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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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    Allmählich ging der Wodka aus, und es gab an der Bar nichts anderes als Wodka: Wodka, der von genetisch manipulierten Erdbakterien aus Zucker, Wasser und Luft destilliert wurde. Soll er doch ausgehen, dachte Matt bösartig. Den Aufruhr würde ich gerne sehen.
    Er gab jemandem wie verlangt einen Wodka-Grapefruit; doch die Hand mit dem Drink verschwand nicht, um der Hand des nächsten durstigen Gastes Platz zu machen. Langsam begriff Matt, daß die Hand Laney Mattson gehörte. »Hi«, sagte er.
    »Hi. Wie wär’s mit einer Vertretung?«
    »Keine schlechte Idee.«
    Irgendjemand tauschte den Platz mit ihm – einer von Laneys großen Begleitern –, und Laney führte Matt durch die nicht mehr ganz so dicht gedrängten Menschen hindurch zu einem auf wundersame Weise unbesetzten Sofa. Matt ließ sich auf die Polster fallen. Als er die Augen schloß, begann sich der Raum zu drehen.
    »Läßt du dich immer so voll laufen?«
    »Nein. Mir ist was auf den Magen geschlagen.«
    »Erzähl mir davon.«
    Er drehte sich zu Laney um. Irgendwie sah er mit seinen vom Wodka vernebelten Augen durch Laneys Make-up hindurch, sah, daß ihr Mund zu breit war und ihre grünen Augen seltsam groß. Aber sie lächelte mitfühlend.
    »Hast du jemals eine einundzwanzigjährige männliche Jungfrau gesehen?« Er blinzelte, um ihr die Reaktion am Gesicht ablesen zu können.
    Laneys Mundwinkel zuckten. »Nein.« Sie bemühte sich, nicht zu lachen, erkannte Matt. Er wandte sich wieder von ihr ab.
    Sie fragte: »Mangelndes Interesse?«
    »Nein! Zur Hölle … Nein!«
    »Was dann?«
    »Sie vergißt mich.« Matt fühlte, wie er mit jeder Antwort nüchterner wurde. »Von einem Augenblick auf den anderen …« – er wedelte ein wenig zu wild mit den Armen – »… vergißt mich einfach das Mädchen, hinter dem ich her bin. Ich weiß nicht, warum.«
    »Steh auf.«
    »Hm?«
    Matt spürte, daß Laney ihn an der Schulter packte und sanft in die Höhe zog. Er stand auf. Der Raum drehte sich, und er erkannte, daß er doch nicht nüchterner geworden war; er hatte sich im Sitzen einfach sicherer gefühlt. Froh, sich auf den Beinen halten zu können, folgte er Laney, die ihn hinter sich herzog. Das nächste, woran er sich erinnerte, war, daß plötzlich alles dunkel wurde.
    »Keine Panik«, sagte Laney. »Bei den Nebeldämonen, bist du nervös! Komm hierher, und stolpere nicht.«
    Matt gelang es, ohne zu stürzen aus seiner Hose zu schlüpfen. Seine Knie stießen irgendwo an. »Laß dich mit dem Gesicht nach vorne fallen«, befahl Laney, und das tat er auch. Völlig verspannt lag er bäuchlings auf einer Luftschaum-Matratze. Hände, die stärker waren, als sie hätten sein sollen, gruben sich in seine Nacken- und Schultermuskeln und kneteten sie wie Teig. Es fühlte sich wunderbar an. Dort lag er mit ausgebreiteten Armen und entspannte sich zusehends, während Knöchel an seiner Wirbelsäule entlangfuhren und schlanke Finger jeden einzelnen Muskel massierten.
    Als er bereit war, drehte er sich um und griff hinaus.
     
    Zu seiner Linken befand sich ein mehrere Zentimeter hoher Fotostapel. Jesus Pietro breitete die Bilder aus und sah sie durch. Unter eine der Aufnahmen schrieb er einen Namen. Die Personen auf den anderen Bildern kannte er nicht, und so schob er sie wieder zu einem Stapel zusammen. Dann stand er auf und reckte sich.
    »Vergleichen Sie diese mit den Verdächtigen, die wir bereits eingesammelt haben«, befahl er seinem Assistenten. Der Mann salutierte, griff sich den Stapel, verließ das mobile Büro und ging zu den Gefangenenwagen. Jesus Pietro folgte ihm hinaus.
    Fast die Hälfte von Harry Kanes Gästen befand sich nun in Gefangenenwagen. Die Fotografien waren gemacht worden, als sie früher am Abend das Haus betreten hatten. Dank seines phänomenalen Gedächtnisses hatte Jesus Pietro eine ganze Reihe von ihnen identifizieren können. Die Nacht war kühl und dunkel. Eine steife Brise wehte über das Plateau und trug den Duft von Regen heran.
    Regen.
    Jesus Pietro blickte hinauf und sah, daß der halbe Himmel bereits bedeckt war. Zwar konnte er sich vorstellen, eine Razzia mitten im strömendsten Regen durchzuführen, doch gefiel ihm die Vorstellung einfach nicht.
    Zurück in seinem mobilen Büro schaltete er das Funkgerät auf eine allgemeine Frequenz. »Zuhören«, sagte er im Plauderton. »Phase Zwei einleiten. Jetzt!«
     
    »Ist jeder so nervös?«
    Laney lachte leise. Jetzt konnte sie soviel lachen, wann und wie sie wollte. »Nicht so
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