Ringwelt
ganz. Vor ihnen lag eine freie Fläche bis zum
Heck der Raumstation, wie die Radardaten es ihm mitteilten. Das Licht
des Bugscheinwerfers verlor sich im Raum.
"Wie viel Zeit haben wir noch,
Sibill?"
"Etwa Zwei Stunden, Joy. Eine haben wir bis hierher
verbraucht."
"Gut. Dann haben wir rund Fünfundvierzig Minuten Zeit um uns
das Heck anzusehen. Den Scannern nach bewegt sich dort
irgendetwas."
"Ok. Dann los."
Bis zum Heck waren es nur wenige Dutzend Kilometer die der Aufklärer
in wenigen Minuten zurücklegte. Herumschwebende Krustenteile gab es
hier nicht. Das Heck der Innenfläche präsentierte sich als mit
verschiedenen Geschwindigkeiten rotierende Ringe. Im Licht des
Scheinwerfers erkannten sie eigenartige Pilzfiguren. Dicht an dicht.
"Ich bekomme Organische Moleküle in den Scanner. Ob die Pilze
Bestandteil einer Farm sind?"
"Vielleicht. Tut mir leid aber unsere Zeit ist um. Wir müssen
zurück."
"Schade. Immer wenn es interessant wird, muss man
umkehren."
Joy beschleunigte den Aufklärer wieder und drang wieder sehr
vorsichtig in die schwebende Krustenwolke ein. Irgendwo außerhalb der
Radartastung lag der Explosionskrater durch den sie hereingekommen
waren. Zum Glück konnten Mark und Sibill den entsprechenden Monitor von
ihrem Platz aus nicht sehen. Joy flog im Augenblick nur nach dem Gedächtnis
zurück. Als der Explosionskrater auf dem Monitor wieder auftauchte,
seufzte Joy erleichtert auf.
Aber auch Mark seufzte auf. Überrascht blickte Joy nach hinten. Mark
hatte einen kleinen Taschenspiegel dabei und ihn so gehalten das er den
entsprechenden Monitor darin sehen konnte. Sibill hatte nichts davon
mitbekommen. Sie hantierte nur mit ihren Computer herum.
Mark und Joy sahen sich nur kurz an. Nickten sich zu und wandten ihre
Aufmerksamkeit ihren Instrumenten zu. Kurz darauf flog der Aufklärer
durch den Explosionskrater aus der Raumstation in die Ewige Nacht
hinaus.
*
Wolf Thomas der 1.Offizier der SITAE schaltete fluchend den
Zweitkanal ab, den Gerrit Murgends gerade eben benutzt hatte.
Anschließend löschte er die automatische Aufzeichnung des Gespräches.
Dann atmete er erstenmal tief durch.
Warum konnten sich eigentlich niemand an die Regeln halten? Dann musste
er aber daran denken, das er sie selbst auch schon mal umgangen hatte.
Überall wo Menschen zusammenkamen gab es einige, die es mit den Regeln
nicht so genau nahmen. Dabei waren es doch erst diese Regeln, die ein
friedliches Zusammenleben erst möglich machten.
"Schwierigkeiten, Wolf?"
Er verdrängte die aufgekommenen Gedanken und konzentrierte sich
wieder auf seine Arbeit. Zum Glück konnte niemand in der Funkzentrale
seinen Arbeitsplatz übersehen. Sein Kollege saß eine Reihe weiter
vorne. Insgesamt gab es hier in der Funkzentrale Vier Arbeitsplätze
aber normalerweise waren nur Zwei davon besetzt.
"Nein. Ich mache mir nur sorgen um den Aufklärer. Er ist
bereits seit zweieinhalb Stunden im Inneren der Raumstation und nicht
ein Piepser im Funkkanal seitdem."
Hoffentlich stellte diese Antwort seinen Kollegen zufrieden. Denn das
er soeben etwas illegales getan hatte, erzählte er nicht. Sonst würde
er sich unter Umständen in der Arrestzelle wiederfinden. Von seiner
Degradierung ganz zu schweigen.
"Sie werden schon wiederkommen. Joy Mikels ist ein erstklassiger
Pilot. Er wird wissen worauf er sich eingelassen hat. Immerhin wissen
wir jetzt, das das Material der fremden Raumstation keine Funkwellen durchlässt."
"Eben weil er ein erstklassiger Pilot ist, sollte er so ein
Wagnis gar nicht erst eingehen. Wenn sie jetzt irgendwo da drin
festsitzen können sie nicht einmal um Hilfe rufen. Dann ist sogar ein
Pilot wie Joy vollkommen hilflos."
Fast jeder an Bord kannte das Husarenstück ihres Piloten. Bevor er
zur SITAE abgestellt worden war, hatte er Frachtschiffe im Erdsystem
geflogen. Von der Erde aus war die TORONTE, ein Hundertachtzigtausend
Tonnen Frachter mit Joy Mikels als Pilot zum Jupiter unterwegs gewesen.
Kurz vor erreichen der Jupiterumlaufbahn hatte es dann einen Unfall an
Bord gegeben. Joy Mikels hatte die Überlebenden an Bord eines
Rettungsschiffes verfrachtet und war aus dem Wrack hinausgeflogen.
Das Wrack war allerdings schon viel zu nahe an Jupiter herangekommen
und das Rettungsschiff würde dem Gravitationssog des Giganten ebenfalls
nicht entkommen können. Aber mittels einem Himmelsmechanischen Swing
Bey Manöver war es dem Schwerefeld des Jupiters entkommen. Überlebt
hatten sie allerdings nur, weil sie
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