Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
müssen seltsame Augen haben, dachte ich. Meine eigenen jedenfalls fingen an zu tränen. Je länger ich auf FTLSPACE starrte, desto verschwommener wurde es.
    Ich gelangte zögernd zu dem Schluß, daß es tatsächlich verschwommen aussehen sollte, als sich zahnbewehrte Kiefer sanft um meinen Arm legten. Ich sprang fast einen Fuß hoch in die Luft vor Schreck. Eine sanfte Kontraaltstimme, die sich bis in meine Lenden fortpflanzte, sagte: »Beowulf Shaeffer, Sie sind ein Verschwender, wie er im Buche steht.«
    Diese Stimme hätte einen Sänger steinreich gemacht. Ich dachte, daß ich sie wiedererkannte – doch das konnte nicht sein! Derjenige, dem diese Stimme gehört hatte, mußte sich auf We Made It befinden, viele Lichtjahre von hier entfernt. Ich wandte mich um.
    Der Puppenspieler hatte meinen Arm inzwischen losgelassen. Er fuhr fort: »Und? Was halten Sie von Hrodenu?«
    »Es ruiniert meine Augen.«
    »Selbstverständlich. Die Kdatlyno sehen allein im Radarspektrum. FTLSPACE ist nicht zum Ansehen gedacht, sondern zum Betasten. Vielleicht sollten Sie mit Ihrer Zunge darüber fahren.«
    »Meiner Zunge? Nein, danke.« Ich berührte das Gebilde mit der Hand. Wenn Sie wissen wollen, wie es sich anfühlte, dann nehmen Sie ein Schiff nach Jinx. Das Ding steht immer noch dort. Ich weigere mich rundheraus, die Sinneserfahrung zu beschreiben.
    Der Puppenspieler neigte zweifelnd einen seiner Köpfe. »Ich bin sicher, Ihre Zunge ist sensitiver. Außerdem stehen keine Wachen in der Nähe.«
    »Vergessen Sie’s. Wissen Sie, Ihre Stimme klingt wie die des Niederlassungspräsidenten von General Products auf We Made It.«
    »Er hat mir Ihre Akte geschickt, Beowulf Shaeffer. Zweifellos hatten wir den gleichen Sprachlehrer. Ich bin der Niederlassungspräsident auf Jinx, wie Sie ganz ohne Zweifel bereits an meinem Namen erkannt haben.«
    Nun ja, nicht ganz. Der rötlich braune Haarbusch über dem Hirnkasten zwischen den beiden Hälsen soll die Kaste verraten – falls man gelernt hat, die zahllosen rein stilistischen Variationen auseinander zu halten. Doch dazu muß man ein Puppenspieler sein. Statt meine Unwissenheit einzugestehen, erwiderte ich: »Und in dieser Akte steht, ich sei ein Verschwender?«
    »Sie haben in den vergangenen vier Jahren mehr als eine Million Kredits ausgegeben.«
    »Ich habe jede Minute davon genossen.«
    »Ja. Bald werden Sie wieder verschuldet sein. Haben Sie einmal daran gedacht, weitere Artikel zu schreiben? Ich habe Ihren Bericht über BVS-1 bewundert. ›Das spitze Ende eines tiefen Gravitationstrichters …‹, ›Blaues Sternenlicht fiel auf mich wie unspürbarer Schnee …‹. Wirklich, einfach wunderbar.«
    »Danke sehr. Ich wurde gut dafür bezahlt, wie ich gestehen muß. Aber ich bin in der Hauptsache immer noch ein Raumschiffpilot.«
    »Wissen Sie, es ist ein Glücksfall, daß wir uns hier treffen. Ich dachte bereits daran, nach Ihnen suchen zu lassen. Hätten Sie Interesse an einem Auftrag?«
    Das war eine reine Suggestivfrage. Das letzte und bisher einzige Mal, daß ich einen Auftrag von einem Puppenspieler übernommen hatte, wurde ich von diesem Puppenspieler förmlich erpreßt. Er hatte gewußt, daß ich wahrscheinlich ums Leben kommen würde. Fast wäre ich ums Leben gekommen. Ich trug es dem Regionalpräsidenten von We Made It nicht mehr nach; doch noch einmal für die Puppenspieler arbeiten …? »Ich antworte mit einem Vielleicht. Es kommt ganz darauf an. Halten Sie mich vielleicht für einen professionellen Selbstmordpiloten?«
    »Nicht im geringsten, Beowulf Shaeffer. Wenn ich Ihnen die Einzelheiten verrate, würden Sie sich dann einverstanden erklären, die Informationen vertraulich zu behandeln?«
    »Das tue ich«, antwortete ich formell und im vollen Bewußtsein der Tatsache, daß ich damit bereits eine Verpflichtung eingegangen war. Ein verbaler Kontrakt ist genauso bindend wie das Band, auf dem das Gespräch aufgezeichnet worden ist.
    »Gut. Dann kommen Sie mit.« Er tänzelte auf eine Transferkabine zu.
     
    Die Kabine entließ uns irgendwo in einer der Vakuumregionen von Jinx. Es war Nacht. Hoch oben am Himmel stand Sirius B, eine schmerzhaft grelle Stecknadel, die lebhaft blaues Sternenlicht auf eine gezackte Mondlandschaft warf. Ich blickte nach oben und konnte Primary, Jinx’ aufgedunsenen orangefarbenen Begleitplaneten, nicht sehen. Daraus schloß ich, daß die Kabine uns zum Farside End gebracht hatte.
    Doch irgendetwas hing dort über uns.
    Eine General-Products-Zelle #4

Weitere Kostenlose Bücher