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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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kniete am Boden und fuhr prüfend mit dem Daumen über die Schwertschneide. Er hatte sehr wohl begriffen, daß Louis Wus Vortrag das Mädchen, das er liebte, unglücklich machte. Er mußte noch immer glauben, Teela sei das Eigentum von Louis Wu.
    Was Nessus anbelangte, so hatte er sich zu seiner notorischen Igelkugel zusammengerollt.
    Louis packte den Puppetier beim Knöchel seines Hinterfußes und rollte Nessus auf den Rücken.
    »Sie sind an allem schuld!« tobte Louis Wu, während der Huf in seiner Hand zu beben begann. »Sie mit Ihrem unsagbaren Egoismus! Dieser Egoismus ist noch schlimmer als die gewaltigen Schnitzer, die Ihre Spezies sich geleistet haben! Wie Ihre Rasse so mächtig, so entschlossen und gleichwertig, so dumm sein kann, übersteigt alle meine Begriffe. Haben Sie endlich kapiert, daß alles, was uns widerfahren ist, eine Nebenwirkung von Teela Browns Glück ist?«
    Der Sucher war offenbar fasziniert von dem Anblick des Puppetiers, der sich noch enger zusammenrollte.
    »Sie können heimfliegen zu Ihrem Allerhintersten und ihm berichten, daß die Zuchtwahl menschlicher Charaktereigenschaften eine verdammt riskante Angelegenheit ist! Sagen Sie Ihrem Verlobten, daß ein paar Teela Browns die Gesetze der Wahrscheinlichkeit auf den Kopf stellen. Selbst die Physik mit ihren so verläßlichen Gesetzen ist nichts als eine Wahrscheinlichkeitsrechnung auf atomarer Ebene. Sagen Sie Ihren Führern, das Universum sei ein viel zu kompliziertes Spielzeug für ein feiges Wesen, das die Vorsicht über alles stellt. Sagen Sie ihm das, wenn Sie nach Hause zurückkehren. Aber jetzt rollen Sie sich gefälligst wieder auf! Sofort! Ich brauche den Draht von den Sonnenblenden! Rollen Sie sich auf, Nessus ...!«
    Der Puppetier gehorchte und erhob sich vom Boden. »Sie beleidigen mich vor allen Leuten, Louis«, stotterte er.
    »Das wagen Sie uns auch noch ins Gesicht zu sagen?«
    Der Puppetier schwieg. Er drehte sich zum Erkerfenster um und blickte hinaus in den tobenden Wind.

23. Das Gottes-Gambit
    Für die Eingeborenen, die an den Turm des Himmels glaubten, gab es eine große Überraschung. Jetzt schwebten plötzlich zwei Türme des Himmels über der Stadt.
    Wie beim erstenmal drängten sich blondhaarige Gesichter wie Löwenzahnblüten um den Altar.
    »Wir haben schon wieder einen geistlichen Feiertag erwischt«, murmelte Louis. Doch der rasierte Kirchenchorleiter war diesmal nicht zur Stelle.
    Nessus blickte sehnsüchtig hinüber auf den Turm des Himmels. Die Kommandobrücke des fliegenden Wolkenkratzers schwebte auf gleicher Höhe mit dem Kartenraum des fliegenden Schlosses. »Leider hatte ich beim erstenmal nicht die Gelegenheit, dieses Schloß zu erforschen«, klagte er. »Und jetzt kann ich es nicht erreichen.«
    »Wir können immer noch ein Loch in die Mauer brechen und Sie an einer Strickleiter in das Kartenzimmer hinunterlassen.«
    »Dieses Risiko möchte ich nicht eingehen«, weigerte sich Nessus.
    »Sie haben schlimmere Dinge riskiert«, fauchte der Kzin vorwurfsvoll.
    »Wenn ich ein Risiko übernahm, sammelte ich wissenschaftliche Erkenntnisse. Jetzt weiß ich alles über die Ringwelt, was mein Volk darüber wissen muß. Von nun an setze ich mein Leben nur noch aufs Spiel, um dieses Wissen meinem Volk zu überbringen.«
    »Louis, dort unten liegt der Draht, den Sie suchen!«
    Louis nickte ernst.
    Auf dem Stadtviertel, daß sich spinwärts ausdehnte, lagerte eine schwarze Wolke. Nur ein Obelisk im Zentrum der Wolke behauptete sich in dieser schweren schwarzen »Dunstwolke«. Alle anderen Gebäude erstickten geradezu unter der verschlungenen Masse des Drahtes.
    Sonnenblendendraht - eine unabsehbare Menge Draht!
    »Wie sollen wir denn das transportieren?« meinte der Dolmetscher kopfschüttelnd.
    Louis zuckte nur die Achseln. »Ich weiß es nicht. Schauen wir uns den Draht erst mal aus der Nähe an.«
    Das zersägte Polizeigebäude landete spinwärts vom Platz des Altars. Nessus stellte den Schwebemotor gar nicht erst ab. Das Gebäude berührte nur flüchtig den Boden.
    Die Beobachtungsbühne über dem ehemaligen Zellenblock war jetzt zur Landerampe des fliegenden Wolkenkratzers geworden. Hätte Nessus die Rampe mit dem vollen Gewicht des Gebäudes belastet, wäre sie wahrscheinlich zusammengebrochen.
    »Wir müssen das Zeug irgendwie bergen«, murmelte Louis Wu. »Vielleicht können wir eine Winde aus dem Baumaterial der Ringwelt anfertigen.«
    »Das steht uns leider nicht zur Verfügung«, fauchte der Kzin.

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