Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
sie irgendwelchen Schaden anrichten konnte.
Der Flitterwöchler konnte sich noch einen Tag in Sicherheit wiegen.
Kzanol/Greenberg traf eine Entscheidung. »Halt die Stellung«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
Kzanol beobachtete, wie er aufstand und in einen Raumanzug kletterte. »Was tust du?«
»Mit etwas Glück werde ich unsere Gegner ein wenig aufhalten.« Der Fast-Ptavv stieg die Leiter zur Luftschleuse empor.
Kzanol seufzte, steckte die Streichhölzer ein, die seine gewonnenen Menschen symbolisierten, und mischte die Karten, um eine Partie Solitaire zu spielen. Er wußte, daß sich der Sklave mit dem Ptavv-Verstand grundlos aufregte. Vielleicht hatte er zu lange über der hypothetischen Tnuctipunrevolte gebrütet, so daß ihm inzwischen alle Sklaven als gefährlich erschienen.
Kzanol/Greenberg kletterte auf die dorsale Außenhülle. Es gab eine Reihe guter Gründe dafür, die Luftschleuse ausgerechnet hier anzubringen; der einleuchtendste davon war, daß ein Mensch auf diese Art aussteigen und über die Hülle klettern konnte, während das Triebwerk arbeitete. Kzanol/Greenberg schaltete die magnetischen Stiefel an – sollte er hier stürzen, würde das ein langer Fall werden – und ging rasch zum Heck. Er drückte einen Schalter, und am Fuß einer Finne kam eine kleine Treppe zum Vorschein, die auf einen der Flügel führte. Kzanol/Greenberg kletterte hinunter. Das Wasserstofflicht war geradezu unglaublich hell, und obwohl er das Schutzvisier heruntergeklappt hatte, spürte er die Hitze der Abgasflamme auf seinem Gesicht. Als er sich auf die Flügelkante kauerte, schirmte ihn der Flügel vom Triebwerksstrahl ab. Kzanol/Greenberg spähte über die Kante. Wenn er sich zu weit hinauslehnte, würde er geblendet werden, doch er mußte weit genug heraus, um … Ah, da war es ja: fünf helle Lichtpunkte, alle von derselben Farbe. Kzanol/Greenberg richtete den Desintegrator aus und betätigte den Abzug.
Wäre der Strahl des Desintegrators mit dem eines Masers vergleichbar gewesen, hätte er ernsthafte Schäden verursacht; doch andererseits hätte Kzanol/Greenberg mit solch einem dünnen Maserstrahl niemals eines der winzigen Ziele treffen können. Trotzdem … der Strahl des Desintegrators breitete sich zu rasch aus. Kzanol/Greenberg konnte keine Wirkung erkennen. Das hatte er allerdings auch nicht erwartet. Er hielt den Desintegrator weiter auf die fünf Lichtpunkte ausgerichtet. Die Minuten verstrichen.
»Was zur Hölle … Lew! Sind wir in eine Staubwolke geflogen?«
»Nein.« Der Mann im Führungsschiff blickte nervös auf die Quarzfrontscheibe seines Cockpits. »Jedenfalls nicht laut unseren Instrumenten. Das könnte die Waffe sein, von der Garner uns erzählt hat. Sieht’s bei jedem von euch so trübe aus?«
Allgemeine Bestätigung.
»Huh! Okay. Wir wissen nicht, wie viel Energie die Maschine hat, aber es gibt mit Sicherheit eine Grenze. Wir tun Folgendes: Erstens überlassen wir das Fliegen für eine Weile unseren Instrumenten. Zweitens werden wir vielleicht die Schutzfenster einschlagen müssen, um etwas sehen zu können; den Rest des Fluges müßten wir dann in Raumanzügen zurücklegen. Aber noch nicht! Machen wir das zu früh, würden unsere Visiere vereisen. Und drittens …« Er schaute sich unwillkürlich um, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, doch natürlich sah ihn niemand. »Niemand steigt aus! Egal aus welchem Grund! Soweit wir wissen, könnte diese Waffe in zehn Sekunden unsere Anzüge zerlegen. Irgendwelche anderen Vorschläge?«
Die gab es.
»Ruf Garner, und frag ihn nach seiner Meinung.« Das war Mabe Doolin in Nummer Zwei.
»Wir sollten unsere Radarantennen für ein paar Stunden einziehen; sonst sind sie irgendwann weg.« Das taten sie auch, und die Schiffe flogen blind.
»Wir müssen herausfinden, wie tief die Waffe in unsere Schiffe eingedrungen ist.« Doch niemandem fiel darauf etwas besseres ein als ›Später‹.
Jede Minute überprüfte jemand die Wirkung des Beschusses mit einem Stück Quarz. Fünfzehn Minuten, nachdem er begonnen hatte, hörte der Beschuß auf. Zwei Minuten später begann er erneut, und Tartov, der gerade die Schäden an der Außenhülle untersuchte, kraxelte in sein Schiff zurück, nachdem bereits ein Teil seines Visiers trüb geworden war.
Kzanol beobachtete, wie sein ›Partner‹ erschöpft aus der Luftschleuse kletterte. »Sehr gut«, sagte er. »Ist dir vielleicht schon einmal der Gedanke gekommen, daß wir den
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