Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
mich nicht falsch«, sagte er. »Die ARM ist durchaus fähig, sich all diese … diese Kleinigkeiten ausgedacht zu haben. Was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist die Arbeit, die das alles gekostet hat: Greenberg verstecken; seine Frau konditionieren; das Lebenserhaltungssystem des Sternenschiffs demolieren … Später können sie natürlich alles wieder in Ordnung bringen; aber stell dir nur einmal all den Ärger vor! Und die Aufregung im Menningerklinikum … Wie zum Teufel haben sie das nur geschafft? All die Patienten zu trainieren! Und es ist so gut wie unmöglich, daß sie sich die Golden Circle haben borgen können. Neunzig Millionäre im Titanhotel schreien sich vor Wut die Seele aus dem Leib, weil sie nicht nach Hause können, und dreißig weitere sitzen auf der Erde fest und verpassen ihre Flitterwochen. Der Titan hätte das niemals zugelassen! Die ARM muß das Schiff wirklich gestohlen haben.«
»Ockham’s razor«, bemerkte Marda.
»Ockham’s …? Oh. Nein. Egal … Auf jeden Fall bleiben einfach viel zu viele Fragen offen.«
»Lit, wie kannst du nur das Risiko eingehen? Falls Garner die Wahrheit sagt, ist das gesamte Solsystem in Gefahr. Falls er aber lügt, was sind dann seine Motive?«
»Er hat dich wirklich überzeugt, nicht wahr?«
Marda nickte energisch.
»Nun, du hast recht. Wir dürfen das Risiko nicht eingehen.«
Wenige Minuten später kam er aus der Comkabine und sagte: »Ich habe der Flotte gerade eine Aufzeichnung meines Gesprächs mit Garner geschickt. Die ganze verdammte Stunde. Ich würde ja gern noch mehr tun, doch Garner würde uns abhören. Auf diese Entfernung ist er unweigerlich im Maserstrahl.«
»Zumindest werden sie auf diese Art gut vorbereitet.«
»Das ist es ja gerade, worüber ich mir Gedanken mache. Ich wünschte, ich hätte sie wegen des Helms gewarnt. Das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann, ist, daß Garner das Ding in die Finger bekommt. Nim, Lew ist nicht auf den Kopf gefallen; das wird er sich vermutlich selbst schon denken.«
Später rief Lit wieder Ceres, um herauszufinden, wie es an der anderen Front aussah. Seit nunmehr zwei Wochen brachten die Belter willkürlich Erdenschiffe auf und durchsuchten sie. Falls Garners wilde Jagd der Ablenkung diente, würde er damit keinen Erfolg haben! Doch Ceres hatte bisher keine Ergebnisse gemeldet.
Aber Ceres irrte sich. Die Durchsuchungen hatten zumindest eines zur Folge: Die Spannungen zwischen dem Belt und der Erde waren noch nie so groß gewesen.
Die Copilotin saß regungslos da und lauschte Kzanol/Greenberg, während Kzanol den Worten des abgeschirmten Sklaven durch den Geist der Copilotin folgte. »Am besten sollte ich dich sofort loswerden«, sinnierte Kzanol. »Einem Sklaven, den man nicht kontrollieren kann, kann man auch nicht vertrauen.«
»Das kommt der Wahrheit näher, als du ahnst.« Ein Hauch von Bitterkeit zeigte sich in Kzanol/Greenbergs Stimme. »Aber du kannst mich noch nicht töten. Ich habe Informationen, die du dringend brauchst.«
»So? Und was für Informationen?«
»Ich weiß, wo der zweite Anzug ist, und ich weiß auch, warum wir nicht geborgen wurden. Ich habe herausgefunden, wo die rrrgh … wo unser Volk jetzt ist.«
»Ich glaube, ich weiß auch, wo der zweite Anzug ist«, erwiderte Kzanol. »Aber für das, was du sonst noch weißt, werde ich dich nicht töten.«
»Wie großzügig von dir.« Beiläufig wedelte Kzanol/Greenberg mit dem Desintegrator. »Um meinen Wert zu beweisen, werde ich dir etwas erzählen, woraus du zunächst kein Kapital schlagen kannst. Hast du gewußt, daß Weißnahrung intelligent ist?«
»Weißnahrungsscheiße!«
»Die Menschen haben sie auf Sirius A-III-1 entdeckt. Es handelt sich definitiv um Weißnahrung, und sie sind ebenso definitiv intelligent. Weißt du, wie es dazu kommen konnte, daß sie einen Verstand entwickelt haben?«
»Nein.«
»Natürlich nicht. Falls es je eine Lebensform gegeben hat, bei der Mutation so gut wie ausgeschlossen war, dann war es Weißnahrung. Außerdem: Was sollte eine Spezies von Pflanzenfressern schon mit Intelligenz anfangen, wenn sie nicht einmal geeignete Gliedmaßen besitzt, um Werkzeug halten zu können? Nein, die Tnuctipun müssen sie schon intelligent erschaffen haben. Ihre Gehirne zu Delikatessen zu machen, war nur eine Entschuldigung, um sie vergrößern zu können.«
Kzanol setzte sich. Seine Freßtentakel sträubten sich. »Warum sollten sie das tun?«
Kzanol/Greenberg hatte sein Interesse geweckt.
»Laß
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