Ringwelt 05: Crashlander
starrte zu mir hinunter, doch dann ignorierte er mich. Er würde sich um mich kümmern, wenn die Zeit dazu gekommen war. Wo konnte ich schon hin? Wo sollte ich mich auf dieser weiten Ebene verstecken?
Es hatte keinen Sinn. Ich blieb stehen.
Bellamy war fast bei der Luftschleuse angekommen, als das Schiff laut aufkreischte wie ein tödlich verwundeter Gott.
Die Gyros waren zu stark beansprucht worden. Das metallische Kreischen mußte der Todesschrei der Lager gewesen sein. Bellamy hielt inne. Er sah gehetzt nach unten, doch der Boden war bereits zu weit entfernt. Er blickte nach oben, doch es blieb keine Zeit mehr. Dann drehte er sich um und starrte mich an.
Ich las seine Gedanken, obwohl ich alles andere als ein Telepath bin.
Beo! Was soll ich nur TUN?
Ich wußte keine Antwort. Das Schiff kreischte, und ich warf mich zu Boden. Nun, nicht wirklich. In Wirklichkeit ließ ich mich einfach fallen. Ich war noch im Fallen begriffen, als Bellamy mich ansah, und im nächsten Augenblick wirbelte die Drunkyard’s Walk kreischend um ihre eigene Achse.
Die Nase wühlte einen flachen Graben in den Boden, dann prallten die beiden verbliebenen Landestützen hart auf, gruben sich tief ein und hielten das Schiff fest. Bellamy segelte hoch über meinem Kopf durch den Himmel, und ich verlor ihn aus den Augen. Das Schiff balancierte einen Augenblick auf den Stützen, kämpfte mit dem Schwung der sterbenden Gyros und seiner Masse gegen den Widerstand an und sprang.
Die Landestützen verhielten sich wie Federn und schleuderten die Drunkyard’s Walk Salti schlagend in die Luft. Sie landete und sprang erneut. Kreischend, sich überschlagend wie ein verwundetes Kaninchen, das seinem Jäger zu entfliehen trachtet. Mir war zum Weinen. Ich hatte es getan, ich trug die Schuld daran. Kein Schiff sollte auf diese Art und Weise sterben.
Irgendwo in ihrem Leib kamen die Gyros in ihren verbogenen Lagern zur Ruhe. Das Schiff landete und rollte davon. Hüpfte. Rollte. Ich sah zu, wie es sich entfernte und schließlich, nach einer ganzen Weile, zur Ruhe kam. Die Drunkyard’s Walk lag da, tot, ein ganzes Stück weit entfernt in der blaugrünen Steppe.
Ich rappelte mich auf und setzte mich in Bewegung.
Unterwegs kam ich an Bellamy vorbei – oder dem, was von ihm noch übrig war. Sie können sich bestimmt selbst vorstellen, wie er aussah.
Es war fast dunkel, als ich das Schiff erreichte.
Es lag auf der Seite, eine Landestütze in den Himmel gereckt. Es ist nicht leicht, Schiffsmetall zu beschädigen, ganz besonders nicht bei den niedrigen Geschwindigkeiten, mit denen die Drunkyard’s Walk über die Steppe gerollt und gesprungen war. Ich entdeckte die Luftschleuse und kletterte hinein.
Das Lebenserhaltungssystem war ein einziges heilloses Chaos. Ein Teil, hauptsächlich fest eingebaute Maschinen und robuste Gegenstände, war noch funktionstüchtig, doch die dünnen Trennwände zwischen den Sektionen waren zerfetzt und zeigten große, klaffende Löcher. Ein Schwungrad mußte hier durchgeschossen sein, als es sich aus der Verankerung gelöst hatte.
Der Autodoc befand sich in der Nähe des Hecks. Er sah intakt aus, und ich benötigte ihn dringend, um den Schmerz aus meinen Händen zu nehmen und die Gelenke wieder einzurenken, aber ich hätte genauso gut in das aufgerissene Maul eines Bandersnatchers klettern können. Man kann in tiefe Depressionen fallen, wenn man darüber nachdenkt, was alles mit einem automatischen Doktor schief gehen kann.
Das losgerissene Schwungrad hatte den Kontrollraum verfehlt.
Alles sah viel besser aus, nachdem ich erst die Kommunikationsanlagen aktiviert hatte. Ich mußte die Schalter und Knöpfe mit der Handwurzel betätigen, und ich schaltete alles ein, was auch nur entfernt danach aussah, als könnte es etwas mit Kommunikation zu tun haben. Ich drehte sämtliche Lautstärkeregler auf Maximum und beließ es dabei. Ich machte nicht den Versuch, den Kom-Laser auszurichten oder in irgendein Mikrofon zu sprechen oder gar Morsekode zu benutzen. Wenn irgendetwas auf dieser Konsole noch funktionierte – und wenn es irgendwoher genügend Energie bekam, selbst wenn der Generator beschädigt war – dann würden sie in der Basis den Eindruck gewinnen, daß ich mit ihnen in Verbindung treten wollte. Irgendjemand versuchte, mit defekten Geräten zu kommunizieren.
Also ließ ich mich in der Kontrollkabine nieder und rauchte. Es war weniger schmerzvoll, die Zigarette mit den Zehen zu halten, als mit den Fingern. Ich
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