Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Titel: Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hollow Skai
Vom Netzwerk:
1986 mit Platz 27 die höchste Position in den Charts erreichte und sich insgesamt fünf Wochen lang darin hielt.
    Es war nicht nur Rios größter Hit, der später auf zahlreichen Ballermann – und Big Brother -Samplern wieder veröffentlicht wurde, er sorgte auch noch dafür, dass sich das 1984 veröffentlichte Live-Album der Scherben endlich verkaufte. Nachdem es zunächst fast wie Blei in den Regalen gelegen hatte, bappte der Efa-Vertrieb einen Aufkleber – »Als Rio noch Prinz von Deutschland war« – aufs Cover, und schon zog der Verkauf an.
    Für Rio war der Song »ein kleiner Ausschnitt von Keine Macht für Niemand , der Versuch, es ulkiger zu machen, leichter verdaulich, mit dem Begriff Macht herumzuspielen«. Wenn die Leute das nachsingen, erläuterte er der Hans-à-Plast-Schlagzeugerin Bettina Schröder in einem Interview, »singen sie ja ›ich‹. Sollen sie sich doch alle überlegen, was sie tun würden, wenn sie König von Deutschland wären. Meinetwegen soll’n se es doch alle werden. Wunderbar: 60 Millionen Könige!«
    Er wurde schon bald beim Wort genommen. Auf dem hannoverschen Altstadtfest fragte das Stadtmagazin Schädelspalter 1986 seine Leser, was sie tun würden, wenn … Sieben Jahre später sollten Zuschauer der TV-Sendung Elf 99 anrufen und die Frage beantworten, als Rio dort aufgetreten war und sein viertes Solo-Album vorgestellt hatte. Und in einem Taschenkalender der PDS-Bundestagsfraktion für das Jahr 2002 beantworteten Polit-Promis die Frage, die zu der Zeit schon jedem aus dem Hals raushing. »Wenn ich König von Deutschland wär, gäbe es deutlich mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit«, versprach beispielsweise Lothar Bisky, damals noch Vorsitzender der PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag. Regine Hildebrandt, Mitglied des SPD-Parteivorstandes, gelobte, sich dafür einzusetzen, »dass alle Menschen zufrieden und glücklich sein können, vorausgesetzt, alle haben Arbeit mit einem existenzsichernden Einkommen und damit eine positive Lebensperspektive«. Und Gregor Gysi gab an, dann »die erste sozialistische Monarchie in der Geschichte« einzuführen.
    Als der Südwestfunk 1986 ein Feature über Rio Reiser produzierte und ihn dafür auch im Georg-von-Rauch-Haus filmen wollte, musste Rio jedoch feststellen, dass er dort noch immer Hausverbot hatte. So durfte er den König von Deutschland weder im ehemaligen Bethanien-Krankenhaus noch auf dem Mariannenplatz drehen. Beim Brötchenholen oder wenn er sich in Kreuzberg, wo er zwischendurch wieder wohnte, Zigaretten kaufte, wurde er von zugereisten Hessen, Schwaben oder Pfälzern rüde angemacht: »Na, du Schlagerfuzzy, was willscht du denn noch bei uns?«
    Im Spiegel konterte er solche Verratsvorwürfe: »Es gibt Schlimmeres, als (eine) Kunsthure zu sein.« Und fügte trotzig hinzu, dass er den »König von Deutschland« sogar in der ZDF-Hitparade vortragen würde, »wenn’s sich wirklich nicht vermeiden ließe«.
    Auch live machte es immer seltener Spaß, das lustige Liedchen zu spielen. »Wenn’s schlimm kommt«, erläuterte er 1988 im DDR-Jugendradio dt 64, »warten alle nur auf König von Deutschland und wollen nur auf das, was sie irgendwann mal im Radio gehört haben, abfahren«, und dann mache es ihm keinen Spaß mehr zu spielen.
    Der kleine ulkige Song, der ursprünglich König vom Kudamm hieß und nicht mit auf das erste Solo-Album sollte, aber als »Joker« mitangeboten wurde, entwickelte mit der Zeit ein immer größeres Eigenleben und wurde in gewisser Hinsicht für Rio auch »zum Fluch«, wie Corny Littmann glaubt: »Der kam ziemlich schnell, verlangte nach dem nächsten Hit, und Rio wurde auf diesen Titel immer festgenagelt.«
    Noch Jahre später musste er sich dafür rechtfertigen. »Seit der König von Deutschland ein Hit war und ich mir obendrein erlaubt habe, im Text Komik und Ironie zu verwenden«, beschwerte er sich 1990 im WOM-Journal , müsse er sich immer wieder anhören, er sei ein seichter Schlagerfuzzy geworden und wäre nur noch hinter der Kohle her. »Ich finde das so dämlich. Erstens kann Komik ausgesprochen subversiv sein, zweitens war ich auch früher schon der Meinung, dass gute Songs auch Unterhaltungswert haben sollten, drittens weiß ich überhaupt nicht, wie man mit Absicht Hits schreibt.«
    Anlässlich der Veröffentlichung eines Best-of-Albums nahm er 1994 das Lied neu auf. Statt Ronny Reagan wollte er nun Birgit Broiler (Breuel) in die Treuhand beißen. Er versprach, nicht die Krone, sondern

Weitere Kostenlose Bücher