Ringwelt
Sie kann zwar überall versteckt sein, aber .«
»Nein, Nessus, ich tue das nicht. Wie soll ich einen explodierenden Ballon so schnell packen können, daß ich nicht abstürze - nein, Nessus, nein!«
»Und wie soll ich Ihnen zu Hilfe kommen, wenn eine elektromagnetische Kanone nur darauf wartet, mich ebenfalls in Ihr Gefängnis zu stecken?«
»Keine Ahnung, Nessus.«
»Wollen Sie vielleicht den Dolmetscher darum bitten, die Kletterpartie für Sie zu übernehmen?«
»Katzen sind vorzügliche Kletterer!«
»Meine Vorfahren waren Wüstenkatzen, Louis«, fauchte der Kzin aus gefächerten Ohren. »Meine verbrannte Hand taugt nicht viel - auf keinen Fall zum Klettern. Ich bin auch der Meinung, daß der Pflanzenfresser verrückt geworden ist. Er sucht doch nur nach einem Vorwand, um uns loszuwerden.«
Louis nickte stumm. Die Schweißperlen sammelten sich in seinem Haar.
»Ich will Sie nicht loswerden«, flötete der Puppetier heiter. »Ich werde warten. Vielleicht fällt Ihnen eine bessere Lösung ein. Vielleicht läßt sich auch der Horcher sehen, der unsere Gespräche überwacht. Ich kann warten .«
Zwischen zwei formgerechten Sicherheitsballons eingekeilt, den Kopf nach unten, konnte Louis Wu nur schwer die Zeit abschätzen. Nichts bewegte sich um ihn herum. Er hörte Nessus leise pfeifen. Doch sonst schien die Welt stillzustehen.
Louis zählte seine eigenen Herzschläge. Zweiundsiebzig in der Minute. »Zweiundsiebzig und - eins.«
»Hast du etwas zu mir gesagt, Louis?«
»Verdammt, Dolmetscher, ich halte das nicht mehr aus. Lieber sterbe ich, als daß ich verrückt werde!«
Schon bewegte er den Kopf wie einen Stoßkeil zwischen den Ballons, als der Kzin fauchte: »Ich erteile die Befehle, wenn der Kriegszustand eingetreten ist. Ich befehle dir deshalb, ruhig zu bleiben und zu warten.«
»Entschuldigung.« Louis zwängte seine Hand nach unten, holte neuen Atem, schob weiter, erholte sich, schob . jetzt war er am Gürtel.
»Was der Puppetier empfohlen hat, ist Selbstmord, Louis.«
»Mag sein.« Jetzt hatte Louis, was er brauchte - den Scheinwerfer-Laser.
Mit zwei krampfhaften Bewegungen hatte er den Laser aus seinem Gürtel gezogen. Er zielte damit nach vorn. Er konnte höchstens das Armaturenbrett beschädigen, keinesfalls sich selbst.
Er drückte ab.
Der Ballon sackte langsam in sich zusammen. Doch gleichzeitig blies sich der zweite Ballon in Louis' Rücken stärker auf und drückte ihn gegen das Armaturenbrett. Dieser Druck von hinten kam Louis zustatten. Er schob rasch den Laser in den Gürtel zurück und griff mit beiden Händen nach der schlaff werdenden Ballonhülle.
Schon glitt er aus dem Sattel, immer schneller. Verzweifelt verkrampfte er die Hände im Stoff, während er über einem dreißig Meter tiefen Abgrund hin und her schwang.
»Dolmetscher!«
»Ich bin schon da, Louis. Ich habe die Flinte in der Pfote. Soll ich den anderen Ballon auch durchlöchern?«
»Ja!« Er hing genau vor Louis' Nase und blockierte ihm die Sicht und den Weg nach oben.
Der Ballon sackte nicht in sich zusammen. Er spuckte erst Staub aus und explodierte dann mit einem Knall. Der Dolmetscher hatte den Ballon mit beiden Strahlbohrern durchlöchert.
»Möchte nur wissen, wie du mit dem Ding so genau zielen kannst!« keuchte Louis und kletterte nach oben.
Es ging ganz gut, solange die Hülle nicht nachgab. Trotz der langen Zeit, in der Louis mit dem Kopf nach unten über dem Abgrund geschwebt hatte, waren seine Reflexe noch zufriedenstellend. Leider endete aber der Ballon in der Nähe der Außengestänge, und da das Flugrad sich unter seinem Gewicht auf die Seite gerollt hatte, war mit dieser Aktion noch nicht viel gewonnen.
Deshalb zog er sich ganz dicht an das Gestänge heran, stemmte sich mit den Knien dagegen und begann zu schaukeln.
Der Kzin machte sonderbar miauende Geräusche.
Das Flugrad wippte hin und her - immer schneller nach jedem Schwung. Louis vermutete, daß die meisten Metallteile in den Kugelgehäusen des Rades stecken mußten. Somit konnte es sich in dem unsichtbaren »Spinnennetz« auch um seine Mittelachse drehen und dann wieder eine stabile Lage einnehmen. Deswegen hatte wohl Nessus auch dieses waaghalsige Manöver vorgeschlagen.
Das Flugrad drehte sich wie eine Schiffschaukel, hielt sich momentan auf dem Scheitelpunkt und wippte dann zurück. Doch dieser kurze Moment der Unentschlossenheit hatte Louis genügt, um den zweiten Ballon zu ergreifen, dessen zerfetzte Hülle ihm
Weitere Kostenlose Bücher