Ringwelt
Gründen verlieren: Diabetiker-Gene oder dergleichen. Doch im Schnitt hatten alle Paare zwei Kinder. Und dann wurde das Gesetz geändert. In den letzten zweihundert Jahren haben zwischen zehn und dreizehn Prozent der Menschen das Licht der Welt erblickt, weil ein Lotterielos gewonnen wurde. Was bestimmt also auf der Erde, wer überleben soll und sich fortpflanzen darf? Das Glück.
Und Teela Brown ist der Nachkomme von sechs Generationen glücklicher Gewinner der Geburtsrecht-Lotterie .«
3. Teela Brown
Teela lachte verlegen, während Louis Wu energisch abwinkte. »Sie wollen doch nicht behaupten, man könne das Glück züchten wie buschige Augenbrauen!«
»Aber Sie züchten doch auch telepathische Veranlagungen!«
»Glück ist Glück und keine seelische Kraft!«
»Mag sein«, machte sich jetzt der Kzin mit fauchender Stimme bemerkbar, »wichtig ist nur, daß Nessus bestimmt, wer mit uns reist. Ihm gehört das Schiff. Also - wo ist der vierte Teilnehmer an der Expedition?«
»Er steht hier im Zimmer - Teela Brown!«
»Moment mal!« protestierte das Mädchen. Ihr Silbernetz schimmerte wie echtes Metall auf ihrer blaugetönten Haut. Ihr Haar flackerte wie eine Flamme im Zugwind der Klimaanlage. »Dieses Palaver ist vollkommen überflüssig. Ich fliege nirgendwohin. Warum sollte ich auch?«
»Wählen Sie jemand anders, Puppetier! Es muß Millionen geben, die Ihre Bedingungen erfüllen, Nessus!«
»Nein. Wir haben nur ein paar Tausend Namen von Leuten, die seit fünf Generationen ihre Existenz der Geburtslotterie verdanken.«
»Na also!«
Nessus lief auf drei Hufen im Zimmer auf und ab. »Viele davon scheinen im Augenblick eine Pechsträhne zu haben. Die übrigen sind nie zu erreichen. Wenn wir sie anrufen, sind sie gerade unterwegs, oder der Computer gibt uns eine falsche Verbindung. Wenn wir zum Beispiel einen bestimmten Vertreter der Familie Brandt ermitteln wollen, klingeln in ganz Südamerika die Telefone. Zum Verzweifeln! Wir hatten eine Menge Scherereien und Beschwerden. Das ist alles schrecklich deprimierend.«
»Sie haben mir noch nicht einmal erzählt, wo Sie hinwollen«, sagte Teela.
»Ich kann Ihnen unser Reiseziel noch nicht verraten. Aber ich .«
»Nicht einmal das?« rief Teela. »Wie absurd! Ich reise nicht mit!«
»Entschuldigt«, murmelte Louis erleichtert, »ich muß mich auch mal wieder um meine anderen Gäste kümmern .«
Louis kam langsam wieder zu sich. Er erinnerte sich daran, daß er die Schlafhaube aufgesetzt und sie auf eine Stunde gestellt hatte. Wenn der Strom sich abschaltete, drückte das Gewicht der Haube auf die Stirn und...
Die Haube war gar nicht auf seinem Kopf. Er setzte sich rasch auf.
»Ich habe dir die Haube abgenommen«, sagte Teela Brown neben ihm. »Du hattest eine Ruhepause dringend nötig.« »Himmel - wieviel Uhr ist es inzwischen?«
»Kurz nach siebzehn Uhr.«
»Ich bin ein miserabler Gastgeber!«
»Mach dir keine Sorgen. Es sind nur noch zwanzig Leute übriggeblieben. Ich sagte ihnen, weshalb wir uns zurückziehen. Sie hielten das für eine großartige Idee.«
»Okay.« Louis schwebte zwischen den Schlafplatten zur Bettkante. »Vielen Dank. Sollen wir jetzt zu unseren Gästen zurückkehren?«
»Ich möchte zuerst noch mal unter vier Augen mit dir sprechen.«
»Okay.«
»Du machst diese verrückte Reise tatsächlich mit?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich werde gut bezahlt.«
»Du brauchst das Geld nicht!«
»Oh, ich bin zehnmal so alt wie du, Teela. Die Langeweile ist mein ärgster Feind. Sie hat schon viele meiner Freunde umgebracht. Mich soll sie nicht besiegen.«
»Ich habe nicht den Eindruck, daß es sich um ein Spiel handelt.«
»Nun gut - dann eben um ein Risiko. Die menschliche Rasse braucht das, was die Puppetiere als Belohnung für das Risiko aussetzen. Ein Raumschiff, das in Sekunden ein Lichtjahr zurücklegt. Bisher schaffen wir die gleiche Entfernung höchstens in drei Tagen!«
»Warum muß man denn noch schneller fliegen?«
»Die Explosion im Kern der Milchstraße .« Er winkte ab. »Ach, kümmern wir uns lieber um die Gäste.«
»Noch eine Frage, Louis. Sehe ich wirklich so aus wie Paula Cherenkow?«
Die Frage überraschte ihn. »Nur wenn man dich ganz aus der Nähe betrachtet, gibt es ein paar Unterschiede. Deine Beine sind noch hübscher; aber Paulas Gang war anmutiger. Dafür war Paulas Gesicht wieder kühler, abweisender. Aber vielleicht liegt es nur daran, daß die Erinnerungen verblassen.«
Teela betrachtete Louis
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