Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
die Stabilisationsrotoren, die sich nur im Notfall drehen sollten, nicht mehr als unbedingt nötig belastet wurden. Er gewann rasch an Höhe und legte den Buggy schräg, so daß er an dem Hang entlangschwebte, der in einem Winkel von dreißig Grad anstieg. Am Hang gab es einige ebene Stellen, aber nicht viele. Die erste mußte er ohne Schwierigkeiten erreichen können …
    Vor seinen Augen explodierte ein Leuchtgeschoß. Carter biß die Zähne zusammen und kämpfte gegen den Wunsch an, sich umzudrehen. Er neigte den Buggy nach hinten, um die Geschwindigkeit zu drosseln. Der Düsendruck ließ nach.
    Wie eine Feder senkte er sich zweihundert Fuß über der Wüste zu Boden. Als er die Düsen abschaltete, hörte er das Surren der Rotoren. Er schaltete den Stabilisator ab und ließ sie auslaufen. Jetzt war nur noch das Knattern des Kompressors zu hören, dessen Vibration er durch den Anzug hindurch spürte.
    Alf hatte sein Fahrzeug verlassen. Er stand am Fuße des Berges und schaute hinauf.
    »Komm doch her«, sagte Carter. »Worauf wartest du noch?«
    »Fahr weiter über den Berg, wenn du willst.«
    »Was ist los? Sind deine Rotoren verfault?«
    »Dein Hirn ist verfault, Carter. Fahr weiter.« Alf legte das Gewehr an. Eine Flamme blitzte auf, und Carter zog unwillkürlich den Kopf ein.
    Der Kompressor war beinahe zum Stillstand gekommen, der Tank war also fast voll. Aber Carter wäre ein Narr gewesen, hätte er abgehoben, bevor er vollständig gefüllt war. Druckluftdüsen lieferten den stärksten Antrieb während der ersten Flugsekunden. Danach reichte der Druck gerade aus, um das Fahrzeug in Bewegung zu halten.
    Aber – Alf stieg in seinen Buggy. Sein Wagen hob ab.
    Carter schaltete die Düsen ein und stieg auf.
    In dreihundert Metern Höhe landete er unsanft auf dem Boden. Erst jetzt wagte er, zurückzublicken. Er hörte Alfs höhnisches Gelächter und erkannte, daß er sich noch immer am Fuß des Berges befand. Es war eine Finte gewesen!
    Aber warum verfolgte Alf ihn nicht?
    Der dritte Flug brachte ihn auf den Gipfel des Berges.
    Die erste Etappe bergab war der erste Abwärtsflug seines Lebens, und er hätte ihn beinahe umgebracht.
    Für das Bremsmanöver mußte er auf die letzten Druckreserven im Tank zurückgreifen. Er wartete, bis seine Hände aufgehört hatten zu zittern, dann setzte er den Weg bergab auf den Rädern fort. Als er den Fuß der Bergkette erreicht hatte und seinen Weg durch die Wüste fortsetzte, war noch immer nichts von Alf zu sehen.
    Die Sonne schickte sich bereits an, unterzugehen. Blaßblaue Sterne zeichneten am rötlich-schwarzen Himmel die Linie der Berge hinter ihm ab.
    Noch immer keine Spur von Alf.
    In seinem Ohr ertönte Alfs leise Stimme, er klang beinahe freundlich. »Du wirst umkehren müssen, Jack.«
    »Halt nur nicht die Luft an.«
    »Dazu möchte ich auch nicht gezwungen sein. Darum will ich dir etwas sagen. Wirf einen Blick auf deine Uhr.«
    Es war fast 18 Uhr 30.
    »Nun, hast du gesehen? Jetzt zähl es zusammen. Ich bin mit einem Luftvorrat für vierundzwanzig Stunden losgefahren. Deiner reichte für zweiundfünfzig. Also hatten wir beide zusammen sechsundneunzig Atemstunden. Zusammen bleiben uns noch fünfunddreißig.
    Ich habe mein Fahrzeug vor einer Stunde angehalten. Von hier aus sind es fast dreißig Stunden bis zu unserem Stützpunkt. Irgendwann in den nächsten zweieinhalb Stunden mußt du dir meine Luft holen und mich am Atmen hindern. Oder aber ich muß dasselbe mit dir tun.«
    Das war einleuchtend. Endlich ergab alles einen Sinn. »Alf, hörst du mir zu? Horch«, sagte Carter. Dann öffnete er die Abdeckplatte seines Funkgerätes und tastete nach einem Draht, dessen Lage er schon vor längerer Zeit erkundet hatte. Er riß ihn los. Sein Funkgerät knackte ohrenbetäubend und verstummte dann wieder.
    »Hast du das gehört, Alf? Ich habe meinen Ortungssender herausgezogen. Jetzt kannst du mich nicht mehr finden, auch wenn du es wolltest.«
    »Genauso habe ich es mir gewünscht.«
    In diesem Augenblick ging Carter auf, was er getan hatte. Alf hatte keine Möglichkeit mehr, ihn zu finden. Nach all den vielen Stunden und Kilometern der Verfolgung war es schließlich Carter, der Alf jagte. Alf brauchte nur noch zu warten.
    Die Dunkelheit senkte sich im Westen wie ein schwerer Vorhang herunter.
    Carter wandte sich südwärts. Er verlor keine Zeit. Er würde eine Stunde oder mehr benötigen, um die Bergkette zu überqueren. Er mußte etappenweise zum Gipfel hinaufspringen, und

Weitere Kostenlose Bücher