Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Zustand voller Gefahren. Ich bin mittlerweile zu einer anderen Sichtweise der Dinge gekommen. Die Flotte hat sich jetzt an unsere neue Art und Weise zu leben angepasst.« Der Subtext dieser Aussage brauchte nicht weiter ausgeführt zu werden: Nachdem dieser Anpassungsprozess erst einmal abgeschlossen war, wäre es nur angemessen, die Regierungsgeschäfte wieder den Konservativen zu überlassen.
Ein geradezu dekadent opulentes neues Heim. Eine plötzliche Abkehr von der Parteilinie. Das Timing, das Eos hier an den Tag legte, konnte kaum …
»Ich sollte Ihnen noch etwas anderes mitteilen.« Während er sprach, beschrieb Eos mit beiden Köpfen kleine, vertikale Kreise: eine Geste der Zuversicht und des Vertrauens. »Wir leben in Zeiten, die uns herausfordern und immer wieder in Erstaunen versetzen, Nike. Das Volk verlangt lautstark von uns, den Anführern, die Einigkeit. Ich höre die Stimme des Volkes, und so schließe ich mich der derzeitigen Regierung an.«
Die Ironie dieser Lage war beinahe unerträglich. Es verlangte jeglichen Funken Selbstdisziplin, den Nike aufzubringen in der Lage war, um sich nicht selbst in die Augen zu blicken. Er selbst hatte Nessus ausgesandt, um die Wildmenschen mit ihren eigenen Geldern zu korrumpieren – Gelder, die zuvor die Reihen der General Products Corporation durchlaufen hatten. Der Hinterste hatte Eos mit etwas so Einfachem wie einem Penthouse auf Staatskosten kaufen können.
Doch wie ironisch es auch sein mochte – die Lage war völlig unzweideutig. In nächster Zukunft würde es nicht zu einer Neubewertung der Lage kommen, und so war auch kein Regierungswechsel zu erwarten. Dieses widernatürliche Bündnis zwischen den Anführern der beiden Parteien verurteilte jegliche Hoffnung darauf, es könne sich eine neue Vision ergeben, von vornherein zum Scheitern.
Nike konnte es kaum ertragen, Eos anzuschauen. Sich in diesem Raum umzublicken, Interesse an dieser obszönen Zurschaustellung zu heucheln, war zweifellos sicherer. Dieses fürstliche Heim hätte sogar ihm selbst gehören können. Das Angebot war eindeutig genug gewesen. Jetzt, nachdem Eos bereits gekauft war, versuchten sie es erneut mit Verführungstaktiken.
Die Anführer beider Fraktionen waren von politischer und persönlicher Gier geradezu zerfressen, selbst zu einer Zeit, da der Flotte von allen Seiten Gefahr drohte. Wen die Götter zerstören wollen …
»Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft.« Nike streckte die Beine und erhob sich aus dem Kissenstapel. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Einige unaufschiebbare Angelegenheiten im Geheimen Direktorat erfordern dringend meine Aufmerksamkeit.« Nike, den seine aufwallenden Emotionen fast zu übermannen drohten, verließ den Raum, ohne auf eine Entgegnung von Eos zu warten. Dann steuerte er geradewegs die nächste Stepperscheibe an.
Denn die Angelegenheiten im Geheimen Direktorat waren unaufschiebbar. Nachdem Nike hier die Verlockungen des Hintersten und von Eos verschmäht hatte, fragte er sich, wie lange das Geheime Direktorat ihn wohl noch betreffen mochte.
Nike sprang von Stepperscheibe zu Stepperscheibe – über gewaltige Ebenen, entlang der Küsten ganzer Kontinente, von abgelegenen Inseln und überfüllten Megalopolis-Plätzen bis zu hoch aufragenden Bergkämmen – so schnell es die stets von Besuchern überquellenden Wege gestatteten. Auch wenn die einzelnen Eindrücke ihn fast stroboskopartig erreichten, sog Nike doch alles begierig auf, was sich ihm bot: die Laute und Gerüche der Massen, die beiläufige Intimität, mit zahllosen Fremden Flanke an Flanke zu drücken, die völlig aufs Geratewohl ausgewählten Abzweigungspunkte.
Immer, wenn Nike zutiefst besorgt war, reichte ein derartiger frenetischer Galopp kreuz und quer über Hearth aus, um ihn wieder zu beruhigen. Dieses Mal nicht.
Die Korruption der Elite drohte, Nike wirklich zu überwältigen. Wie verführerisch wäre es doch, sich jetzt irgendwo ein stilles Eckchen zu suchen und sich ganz eng zusammenzurollen, sodass er die ganze Welt nicht mehr würde spüren müssen.
Verführerisch, aber letztendlich doch nutzlos. Sich einfach nur zurückzuziehen, würde ihn genauso wenig trösten, wie dieser wilde Ritt über den Globus ihn jetzt abzulenken vermochte. Das Problem, das an ihm nagte, war viel zu groß, war größer als die ganze Welt. Irgendetwas – ob es geistige Reife war oder Wahnsinn, vermochte Nike nicht zu beurteilen – zwang ihn dazu, das große Ganze zu
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