Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
wüßtest, wo die Thrint jetzt sind.«
»Sie sind dort, wo auch die Tnuctipun sind. Sie sind tot, ausgerottet. Wenn sie nicht tot wären, hätten sie die Erde schon längst erreicht. Das gleiche gilt für die Tnuctipun und so ziemlich jede andere Spezies, die uns gedient hat. Sie müssen alle durch den Krieg ausgerottet worden sein.«
»Aber das ist Wahnsinn. Irgendjemand muß einen Krieg doch gewinnen!«
Der Thrint klang derart ernst, daß Kzanol/Greenberg lauthals auflachte. »Ganz und gar nicht. Frag jeden Menschen, den du willst. Frag einen Russen oder einen Chinesen. Sie werden dich für einen Trottel halten, aber sie werden dir auch erklären, was die Menschen unter einem Pyrrhussieg verstehen. Soll ich dir sagen, was geschehen sein könnte?«
Er wartete nicht auf die Antwort. »Das sind jetzt zwar wirklich nur Vermutungen, aber für mich ergibt es Sinn, und ich hatte zwei Wochen, um darüber nachzudenken. Wir müssen kurz davor gestanden haben, den Krieg zu verlieren. Einige Mitglieder unseres Volkes müssen beschlossen haben, alle Sklaven mit in den Tod zu reißen – so wie bei Großvaters Begräbnis, nur in viel größerem Ausmaß. Sie haben einen Verstärkerhelm konstruiert, der stark genug war, um die gesamte Galaxis abzudecken. Dann haben sie allem Leben in Reichweite befohlen, Selbstmord zu begehen.«
»Aber ein solches Verhalten wäre ja schrecklich!« Kzanol sträubten sich die Freßtentakel vor lauter Abscheu. »Warum sollte ein Thrint so etwas tun?«
»Frag einen Menschen. Menschen wissen, wozu intelligente Wesen fähig sind, wenn man ihnen mit Vernichtung droht. Erst werden sie sagen, wie moralisch verwerflich solch extreme Maßnahmen sind, wie undenkbar; dann jedoch werden sie ähnliche, bessere Pläne enthüllen, die sie in vielen Fällen schon seit Jahren, Jahrzehnten, vielleicht sogar schon seit Jahrhunderten gehegt haben. Du mußt doch zugeben, daß ein solcher Riesenverstärker technisch möglich gewesen wäre, oder?«
»Natürlich.«
»Bezweifelst du, daß ein aufständisches Sklavenvolk sich mit weniger als unserer totalen Vernichtung zufrieden gegeben hätte?«
Wieder rollte Kzanol kampfbereit die Tentakel ein. Schließlich antwortete er: »Ich zweifle nicht daran.«
»Dann …«
»Wir hätten sie mit Sicherheit mit in den Abgrund gerissen! Dieser hinterhältige, ehrlose Abschaum, der die Freiheit, die wir ihnen gewährt haben, dazu genutzt hat, uns zu vernichten! Ich wünsche mir nur, daß wir auch alle erwischt haben.«
Kzanol/Greenberg grinste. »Das müssen wir. Wie sonst erklärst du dir, daß außer der Weißnahrung keine unserer Sklavenspezies übrig geblieben ist? Wie du dich vielleicht erinnerst, ist Weißnahrung gegen den Willen immun.
Nun zu der anderen Information. Hast du nach deinem zweiten Anzug gesucht?«
Kzanol kehrte in die Gegenwart zurück. »Ja, auf den Monden. Und du hast den Neptun abgesucht. Mir wäre nicht entgangen, wenn Masney ihn gefunden hätte. Aber es gibt da noch einen Ort, an dem ich gerne suchen würde.«
»Tu das. Laß es mich wissen, wenn du fertig bist.«
Gyroskope summten leise, als die Golden Circle herumschwang. Kzanol blickte geradeaus in den Kontrollraum. Kzanol/Greenberg zündete sich eine Zigarette an und bereitete sich darauf vor zu warten.
Wenn Kzanol schon Geduld gelernt hatte, so erst recht seine armselige Kopie. Ansonsten hätte Kzanol/Greenberg mit Sicherheit etwas Dummes getan, als der Thrint einfach so die Kontrolle über Masney übernahm, seinen persönlichen Sklaven. Er hätte den Thrint allein schon dafür getötet, weil er ihm den Körper gestohlen hatte – jenen Körper, von dem Kzanol/Greenberg aus seiner Erinnerung wußte, daß er ihm gehörte. All die Mühe, die es ihn kostete, mit Kzanol zu verhandeln und dabei in sein eigenes Gesicht zu blicken …!
Aber er hatte keine andere Wahl.
Bemerkenswert jedoch war, daß er Erfolg mit seiner Taktik hatte. Er stand einem ausgewachsenen Thrint auf dessen ureigenstem Territorium gegenüber. Er war einen weiten Weg gegangen, um Kzanol dazu zu bringen, ihn als Thrint zu akzeptieren – zumindest als Ptavv. Trotzdem könnte Kzanol noch immer jederzeit versuchen, ihn zu töten; er wünschte, der Thrint würde dem Desintegrator größere Aufmerksamkeit schenken! Aber bis jetzt war alles gut gelaufen. Und Kzanol/Greenberg war stolz darauf. Vor dem Kontakt mit dem Thrint war seine Selbstachtung auf einen Tiefpunkt gesunken.
Jetzt gab es nichts mehr zu tun. Es war besser,
Weitere Kostenlose Bücher