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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Atelier zurück, wo sie sich später alle treffen wollten.
»Mein Gott, wie ist er bloß trübsinnig«, sagte Tom auf der Straße. Er hinkte leicht. »Wie lange kann er so noch weitermachen?«
»Nach heute mußt du ihn nicht beurteilen. Er macht schon weiter. Wenn eine Ausstellung bevorsteht, ist er immer so.«
Bernard war hier das Arbeitstier, dachte Tom. Ed und Jeff genossen das Extrageld, das gute Leben, das gute Essen. Bernard lieferte nur die Bilder, die das alles möglich machten.
Ein Taxi schoß die linke Straßenseite hinauf. Tom fuhr heftig zurück.
»Ausgezeichnet«, sagte Ed lächelnd. »Nur weiter so.«
Am Taxistand fanden sie einen Wagen und stiegen ein. Tom fragte: »Und dieser – dieser Verwalter oder Manager in der Galerie – wie heißt er doch noch?«
»Leonard Hayward. Er ist ungefähr sechsundzwanzig. Ganz komischer Kerl, gehört eigentlich in eine Boutique in Chelsea, aber er ist in Ordnung. Wir haben ihn eingeweiht, Jeff und ich. Mußten wir. Es ist auch sicherer; wenn er sich schriftlich bereit erklärt – was er getan hat –, die Galerie mit zu verwalten, dann hat er keine Möglichkeit zur Erpressung, weißt du. Wir bezahlen ihn gut, und es macht ihm Spaß. Er schickt uns auch ganz anständige Kunden.« Ed sah Tom an und lächelte: »Vergiß nicht den leicht proletarischen Anklang in deiner Aussprache, Tom. Ich weiß noch, du konntest es ganz gut.«
3
    Ed Banbury läutete an einer dunkelroten Tür in der Hinterwand eines Hauses. Tom hörte, wie ein Schlüssel umgedreht wurde, dann ging die Tür auf, und Jeff stand vor ihnen, mit strahlendem Lächeln.
    »Tom! Phantastisch!« flüsterte er.
    Sie gingen über einen kurzen Gang in ein behagliches Büro mit Schreibtisch und Schreibmaschine, Büchern und beigefarbenem Teppichboden. An die Wand gelehnt standen Gemälde und Mappen mit Zeichnungen.
    »Also, wie gelungen du aussiehst – ich kann´s gar nicht sagen, Derwatt!« Jeff schlug Tom auf die Schulter. »Hoffentlich fällt dir der Bart jetzt nicht ab.«
    »Nicht mal bei Sturm würde der abfallen«, warf Ed ein. Jeff Constant war stärker geworden, und sein Gesicht war gerötet – vielleicht hatte er unter der Höhensonne gesessen. In den Manschetten trug er viereckige Goldknöpfe, und der schwarz-blau gestreifte Anzug sah nagelneu aus. Ein Haarteil – Toupet nannte man das jetzt – bedeckte die lichte Stelle oben auf der Schädeldecke, die inzwischen ganz kahl sein mußte. Durch die geschlossene Tür zur Galerie hörte man Stimmengewirr. Es waren viele Stimmen, und das aufspringende Lachen einer Frau erinnerte Tom, obgleich ihm jetzt nicht lyrisch zumute war, an einen Tümmler im Sprung über einer bewegten See.
    »Sechs Uhr«, verkündete Jeff, während er die Manschette zurückschob, um auf die Uhr zu sehen. »Ich gehe jetzt rüber und sage einigen der Journalisten, daß Derwatt hier ist. Da wir in England sind, gibt es keinen –«
    »Haha! Keinen was?« unterbrach ihn Ed.
»- keinen Massenansturm«, sagte Jeff fest. »Dafür werde ich sorgen.«
    »Du setzt dich hierher. Oder du bleibst stehen, wenn du lieber willst«, sagte Ed zu Tom und wies auf den Schreibtisch, der schräg im Zimmer stand und einen Stuhl hinter sich hatte.
    »Ist Murchison auch hier?« fragte Tom mit Derwatts Stimme.
Jeffs etwas starres Lächeln wurde breiter und eine Spur unsicher. »O ja, der ist hier. Du mußt ihn natürlich auch sprechen, aber erst später, nach der Presse.« Jeff war unruhig, er wollte jetzt gehen und ging dann auch, obgleich er aussah, als hätte er noch mehr zu sagen. Der Schlüssel wurde umgedreht.
»Gibt´s hier irgendwo Wasser?« fragte Tom.
Ed zeigte ihm ein kleines Badezimmer, dessen Eingang von einer herausschwingenden Bücherwand verkleidet war. Hastig trank Tom einen Schluck Wasser, und als er aus dem Badezimmer kam, sah er zwei Presseleute mit Jeff eintreten; einer war über Fünfzig, der andere in den Zwanzigern, und auf beiden Gesichtern stand Überraschung und blanke Neugier.
»Darf ich bekannt machen«, sagte Jeff. »Mr. Gardiner vom Telegraph. Derwatt. Und Mr. –«
»Perkins«, sagte der jüngere Mann. »Vom Sunday – «
An der Tür klopfte es, bevor die Begrüßung zu Ende war. Tom ging leicht gebückt, fast rheumatisch auf den Schreibtisch zu. Die einzige Lampe im Zimmer hing in der Nähe der Tür zur Galerie, gut zehn Fuß von ihm entfernt. Aber er hatte bemerkt, daß Mr. Perkins ein Blitzlichtgerät bei sich trug.
Vier weitere Herren und eine Dame wurden eingelassen. Vor

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