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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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abzulegen, erschien dieser Schritt tatsächlich zu gewagt. Doch das war bedeutungslos. Tief in seinem Innersten wusste Nessus, dass sein Interesse an der Experimentalisten-Fraktion, die sich für den unbefristeten Notstand aussprach, in Wirklichkeit nicht der politischen Idee galt.
    Jetzt erschien eine zierliche Gestalt auf dem zentralen Hügel des Parks – in Form eines mehrfach überlebensgroßen Hologramms. Ihre Haut war mattbraun, ohne Flecken oder andere Muster gleich welcher Art. Ein zartes, orange-goldenes Geflecht zierte die gelbbraune Mähne des Bürgers, der dort virtuell vor der Versammlung erschien; im Licht der Scheinwerfer schimmerte es. Außer beim Hintersten selbst, und vielleicht beim Möchtegern-Hintersten, der die Experimentalisten anführte, hatte Nessus noch nie eine derart aufwändige Frisur gesehen.
    Dort stand Nike, die Beine weit gespreizt, voller Selbstbewusstsein in der Pose des zuversichtlichen Anführers.
    Inmitten dieser Zehntausenden jubelnden Anhänger wurde sich Nessus einer äußerst persönlichen Wahrheit bewusst: Er würde alles tun, um die Köpfe des wunderschönen, charismatischen Anführers zu gewinnen – und damit auch das Recht, mit ihm zusammen Kinder zu haben.
     
    Jede Arcology bot zahlreiche Speisesäle. In jedem einzelnen davon entsponnen sich zahllose Gespräche und verebbten wieder. Verschiedene Gesprächsgruppen kamen zusammen und trennten sich wieder, wurden lebhafter oder stiller, je nach den jeweiligen Interessensgebieten und Erfahrungen tausender verschiedener Gäste. Wie sollte es auch anders sein, wo doch hier so viele verschiedene Berufe, Hobbys, politische Meinungen und persönliche Interessen vertreten waren?
    Und doch bemerkte Nessus, als er über eine Stepperscheibe seinen üblichen Speisesaal betrat, dass ein Thema alle anderen dominierte: Nikes Rede. Das Stimmengewirr war übermäßig laut. Wie laut wäre es wohl, so fragte sich Nessus, wenn es hier keine Lärmunterdrückung gäbe?
    Reihe um Reihe dreieckiger Tische erstreckten sich bis in die Ferne. Nessus ging tief in den Raum hinein, schaute sich nach bekannten Gesichtern um. Schließlich drängte er sich zwischen zwei Bekannte und nahm rittlings auf einer langen gepolsterten Bank Platz. Durch sein Körpergewicht wurde ein Signal ausgelöst, und schon materialisierte sich vor ihm auf dem Tisch eine flache Schüssel mit Brei, dazu ein Laib Brot und eine Schale mit gekühltem Wasser. Die Freiheit, die er an Bord des Schiffes genossen hatte – selbst auszuwählen, was er zu speisen wünschte –, war kaum mehr als eine verblassende Erinnerung.
    Zu beiden Seiten zuckte grüßend ein Kopf auf und ab. Nessus kannte beide Bürger aus dem Speisesaal – was vermuten ließ, dass sie irgendwo in dieser Arcology lebten. Der eine von ihnen trug ein orangefarbenes Haarband, der andere hatte die Taschen seines Mehrzweckgürtels orange gefärbt, wodurch Nessus genau wusste, dass er es mit gleich gesinnten Experimentalisten zu tun hatte. Dass keiner von beiden etwas Goldenes trug, verriet ihm, dass sie nicht Nikes Fraktion angehörten.
    Niemals eigenen Kontakt mit Menschen gehabt zu haben – ob nun mit wilden oder mit domestizierten –, hielt Experimentalisten nicht davon ab, sich einen menschlichen Spitznamen zuzulegen. Im Falle seiner Tischgenossen zeigte sich deutlich, wie musikalische Vorlieben ihnen Inspiration gewesen sein mussten.
    »Euterpe, Orpheus«, begrüßte Nessus sie. Er verhielt sich dabei sehr ungezwungen, sprach nur mit einem Mund, während er mit dem anderen bereits aß. Um rechtzeitig zu dieser Kundgebung zu erscheinen, hatte Nessus eine Mahlzeit ausfallen lassen müssen, und nun war sein Hunger wirklich groß. »Wie läuft es mit den neuesten Kompositionen?« Ganz ehrlich gesagt, war Nessus das eigentlich herzlich egal. Aber diese Frage sollte zu zwei weitschweifigen Antworten führen – und diese würden es Nessus ermöglichen, in aller Ruhe zu essen. Doch dieser Plan scheiterte.
    »Gut, gut«, erwiderte Euterpe nur. Er legte das angebissene Brot beiseite, schluckte noch einmal und summte dann zweistimmig eine kurze, liebliche Passage. Bevor er geendet hatte, unterbrach Orpheus ihn. »Das kann warten. Wir hatten gerade davon gesprochen …« – Euterpe vollführte eine kurze Halsbewegung, die den gesamten Speisesaal einschloss – »… dass alle hier nur über Nikes letzte Rede sprechen. Haben Sie irgendetwas davon mitbekommen?«
    In Euterpes Worten schwang unverkennbare Skepsis mit. Also

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