Ringwelt 05: Crashlander

während mörderische Schmerzen an meinen Händen nagten. Der Wagen fiel mit vierfacher Schallgeschwindigkeit dem Boden entgegen, und seine aerodynamische Stabilität hatte sich buchstäblich aufgelöst. Ich spürte den zunehmenden Druck in den Ohren.
    Ich versuchte die Kontrollen zu betätigen. Nicht, daß sie noch funktioniert hätten – der Wagen war tot wie ein Stein. Ich versuchte es trotzdem, dann übermannte mich der Schmerz. Meine Hände waren nicht im Schutzfeld gewesen. Natürlich nicht – wie hätte ich sonst die Kontrollen des Wagens betätigen können? Die Hälfte meiner Finger- und Handgelenke mußte von der Wucht des Aufpralls ausgerenkt worden sein.
    Der Boden kam mir entgegen. Er rotierte. Ich versuchte die Hände zurückzuziehen, doch die starke Verzögerung preßte mich machtvoll gegen das Sicherheitsnetz, und das Schutzfeld tat ein übriges. Ich fühlte mich, als wäre ich in Glas eingegossen.
    Dann prallte ich auf.
    Der Wagen war mit der Nase zuerst in die Steppe eingeschlagen. Sämtliche Fenster waren zertrümmert, einschließlich der Windschutzscheibe, und ihre Splitter übersäten das Innere des Fahrzeugs. Der Rahmen der Windschutzscheibe war zerfetzt und verbogen. Ich hing in meinem Netz und war unfähig, mich mit meinen verkrüppelten Händen zu befreien. Ich war unfähig, mich zu bewegen, selbst wenn ich frei gewesen wäre.
    Und ich beobachtete, wie die Drunkyard’s Walk mit abgeschaltetem Fusionsantrieb und nur gehalten von ihrem Gravitationsanker nicht weit von mir nach unten glitt, um zu landen.
    Zu diesem Zeitpunkt fiel mir noch nichts Ungewöhnliches an dem Schiff auf. Ich war benommen, und ich sah, was ich zu sehen erwartet hatte: ein landendes Raumschiff. Bellamy? Auch er sah nichts, doch er hätte es sehen müssen, wenn er einen Blick zur Seite geworfen hätte, als er die Leiter hinabstieg.
    Statt dessen hielt er den Blick unverwandt auf mich gerichtet und Emils Sonarstunner in der Hand. Er trat auf das Farngras hinaus, kam zum Wagen und spähte durch den verbogenen Rahmen der Windschutzscheibe ins Innere.
    »Komm raus.«
    »Ich kann meine Hände nicht benutzen.«
    »Um so besser.« Bellamy stützte den Stunner auf den Rahmen der Scheibe und zielte damit lässig auf mein Gesicht. Mit der anderen Hand griff er ins Innere, löste das Netz und zerrte mich am Arm nach draußen. »Los, geh!« sagte er, »oder soll ich dich hinter mir herschleifen?«
    Ich konnte gehen, wenn auch nur mühsam. Ich konnte gehen, weil er mir immer wieder den Lauf des Stunners in den Rücken stieß.
    »Du hast mir geholfen, weißt du das? Du hattest einen Unfall mit dem Wagen. Du und Horne. Und dann werdet ihr von Raubtieren gefunden.«
    Es klang einleuchtend. Ich ging weiter.
    Wir waren auf halbem Weg zum Schiff, als ich es sah. »Bellamy, was hält eigentlich dein Schiff in der Waage?« fragte ich.
    Er stieß mir den Lauf in den Rücken. »Weiter.«
    »Deine Gyros, nicht wahr? Deine Gyros halten das Schiff aufrecht.«
    Er stieß mir den Lauf in den Rücken, ohne zu antworten. Ich ging weiter. Jetzt mußte er es jeden Augenblick selbst sehen …
    »Was zur …!« Er hatte es gesehen. Er starrte voller Staunen auf die Drunkyard’s Walk, dann rannte er los. Ich wollte ihm ein Bein stellen, verlor das Gleichgewicht und fiel auf das Gesicht. Bellamy rannte an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Eine der Landestützen war nicht ausgefahren. Ich hatte sie im Rumpf der Drunkyard’s Walk eingeklemmt. Er hatte es nicht auf seinen Instrumenten gesehen, also waren die Sensoren ebenfalls hin. Das eigentlich Merkwürdige daran war, daß wir es beide zuerst übersehen hatten, obwohl die Stütze in unsere Richtung wies.
    Die Drunkyard’s Walk stand auf zwei Beinen, völlig aus dem Gleichgewicht, wie ein Ballettänzer mitten im Sprung. Allein die Gyros hielten die monströse Masse gegen die Schwerkraft aufgerichtet. Irgendwo im Bauch der Drunkyard’s Walk mußten sie sich schneller und schneller drehen … Ich konnte jetzt auch das Heulen hören, schrill und immer schriller …
    Bellamy hatte die Leiter erreicht und kletterte nach oben. Er würde die Korrekturtriebwerke einsetzen müssen, und das verdammt rasch. Mit Korrekturtriebwerken von dieser Größe waren die Gyros – die mehr oder weniger dem gleichen Zweck dienten – wahrscheinlich ziemlich klein ausgefallen. Verschwindend klein.
    Jetzt war meine Chance gekommen!
    Ich kämpfte mich auf die Beine und stolperte ein paar Schritte weit. Bellamy