Ringwelt 05: Crashlander
eigenartige Betonung ein, mit der er ›splitterfasernackt‹ gesagt hatte. Ich selbst war auf der Erde mit einer Nudistenlizenz herumgelaufen, nicht, weil ich den unglaublichen Versprechungen der Nudisten glaubte, was die gesundheitsfördernde Wirkung ihres Treibens anging, sondern weil ich bei Freunden gewesen war, die ebenfalls Nudisten waren. Und auch jetzt war ich nackt. (Ob ich eine Lizenz kaufen mußte, wenn ich in der Basis ankam?) Doch Bellamy hatte bei seinen Worten gelacht. Nudismus war etwas Lustiges.
Ich erinnerte mich an die Archaismen in seiner Ausdrucksweise.
Bellamy. Er hatte nichts wirklich Falsches getan, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, da er beschlossen hatte, Emil und mich zu töten. Wir hätten vielleicht sogar Freunde sein können. Jetzt war es dazu zu spät. Ich leerte meinen Drink und zerknüllte den Becher, der sich daraufhin auflöste und verdunstete.
Ein schwarzer Streifen auf meinen Brillengläsern, ganz rechts in meinem Sichtfeld …
… viel zu spät. Der schwarze Fleck von Bellamys Fusionsantrieb war weit im Norden, schoß an mir vorüber. Er hatte es tatsächlich getan. Er war mit der Drunkyard’s Walk hinter mir hergekommen.
Hatte er mich bereits entdeckt?
Das Schiff drehte auf die Sonne zu, wurde langsamer und verharrte in meiner Flugbahn. Dann kam es auf mich zu. Ich wich zur Seite aus, und Bellamy lenkte ebenfalls zur Seite, um mir den Weg abzuschneiden.
Er raste über mir vorbei. Mein Wagen, der mit Mach vier über den Boden schoß, schüttelte sich unter dem Aufprall der Schallwellen. Das Sicherheitsnetz umfing mich für einen Augenblick, bevor es sich selbsttätig wieder deaktivierte.
Er wendete und kam von hinten zurück.
Wumm! und er verschwand im blau-grün-orangefarbenen Sonnenuntergang. Was für ein Spiel spielte er mit mir? Er mußte doch wissen, daß eine Berührung mit der Fusionsflamme ausreichte, um mich zu töten.
Er konnte mich jederzeit erledigen. Die Drunkyard’s Walk war zweimal so schnell wie ich, und Bellamy steuerte sie so souverän, als wäre er mit ihr verwachsen. Er spielte nur mit mir.
Er wendete erneut, und erneut drückte mich der Überschallknall nach unten. Die verschwommene Steppe raste mir entgegen, dann fing sich der Wagen wieder. Jeder dieser Schläge konnte mich bei meiner Geschwindigkeit ins Gras drücken.
Bellamy spielte nicht. Er versuchte auf diese Weise, mich zum Landen zu zwingen. An meinem Leichnam sollten keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen zu entdecken sein.
Wumm! Und einmal mehr schrumpfte der schwarze Fleck auf meiner Sonnenbrille vor dem malerischen Sonnenuntergang.
Bellamy steuerte keine Playboyjacht. Ein Spielzeug von dieser Sorte wäre lang und schlank gewesen, mit einer überflüssigen spitzen Nase und schlechter Manövrierfähigkeit, weil die Winkelgeschwindigkeit so gering war. Die Drunkyard’s Walk war kurz und gedrungen. Sie besaß mächtige Korrekturtriebwerke, die wie große Nüstern in der stumpfen Nase saßen. Ich hätte es in dem Augenblick wissen müssen, als ich die Landestützen erblickte. Groß und breit und schwer, jetzt in die Hülle eingezogen, doch seltsam breitbeinig in ausgefahrenem Zustand, wie um das Schiff bei jedem nur erdenklichen Terrain halten zu können.
Der farbenfrohe Anstrich – nichts als Ablenkung. Das Schiff …
Das Schiff steuerte in eine weite Schleife und kam erneut zurück.
Ich riß das Lenkrad hart herum.
Das Blut schoß aus meinem Kopf, und das Sicherheitsfeld packte mich erneut. Ich fand mich in einer gepolsterten Schale wieder, und das Feld stützte mich wie ein Exoskelett. Während ich nach oben steuerte, um Bellamy zu begegnen, schoß er auf mich zu und wollte mir an die Kehle.
Gib ihm seine eigene Medizin zu schmecken!
Ein Zusammenstoß zu diesem Zeitpunkt wäre das Letzte, was Bellamy wollte. Er würde Beweise hinterlassen, nicht nur am Wagen, sondern auch an der Drunkyard’s Walk. Doch Raumschiffspiloten neigen dazu, Atmosphärenwagen zu zerstören. Sie können sich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß Mach vier in der Luftschicht eines Planeten schnell sind. Bellamy mußte mit Mach acht fliegen.
Er zog das Schiff zu spät herum.
Ich krachte in stumpfem Winkel in den Schiffsrumpf. Ohne das schützende Feld wäre von mir nur noch Hackfleisch übrig gewesen. Ich verlor augenblicklich das Bewußtsein.
Als ich wieder erwachte, war ich von einem flammenden Inferno umgeben. Irgendetwas hielt mich wie in einem Schraubstock gepackt und hinderte mich am Atmen,
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