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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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verlor das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, hing er immer noch mit dem Kopf nach unten. Er wurde nur von den Sicherheitsballons in seinem Sattel festgehalten. Das Blut pochte ihm in den Schläfen. Er hatte die verrückte Vorstellung von einem Marionettenspieler, der fluchend hinter der Kulisse versucht, die verdrehten Fäden zu entwirren, während die Marionette Louis Wu mit dem Kopf nach unten auf der Bühne hing.
    Das fliegende Gebäude in der Mitte des Gemeindezentrums glich einem riesigen Kreisel. Auf einem spitzen Kegel saß ein breiter, gedrungener Oberbau. Als die beiden Flugräder auf das Gebäude zutrieben, öffnete sich in dem Oberbau ein waagerechter Schlitz und verschluckte die beiden Flugzeuge.
    Während die beiden Vehikel in den dunklen Innenraum des Gebäudes hineinglitten, explodierten die Ballons um den schweren Körper des Kzin herum, während dessen Flugrad das Gleichgewicht verlor und sich auf den Kopf stellte. Louis registrierte das mit düsterer Schadenfreude.
    Er hatte schon lange genug in dieser miserablen Lage gehangen, und geteiltes Leid ist halbes Leid.
    Nessus meldete sich auf der Bordfunkfrequenz. »Ihre verkehrte Lage deutete darauf hin, daß Sie von einem elektromagnetischen Feld festgehalten werden. Dieses Feld reagiert auf Metall und nicht auf Protoplasma! So kommt es, daß Sie .«
    Louis hörte gar nicht zu. Er bewegte sich wie ein Fisch am Angelhaken zwischen seinen Ballons. Aber er zappelte nur vorsichtig, damit er nicht zwischen den Ballons hindurchrutschte und in den dunklen Raum hinunterfiel. Die Falltüre hinter ihm schloß sich sofort wieder. Er konnte nicht erkennen, wie tief der Boden unter ihm lag.
    Er hörte Nessus' Stimme: »Können Sie den Rumpf mit der Hand erreichen?« Und die Antwort des Kzin: »Ja, wenn ich mich durch die Ballons zwänge ... Verdammt, Sie hatten recht! Das Gehäuse ist glühend heiß!«
    »Dann ist Ihr Motor durchgebrannt. Ihre Flugräder sind unbrauchbar geworden!«
    »Glücklicherweise schützt mich wenigstens mein Sattel vor der Hitze!« fauchte der Kzin.
    Louis verrenkte sich inzwischen den Hals, um wenigstens etwas sehen zu können. Seine Wangen rieben sich an den aufgeblasenen Ballons. Aber nirgends ein Lichtschimmer, wohin er auch blickte.
    Er tastete mit der Hand über das Armaturenbrett, bis er den Schalter für die Scheinwerfer fand. Warum er glaubte, sie würden noch funktionieren, wußte er nicht zu sagen. Auf jeden Fall flammte der Scheinwerfer auf und warf einen weißen Lichtkegel gegen die gewölbte Innenwand.
    Ein Dutzend Fahrzeuge trieben neben ihm, alle auf der gleichen Höhe. Er sah ein paar Düsen-Flugtornister, drei umgekippte Flugwagen und sogar einen Fluglaster mit einem durchsichtigen Führerhaus.
    In diesem schwebenden Müllhaufen alter Flugzeugwracks trieb auch das Flugrad des Kzin mit dem Sattel nach oben. Der kahlköpfige Kopf des Kzin mit dem orangefarbigen Flaumgesicht schaute unten zwischen den aufgeblasenen Sicherheitsballons heraus. Ein Arm lag auf dem Düsengehäuse, als wolle der Kzin dem Flugrad den Puls fühlen.
    »Gut«, meldete sich Nessus. »Licht! Ich wollte es eben auch schon vorschlagen. Das bedeutet, daß jeder elektrische und elektromagnetische Schaltkreis, der im Augenblick des Angriffs auf Ihrem Flugzeug in Betrieb war, durchgebrannt ist. Ihr Scheinwerfer war ausgeschaltet. Deswegen funktioniert er noch.«
    Louis hatte das Gefühl, als pumpe man seinen Kopf voll Wasser. »Wir befinden uns hier offenbar in einem Gefängnis«, lallte er. »Und wenn das zutrifft - warum ist hier nicht noch eine Kanone, die uns das Lebenslicht auspustet? Schließlich könnten wir ja mit tödlichen Waffen hier hereingeflogen sein! Was zufällig stimmt.«
    »Wahrscheinlich ist auch im Gebäude noch eine Waffe eingebaut«, sagte Nessus. »Ihre brennende Lampe beweist, daß diese Waffe nicht funktioniert. Die Waffe im Gefängnis arbeitet automatisch, sonst würde jemand in der Nähe sein, der Sie bewacht. Wahrscheinlich kann der Dolmetscher seine Slaver-Flinte ungehindert einsetzen!«
    »Das ist Musik in meinen Ohren«, lallte Louis mit hochrotem Kopf. Der »Tiger« und er schwammen mit dem Kopf nach unten in einem schwebenden Sargasso-See. Von den drei antiken Flugsesseln war einer noch besetzt - mit einem fast grazilen Skelett, das trotzdem als menschliches Gebein zu erkennen war. Nicht ein Fetzen Haut war auf dem Skelett zurückgeblieben. Nur am Kinn war noch etwas befestigt - ein zerschlissener gelber Umhang, der

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