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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Louis das rechte Bein und keilte aus. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, die ihm noch geblieben war, und trat Nessus gegen den linken Hals dicht unter dem Kiefer.
    Die Folgen waren verheerend. Nessus kreischte, taumelte rückwärts und stellte den Tasp ab.
    Er stellte den Tasp ab!
    Die ganze Last des Elends, zu dem der Mensch vom Schicksal verdammt ist, fiel jetzt mit voller Wucht auf Louis Wus Schultern. Louis drehte sich um und schlich sich davon. Er wollte sich in eine stille Ecke zurückziehen und weinen. Er wollte auch nicht, daß der Puppetier sein Gesicht sah.
    Er spürte nur die Trauer seiner Seele. Er sah nicht, wohin er ging - Der Puppetier hatte sie trainiert und gezüchtet wie ein Versuchstier! Und Prill wußte das. In der vergangenen Nacht hatte sie den letzten heroischen Versuch gemacht, sich von der Macht der Lustgeißel zu befreien. Jetzt wußte Louis, wogegen sie ankämpfte.
    Es war blinder Zufall, der ihn die Treppe hinunterführte statt hinauf. Oder erinnerte er sich in seinem Unterbewußtsein an das gemeinsame Erlebnis der letzten Nacht?
    Der Wind brüllte um die Hausecken und schleuderte den Regen gegen die Fenster, als er die Beobachtungsbühne erreichte. Allmählich verebbte das Leid, das ihm der Entzug der Wollustgeißel zugefügt hatte.
    »Ich muß Prill heilen«, flüsterte Louis. »Aber wie? Und wie heile ich mich selbst?« Denn irgend etwas in ihm schrie immer noch nach dem Tasp. Dieser Schrei würde nie abreißen.
    »Verdammt, wir brauchen sie!« rief Louis. Sie allein kannte sich mit dem Maschinenraum des fliegenden Schlosses aus. Sie mußte Nessus dazu zwingen, seine Geißel nie mehr anzuwenden. Zuerst würde sie natürlich schrecklich niedergeschlagen sein. Man mußte sie anfangs ständig beobachten .
    Endlich registrierte Louis' Bewußtsein, was seine Augen schon eine ganze Weile gesehen hatten.
    Der Wagen befand sich ungefähr sechs Meter unter der Beobachtungsbühne - ein rotbrauner Pfeil mit schmalen Fensterschlitzen. Ein hübsches Modell, schwebte es jetzt mit abgestelltem Motor in der elektromagnetischen Falle. Man hatte aus Versehen vergessen, die Falle abzustellen.
    Louis starrte hinunter, um sich noch einmal zu vergewissern, daß sich Gesichter hinter der Windschutzscheibe zeigten. Dann lief er die Treppe hinauf, um Prill zu suchen.
    Er packte sie beim Arm und zog sie mit sich. Er deutete stumm nach unten. Sie nickte nur und ging an das Schaltpult.
    Der rotbraune Pfeil schoß hinauf zur Beobachtungsbühne. Der erste Passagier kroch heraus und hielt sich mit beiden Händen auf der Bühne fest.
    Denn der Wind tobte wie ein besessener Teufel durch den Zellenblock, dessen Boden sie mit dem Laser herausgeschnitten hatten. Dieser Passagier war Teela Brown.
    Louis wunderte sich über nichts mehr.
    Der zweite Passagier des Flugwagens war so haargenau ihr Typ, daß er sich sogar das Lachen nicht verbeißen konnte.
    Teela sah ihn überrascht an und verzog schmollend den Mund.
    Kurz darauf durchflogen sie die Sturmzone. Der Wind raste durch den Zellenblock und die Treppenaufgänge. Der Regen kam eimerweise durch die zerbrochenen Fenster der oberen Stockwerke. Sturzbäche ergossen sich über die Korridore.
    Teela und ihr Begleiter saßen im Trockenen. Das heißt, in Louis Wus Schlafzimmer neben der Brücke. Teelas dunkelhäutiger Begleiter unterhielt sich leise und ernsthaft mit Prill in einer Ecke des Zimmers. Die Besatzung des fliegenden Wolkenkratzers stand schweigend um Teela herum, während sie von ihren Abenteuern erzählte.
    Die elektrischen Anlagen waren in ihrem Flugrad auf einmal durchgebrannt - ausgerechnet bei einer Geschwindigkeit von Mach 2. Innerhalb von Sekunden war es ihr trotzdem gelungen, ihr Tempo bis zur Obergrenze der erlaubten Geschwindigkeit über dem Stadtgebiet zu drosseln. Die Erfahrung mit dem Sturmauge hatte sie schnelle Reaktionen gelehrt. Ehe der Polizeisender ihren Antrieb zerstören konnte, suchte sie schon einen Landeplatz im dunklen Häusermeer.
    Sie landete auf einem gekachelten Platz, der von erleuchteten Ladentüren umgeben war. Das Flugrad setzte hart auf. Doch das schreckte sie nicht mehr. Hauptsache, sie war heil gelandet.
    Kaum war Teela aus dem Sattel gestiegen, als das Flugrad sich wieder in Bewegung setzte. Sie bekam einen Stoß, daß sie sich fast überschlug, und als sie sich benommen aufrichtete, sah sie nur noch eine kleine Hantel im Himmel verschwinden.
    Teela begann zu weinen.
    »Du mußt in einer Parkverbotszone gelandet sein«, sagte

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