Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
Vom Netzwerk:
endlich die Explorer verlassen zu haben. Wieder zu Hause zu sein. Er war so glücklich, dass seine Mähne, wenngleich nicht gerade übermäßig frisiert, zumindest für seine Verhältnisse ungewöhnlich gepflegt war: Nessus hatte sich gekämmt und das Haar mit zwei orangefarbenen Schleifen zurückgebunden.
    Der Bürgersteig verbreiterte sich, als Nessus sich dem Park näherte. Offizielle Begrüßer, die in wenigen Schritten Abstand quer durch die ganze Menge verteilt waren, schwenkten die Köpfe. Fast jeder von ihnen hielt zwischen den Lippen leuchtend orangefarbene Bänder, die ihre Verbundenheit gegenüber der Partei anzeigten. Auch Nessus hob jetzt zwei orange-goldene Wimpel und stürzte sich in die wartende Menge. Viele hatten die neuen Bänder um die Hälse gelegt. Zufrieden folgte Nessus ihrem Beispiel.
    Ein Bürger zu Nessus’ Linken tippte ihm gegen die Schulter. »Die Beteiligung ist ausgezeichnet.«
    »Das sehe ich ebenso.« So lange Zeit hatte Nessus mit den Kolonisten ausschließlich Englisch gesprochen. Es war immer noch ein herrliches Gefühl, wieder zu trällern und zu singen, lang gezogene Arpeggiaturen auf der Zunge zu spüren, sich mit anderen zu harmonischen Sprachgesängen zu vereinigen – endlich wieder richtig zu sprechen. Die Gw’oth erschienen Nessus jetzt kaum mehr als eine ferne, fast schon verblasste Erinnerung.
    »Waren Sie auch schon bei anderen Kundgebungen?«, fragte sein neuer Freund.
    »Bei einigen.« Aber nicht bei so vielen, wie ich es gerne geschafft hätte, fügte Nessus innerlich hinzu. Seine lange Abwesenheit erwähnte er nicht. Selbst das, was man ihm gestattet hatte, anderen zu enthüllen – dass er fort gewesen war, auf NSW 4 –, würde die meisten Bürger schon zurückschrecken lassen. Sich mit Wahnsinnigen abzugeben war ein weiteres der Risiken, wie sie die Mehrheit der Bürger scheute.
    Doch statt sich von dem Gedanken, doch anders zu sein als der Rest seines Volkes, die gute Stimmung verderben zu lassen, genoss Nessus lieber diesen Augenblick. Die musikalischen Kontrapunkte tausender Stimmen, das Wogen der Herde und die schwere, duftgeschwängerte Luft hüllten ihn ein. Und schon bald würde Nike das Wort ergreifen.
    Sprecher um Sprecher schilderte Risiken und Gefahren, erwähnte zahllose Bedrohungen, vor denen die Experimentalisten die Konkordanz in längst vergangenen Zeiten bewahrt hatten. Es war zugleich wohlvertraut und aufregend. Ebenso wie zahllose Bürger rings um ihn ließ Nessus die Köpfe in der Geste der Zustimmung auf und ab hüpfen: auf/ab, ab/auf, auf/ab, ab/auf.
    »Wir sind mit größter Wahrscheinlichkeit die Ersten, die aus der Galaxis fliehen«, trällerte der derzeitige Sprecher. »Doch gewiss nicht die Letzten. Spezies um Spezies wird uns folgen müssen, und sie werden um so verzweifelter sein, da sie ihre Flucht so unvernünftig hinausgezögert haben. Man stelle sich nur ihre Panik vor, wenn die Strahlung aus dem galaktischen Zentrum wie eine todbringende Wand näher und näher rückt! All diese trägen anderen Spezies benötigen dringend Energie und Vorräte, während die weiseren Spezies schon längst neue Energien aufgenommen und ihre Vorräte aufgefüllt haben. Und nun stelle man sich vor, einige dieser bedürftigen, verzweifelten Flüchtlinge würden auf die Weltenflotte stoßen. Sie werden unsere in weiser Voraussicht angelegten Vorräte und Ressourcen entdecken. Wird die Konkordanz dann noch sicher sein?«
    »Nein!« Zehntausende Bürger, dicht an dicht in diesem kleinen Park zusammengedrängt, Flanke an Flanke gepresst, schrien es gleichzeitig. Rings um Nessus stampften nachdrücklich Hufe auf den Boden, als alle dort Versammelten sich vorstellten, welche ungeahnten Gefahren ihnen allen drohten.
    »Ist die Gefahr vorüber?«
    »Nein! Nein!«
    »Ist unser Handeln so sehr Routine, dass wir die Existenz der Konkordanz den Konservativen anvertrauen können?«
    »Nein! Nein!«
    »Wann werden wir sicher sein?«
    Es begann mit tausend misstönenden Dissonanzen, doch dann verwandelte es sich in einen Stimmenchor von gewaltiger Kraft. »Wenn der Notstand ausgerufen ist.«
    Der unbefristete Notstand, hieß das. Dieses Konzept war zu neuartig, um bereits darüber urteilen zu können: Sämtliche Normen sollten hier auf den Kopf gestellt werden. Die Kühnheit dieser Vorstellung war atemberaubend – und zugleich auch zutiefst beängstigend. Nessus selbst, der es kaum geschafft hatte, seine streng konservative Erziehung und die entsprechende Denkweise

Weitere Kostenlose Bücher