Ringwelt 05: Crashlander
ich ihn immer wieder verlor.
Doch er verlief gerade, und seine Ränder konvergierten langsam auf einen Punkt hin. Er überquerte die Steppe und erschien dort in einem etwas helleren Blau. Er endete, bevor sich die Ränder wirklich berühren konnten, doch ich war leicht imstande, sie in Gedanken bis zu dem Punkt hin zu verlängern.
Ich ließ den Wagen in Sinkflug übergehen.
Wenn wir uns nicht alles nur einbildeten, dann befand sich Llobees Höhle genau an diesem Punkt.
Nachdem wir eine bestimmte Höhe unterschritten hatten, verlor sich die Staubspur in den Farben des Waldes und der Steppe. Bellamys hypothetische Höhle lag eine halbe Meile tief im Wald. Ich konnte dort nicht landen, weil es in der Nähe zu viele große Pflanzen und wahrscheinlich auch zu viele Piraten gab. Statt dessen landete ich am Rand des Waldes.
Emil hatte im Fond herumgekramt. Jetzt wandte er sich wieder um und drückte mir etwas in die Hand. »Hier, nimm das«, sagte er. Zu meinem Erstaunen fand ich einen Sonarstunner in meiner Hand.
»Das ist illegal!« flüsterte ich heftig.
»Warum flüsterst du, Beo? Die Entführung des Kdatlyno ist nicht weniger illegal. Wir sind vielleicht noch heilfroh über die Sonarstunner, bevor die ganze Geschichte zu Ende ist.«
»Aber woher hast du sie? Das sind schließlich Polizeiwaffen!«
»Sagen wir einfach, irgendein Krimineller hat sie mir in die Taschen geschoben. Und wenn du dir die Griffstücke ansiehst, dann wirst du feststellen, daß es sich nicht um Polizeiwaffen handelt.«
Sie waren vielleicht einmal Polizeiwaffen gewesen, doch das traf nicht mehr länger zu. Die Griffe waren handgeformt und bestanden aus riesigen künstlichen Smaragden. Sehr kostspielig. Duellpistolen?
Sicher, was sonst. Verlor man ein Duell mit diesen Waffen, so verlor man nichts weiter als sein Gesicht. Wie ich gehört hatte, würden die meisten Jinxianer lieber einen Arm oder ein Bein verlieren. Sie waren nicht illegal, diese Schallwaffen – jedenfalls nicht auf Jinx.
»Vergiß nicht«, erinnerte mich Emil, »sie betäuben ihr Opfer lediglich für zehn Minuten.«
»Ich kann in zehn Minuten ziemlich weit laufen.«
Emil musterte mich abwägend. »Du hast dich sehr verändert, weißt du das? Wir hätten schnurstracks zur Basis zurückfliegen können, und ich wäre niemals hinter die Wahrheit gekommen.«
»Daran habe ich keine Sekunde lang gedacht.«
»Bah.«
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, daß ich beschlossen habe, ein epischer Held zu sein? Was auch immer das ist?«
Emil zuckte die Schultern und setzte sich auf den Wald zu in Bewegung. Ich folgte ihm.
Ich hatte nicht vor, Emil über meine Motive aufzuklären. Er hatte mich in eine unangenehme Situation gebracht, und wenn er sich jetzt Gedanken machen wollte, ob ich in letzter Sekunde einen Rückzieher machen würde … nun, sollte er doch.
Und überhaupt: Rückzieher? Das konnte ich nicht. Dazu war es bereits zu spät.
Eine Zeit lang hatte ich nichts über Llobees Kidnapper gewußt. Vielleicht hatte ich von Anfang an Margo verdächtigt, doch mir hatten sämtliche Beweise gefehlt.
Später hatte ich Larchmont Bellamy verdächtigt, doch auch hier fehlten mir die Beweise.
Emil hatte mich gedrängt, bis ich Bellamy gegenübergetreten war, und Bellamy war gezwungen gewesen, eine Schau abzuziehen. Wenn ich jetzt einen Rückzieher machen würde, war ich in Bellamys Augen für alle Zeiten ein Trottel.
Und falls Bellamy mit Margo Tellefsen darüber redete, würde auch Margo mich für einen Trottel halten. Und das würde mir weh tun. Wenn sowohl Bellamy als auch Margo von mir dachten, daß ich mich zweimal wie ein Idiot angestellt hatte …
Es war nicht Bellamys Schuld – mit Ausnahme der Tatsache, daß er es gewesen war, der einen berühmten Kdatlyno-Künstler gekidnappt hatte. Es war zum Teil meine Schuld und größtenteils die von Emil. Vielleicht gelang es mir, Margo aus der Geschichte herauszuhalten. Aber Bellamy würde für meine Fehler bezahlen müssen.
Und warum auch nicht? Schließlich war er es gewesen, der einen dissozialen Akt begangen hatte.
Die Vegetation war unglaublich dicht und grenzenlos vielfältig. Ihre Biochemie unterschied sich beträchtlich von der terranischer Flora, doch die grundlegenden Prozesse der Fotosynthese mitsamt dem dafür eingesetzten Chlorophyll glichen sich. Milliarden von Jahren hatten die Pflanzen Gummidgys eine Überfülle an ultraviolettem Licht gehabt. Das Resultat war eine reichhaltige Vielfalt an
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