Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
Gesicht.
     
    Das halbe Dutzend Verdächtiger hatte sich im Inneren des Gefangenenwagens an die Wand gelehnt und schlief tief und fest. Ein weißgewandeter Polizeisanitäter blickte auf, als Jesus Pietro den Laderaum betrat. »Oh, da sind sie ja, Sir. Ich glaube, die drei hier sind harmlos. Die anderen hatten irgendwelche Geräte in den Ohren.«
    Die Nacht war so schwarz wie immer auf dem mondlosen Mount Lookitthat. Jesus Pietro hatte Miliard Parlette vor der Glaswand einer Organbank stehen lassen und ihn seinen Gedanken überlassen … worum auch immer sie sich drehen mochten: das ewige Leben? Unwahrscheinlich. Selbst Miliard Parlette mit seinen hundertneunzig Jahren würde sterben, wenn sein zentrales Nervensystem den Geist aufgab. Man konnte kein Gehirn transplantieren, ohne auch die Erinnerungen zu übernehmen. Worüber hatte Parlette nachgedacht? Irgendwie hatte er seltsam dreingeblickt.
    Jesus Pietro ergriff den Kopf einer Verdächtigen, drehte ihn zur Seite und blickte dem Mädchen ins Ohr. Der schlaffe Körper drehte sich mit. »Ich sehe nichts.«
    »Als wir versuchten, das Gerät zu entfernen, löste es sich in Nichts auf. Ebenso wie das der alten Frau. Das Mädchen hat ihres noch.«
    »Gut.« Jesus Pietro bückte sich, um nachzusehen. Tief im linken Ohr, zu tief, um es mit den Fingern zu erreichen, saß etwas Schwarzes mit fleischfarbenem Rand. Er sagte: »Holen Sie ein Mikrofon.«
    Der Polizeisanitäter tätigte einen Anruf. Ungeduldig wartete Jesus Pietro darauf, daß jemand ein Mikro brachte. Schließlich brachte ihm jemand eins. Jesus Pietro nahm das Mikrofon, hielt es dem Mädchen an den Kopf und drehte die Verstärkereinheit auf volle Lautstärke.
    Es rauschte und knisterte.
    »Befestigen Sie es«, befahl Jesus Pietro. Der Sanitäter legte das Mädchen auf die Seite und befestigte das Mikrofon mit Klebestreifen an ihrem Kopf. Das Rauschen hörte auf, und der Innenraum des Gefangenenwagens wurde vom dumpfen Herzschlag des jungen Mädchens erfüllt.
    »Wie lange ist es her, seit zum letzten Mal jemand die Versammlung verlassen hat?«
    »Die zwei hier sind zuletzt gegangen, Sir. Ungefähr vor zwanzig Minuten.«
    Die hintere Wagentür öffnete sich; zwei bewußtlose Männer und zwei Frauen wurden auf Tragen hereingeschoben. Einer der reglosen Männer hatte ein Hörgerät im Ohr.
    »Offenbar haben sie kein Zeichen vereinbart, um sich gegenseitig zu versichern, daß alles in Ordnung ist«, sagte Jesus Pietro. »Dumm.« Hätte er die Söhne der Erde befehligt, ja dann …
    Wenn er so darüber nachdachte, könnte er vielleicht auch ein paar Lockvögel schicken, ein paar, die entbehrlich waren. Wenn die ersten nicht wieder zurückkehrten, würde er in willkürlichen Abständen weitere schicken, während die Anführer entkamen und …
    Wohin entkamen? Seine Männer hatten keine Fluchtwege entdeckt, und das Sonar hatte keine unterirdischen Tunnel gefunden.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Jesus Pietro bemerkte, daß das Mikrofon nicht nur den Herzschlag des Mädchens empfing. Er hörte auch Worte. Sehr leise Worte. Jesus Pietro preßte das Ohr an die Lautsprecher.
    »Bleibt, bis ihr glaubt, gehen zu müssen; dann geht. Erinnert euch daran, daß das hier nicht nur eine einfache Party ist. Aber wie auch immer … Jene von euch, die nichts Wichtiges zu sagen haben, sollten bis Mitternacht verschwunden sein. Jene, die mich sprechen wollen, sollen die üblichen Kanäle benutzen. Und vergeßt nicht, daß ihr auf keinen Fall versuchen dürft, die Ohrstöpsel zu entfernen; um sechs Uhr lösen sie sich von selbst auf. Und jetzt … Amüsiert euch!«
    »Was hat er gesagt?« fragte der Sanitäter.
    »Nichts Wichtiges. Ich wünschte, ich könnte sicher sein, daß das Kane war.« Jesus Pietro nickte dem Sanitäter knapp zu. »Weitermachen«, sagte er und trat in die Nacht hinaus.
     
    »Warum bist du gegangen? Gerade, als es interessant wurde.«
    »Nein, es wurde nicht interessant, und mein Glas war leer; außerdem hatte ich gehofft, daß du mir folgen würdest.«
    Polly lachte. »Du glaubst offenbar noch an Wunder.«
    »Stimmt. Warum bist du gegangen?«
    Inmitten einer Wand aus Leibern und überschwemmt von einem Wasserfall menschlicher Stimmen genossen Polly und Matt dennoch eine gewisse Privatsphäre. Anstand und mangelndes Interesse hielt die anderen davon ab, ihnen zuzuhören. Im übrigen konnte sie ohnehin niemand hören, denn wie sollte sich jemand auf zwei Gespräche gleichzeitig konzentrieren? Genauso gut hätten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher