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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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nur die Scheinwerfer würden ihm den Weg zeigen. Sein Motor war nicht stark genug, ihn einen solchen Hang hinaufzutragen. Mit viel Glück konnte er bergab auf den Rädern rollen, aber das würde er in völliger Dunkelheit nicht wagen. Deimos würde erst später aufgehen, und Phobos schien nicht hell genug, um ihm von Nutzen zu sein.
    Alles war genau nach Alfs Plan verlaufen: Carter bis zu der Bergkette zu verfolgen; wenn er dort angreift, ihm die Tanks abjagen und heimkehren; wenn er es schafft, ihm beweisen, warum er zurückkommen muß; es so einrichten, daß er bei Dunkelheit umkehren muß; wenn er es durch irgendeinen glücklichen Zufall diesmal schafft – nun, dann gibt es immer noch das Flammengewehr.
    Carter blieb nur eine Möglichkeit, ihn zu überrumpeln. Er würde den Berg neun Kilometer südlich von der Stelle überqueren, an der Alf ihn erwartete, und würde sich seinem Buggy dann von Südosten her nähern.
    Oder rechnete Alf auch damit?
    Es spielte keine Rolle. Carter handelte nicht mehr nach seinem eigenen Willen.
    Der erste Sprung war, als würde er sich blindlings aus der Luftschleuse eines Raumschiffs stürzen. Er richtete die Scheinwerfer senkrecht nach unten, und als er stürzte, sah er, wie sich die Lichtkegel vergrößerten und verschwommener wurden. Er schwenkte nach Osten ab. Im ersten Moment bewegte er sich überhaupt nicht. Dann glitt der Berghang auf ihn zu, viel zu schnell. Er riß das Fahrzeug wieder herum. Nichts geschah. Der Druck unter ihm ließ nach, zwar nur langsam, aber er wurde schwächer, und der Hang unter ihm war ein in Finsternis getauchter schwankender Fleck.
    Die Landung erschütterte ihn vom Steißbein bis zur Schädeldecke. Er saß kerzengerade aufgerichtet und wartete atemlos darauf, daß der Buggy den Hang hinunterstürzte. Doch obwohl er in Furcht erregendem Winkel gekippt stand, verlor er nicht das Gleichgewicht.
    Carter sank in sich zusammen und barg den Helm in den Armen. Zwei zitternde Tränen, die in der niedrigen Schwerkraft zu enormer Größe angewachsen waren, fielen auf seine Sichtplatte und zersprangen. Zum ersten Mal bereute er die ganze Geschichte. Daß er Lew getötet hatte, da doch ein Tritt gegen die Kniescheibe genügt hätte, ihn außer Gefecht zu setzen und ihm eine dauerhafte, unübersehbare Lehre zu erteilen. Daß er durch die Blase gerast war – und sich damit jeden Mann auf dem Mars zum Todfeind gemacht hatte. Daß er abgewartet hatte, was geschehen würde – da er doch davonlaufen und hinter dem Horizont hätte verschwinden können, noch bevor Alf die Fahrschleuse passiert hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten und preßte sie gegen die Sichtplatte, als er sich an den Anflug von belustigtem Interesse erinnerte, das ihn befallen hatte, als Alfs Buggy in die Schleuse gerollt war.
    Zeit zum Aufbruch. Carter bereitete sich auf einen zweiten Sprung vor. Es würde ein furchtbarer Sprung werden. Er mußte abheben, während sein Buggy um 30 Grad nach hinten geneigt am Hang stand … Aber Halt.
    Etwas stimmte nicht an dem Bild von Alfs Buggy, wie er, von langsam dahintrottenden Männern umgeben, auf die Schleuse zurollte. Etwas stimmte nicht, das stand fest. Aber was?
    Es würde ihm einfallen. Er griff nach dem Antriebshebel und machte sich bereit, mit der anderen Hand die Rotoren anzuwerfen, sobald er in der Luft war.
    Alf hatte alles so sorgfältig vorbereitet. Wie konnte er da mit einem O-Tank zu wenig aufbrechen?
    Und – wenn er wirklich alles geplant hatte, wie konnte Alf dann erwarten, daß er Carters Tank bekam, wenn er abstürzte?
    Angenommen, Carter zerschmetterte seinen Buggy an einem Felsen, jetzt, auf seinem zweiten Sprung. Woher würde Alf es erfahren? Er würde es erst erfahren, wenn es 21 Uhr wurde und Carter nicht auftauchte. Dann würde er wissen, daß er irgendwo abgestürzt war. Aber dann würde es zu spät sein!
    Wenn Alf nicht gelogen hatte.
    Da erkannte er, was an dem Bild von Alf in der Fahrzeugschleuse nicht stimmte. Legte man einen O-Tank in die Luftkammer, stand er hervor wie ein aufgerichteter Daumen. Füllte man aber die Luftkammer und nahm dann einen Tank wieder heraus, so stach das Loch in dem sechseckigen Feld ins Auge wie Sammy Davis jr. in der Fußballmannschaft der Nazis in Berlin! Ein solches Loch hatte es nicht gegeben. Alf war also doch mit zwölf statt mit elf Vier-Stunden-Tanks losgefahren. Folglich blieben ihnen beiden zusammen noch neununddreißig Stunden Atemluft.
    Wenn Carter jetzt abstürzte, würde Alf es

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