Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs

Petropoulos. Wie geht’s dir?«
    »Nicht so gut wie deinem Gedächtnis. Es ist nun schon zweiundzwanzig Jahre her.« Smoky stand hinter den beiden Sitzen im Schleusenluk und grinste die Spiegelung der beiden Männer auf der Frontscheibe an. Er hatte nicht genug Platz, um etwas anderes zu tun. »Und wie zur Hölle geht’s dir, Garner? Warum drehst du dich nicht um und schüttelst deinem alten Kumpel die Hand?«
    »Das kann ich nicht, Smoky. Ein BEM, der kein ›Nein‹ als Antwort akzeptiert, hat uns befohlen, uns nicht zu bewegen. Vielleicht könnte ein guter Hypnotherapeut diesen Zustand beheben, aber bis dahin müssen wir wohl oder übel hier warten. Nebenbei … Darf ich dir Leroy Anderson vorstellen?«
    »Hi.«
    »Jetzt steck uns ein paar Zigaretten in den Mund, damit wir reden können. Jagen deine Jungs Greenberg und den BEM?«
    »Ja.« Smoky nahm zwei Zigaretten und ein Feuerzeug aus der Tasche. »Was ist das nun für ein Spiel?«
    »Was meinst du?«
    Smoky steckte die Zigaretten dorthin, wo sie hingehörten, und antwortete: »Der Flitterwöchler ist zum Pluto aufgebrochen. Warum?«
    »Zum Pluto?«
    »Überrascht dich das?«
    »Das Ding war nicht hier«, bemerkte Anderson.
    »Stimmt«, bestätigte Garner. »Wir wissen, was sie suchen, und jetzt wissen wir auch, daß sie es hier nicht gefunden haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, warum sie mit einem Mal glauben, es sei auf dem Pluto. Ups! Moment mal.« Garner zog kräftig an seiner Zigarette: guter, ehrlicher Tabak mit echtem Nikotin und Teer. Im Gegensatz zum Rest des Körpers schien er das Gesicht noch ohne Probleme bewegen zu können. »Pluto könnte einst ein Mond des Neptun gewesen sein. Vielleicht hat es etwas damit zu tun. Was ist mit Greenbergs Schiff? Fliegt es in die gleiche Richtung?«
    »Hm. Wo auch immer es sein mag, sein Antrieb ist abgeschaltet. Wir haben es vor vier Stunden aus den Augen verloren.«
    Anderson meldete sich wieder zu Wort. »Falls Ihr Freund noch immer an Bord sein sollte, könnte er in großen Schwierigkeiten stecken.«
    »Stimmt«, erwiderte Garner. »Smoky, dieses Schiff könnte in eben diesem Augenblick mit Lloyd Masney an Bord auf den Neptun stürzen. Erinnerst du dich an ihn? Ein großer, stämmiger Kerl mit Schnurrbart.«
    »Ich glaube, ja. Ist er auch gelähmt?«
    »Er ist schlicht und ergreifend hypnotisiert, und wenn man ihm nicht befohlen hat, sich zu retten, wird er es auch nicht tun. Hilfst du ihm?«
    »Sicher. Ich werde ihn hierher zurückbringen.« Smoky drehte sich wieder zur Schleuse um.
    »Hey!« rief Garner. »Nimm uns die Kippen aus dem Mund, bevor wir anfangen zu brennen!«
    Smoky rief von seinem eigenen Schiff aus Woody Atwood in Nummer Sechs, dem Stealthschiff, und erzählte ihm seine Geschichte. »Es sieht so aus, als sei das wirklich die Wahrheit, Woody«, erklärte er schließlich. »Aber es ist sinnlos, unnötige Risiken einzugehen. Komm her, und bleib dicht bei Garners Schiff. Wenn er sich auch nur einen Millimeter bewegt, ist er ein gottverdammter Lügner; also halt die Augen auf. Er ist für seine Tricks bekannt. Ich werde nachsehen, ob Masney tatsächlich in Schwierigkeiten steckt. Er dürfte nicht allzu schwer zu finden sein.«
     
    »Bei einem g ist Pluto anderthalb Wochen entfernt«, sagte Anderson, der einfache Gleichungen auch im Kopf lösen konnte. »Aber wir könnten dieser Bande noch nicht einmal folgen, wenn wir uns bewegen könnten. Wir haben keinen Treibstoff mehr.«
    »Wir könnten doch auf dem Titan tanken, oder? Wo zum Teufel steckt Smoky?«
    »Ich würde ihn heute nicht mehr zurückerwarten.«
    Garner knurrte ihn an. Die lange Reise, der freie Fall, die Paralyse und ihre Niederlage, all das zehrte an seiner Selbstbeherrschung.
    »Hey«, flüsterte er plötzlich.
    »Was?«
    »Ich kann mit dem Zeigefinger wackeln«, erklärte Garner. »Offenbar verliert der Zauber seine Kraft.«
     
    Smoky kehrte erst spät am nächsten Tag wieder zurück. Er hatte den Bug seines Schiffes in die Triebwerksöffnung von Masneys Schiff gesteckt und es so vor sich hergeschoben. Als er den eigenen Antrieb abschaltete, taumelten die beiden Schiffe durch den Raum. Mit Hilfe eines Jetpacks schwebte Smoky zu dem anderen Schiff hinüber. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Atwood der kleinen Gruppe angeschlossen und half Smoky. Nachdem sie nämlich Masney gefunden hatten, wäre es dumm gewesen, noch davon auszugehen, Garner habe sie hinters Licht geführt.
    Doch nicht, weil Masney noch immer hypnotisiert war.