Sie das sagen. Doch Ihnen ist sicherlich auch aufgefallen, daß die Maschinerie viel Platz wegnimmt. Dieses Schiff zu bauen hat General Products sieben Milliarden Kredits gekostet, ganz zu schweigen von den Jahrhunderten der Forschung, doch es kann nur einen Passagier befördern. Wie es aussieht, ist das Projekt ein Fehlschlag. Sollen wir an Bord gehen?«
2
Das Lebenserhaltungssystem bestand aus zwei runden Kabinen, die übereinander angeordnet waren, mitsamt einer kleinen Luftschleuse an einer Seite. Die untere Kabine bildete den Kontrollraum mit Reihen von Schaltern und Instrumenten und blinkenden Lichtern, die von einem gewaltigen, kugelrunden Masseindikator dominiert wurden. Die obere Kabine war bis auf weiteres leer. Hinter den kahlen Wänden erkannte ich Lufterneuerer und Nahrungsmittelrecycler.
»Das wird der Ruheraum«, erklärte der Puppenspieler. »Wir entschlossen uns, dem Piloten freie Hand bei der Ausstattung zu lassen.«
»Warum ich?«
»Warten Sie, lassen Sie mich das Problem weiter erläutern.« Der Puppenspieler ging in der Kabine auf und ab. Ich ließ mich an einer Wand zu Boden gleiten und beobachtete ihn. Einen Puppenspieler beim
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