Ripley Under Ground
richtig.
»Aber«, fuhr Bernard fort, »wenn Murchison weiter darüber redet, über – ich – den ›Mann im Sessel‹, den du hast, Tom –«
Das war eine Fälschung. »Den braucht er ja nie zu sehen«, meinte Tom. »Ich liebe das Bild.«
»›Die Wanne‹ – das ist in der Ausstellung mit drin.«
»Macht dir das Kopfschmerzen?« fragte Tom.
»Ach – das ist in derselben Technik«, sagte Bernard. »Ja – vielleicht.«
»Dann weißt du also, welche Technik Murchison meint? Warum nimmst du dann nicht einfach ›Die Wanne‹ aus der Ausstellung heraus, wenn du Bedenken hast?«
»Das geht nicht, es ist im Programm angezeigt«, sagte Ed. »Wir haben uns überlegt, wenn wir es rausnehmen, dann würde Murchison es vielleicht sehen wollen, oder er würde fragen, wer es gekauft hat und so.«
Sie kamen nicht recht vorwärts bei ihrem Gespräch. Tom hatte immer noch keine klare Vorstellung von dem, was sie – oder Murchison – meinten, wenn sie von der Technik dieser speziellen Bilder sprachen.
»Du wirst ja nie mit Murchison zusammenkommen, da kannst du unbesorgt sein«, sagte Ed zu Bernard.
»Kennst du ihn?« fragte Tom zu Ed gewandt.
»Nein, nur Jeff kennt ihn. Seit heute morgen.« »Und wie ist er so?«
»Ach – Jeff sagt, er ist ungefähr fünfzig, groß, typischer Amerikaner. Ganz höflich, aber hartnäckig. Du – war da nicht ein Gürtel in der Hose?«
Tom zog den Gürtel etwas enger und roch an dem Jackenärmel. Er roch schwach nach Mottenkugeln, was aber vielleicht unterging in dem Zigarettenrauch. Und außerdem: Derwatt konnte ja in den letzten Jahren mexikanische Kleidung getragen haben, und seine europäischen Sachen waren hier irgendwo aufbewahrt. Tom betrachtete sich in einem hohen Spiegel, über dem eine von Jeffs sehr hellen Lampen angebracht war, die Ed angeschaltet hatte. Plötzlich bog er sich vor Lachen und sagte dann entschuldigend: »Ich dachte gerade daran, was für phantastische Gelder Derwatt verdient hat. Und dann diese Anhänglichkeit an die alten Sachen!«
»Das geht schon. Er ist eben ein Einsiedler«, sagte Ed.
Das Telefon klingelte; Ed nahm den Hörer auf, und Tom hörte, wie er beruhigend zu jemandem – sicher Jeff – sagte, Tom sei angekommen und zum Gehen bereit.
Tom war noch nicht ganz so bereit. Ihm war jetzt heiß vor Nervosität. Mit nicht ganz echter Munterkeit fragte er Bernard: »Was macht Cynthia? Siehst du sie noch manchmal?«
»Nein, wir sehen uns nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr oft.« Bernard warf einen Blick auf Tom und blickte dann wieder zu Boden.
»Was wird sie sagen, wenn sie erfährt, daß Derwatt für ein paar Tage nach London gekommen ist?«
»Ich glaube, sie wird gar nichts sagen«, erwiderte Bernard tonlos. »Sie wird ganz gewiß – ganz gewiß nichts verraten, da bin ich sicher.«
Ed war jetzt fertig mit seinem Telefongespräch und sagte: »Cynthia wird gar nichts sagen, Tom. Das täte sie nicht. Du kennst sie doch noch, nicht wahr?«
»Ja, etwas«, erwiderte Tom.
»Wenn sie bis heute nichts gesagt hat, dann wird sie auch jetzt nichts sagen«, meinte Ed. Es klang wie: Sie ist kein Spielverderber und auch keine Klatschbase.
»Sie ist wundervoll«, sagte Bernard träumerisch, ohne jemanden dabei anzusehen. Plötzlich sprang er auf und stürzte ins Badezimmer. Man wußte nicht recht, ob er die Toilette brauchte oder ob ihm schlecht geworden war.
»Mach dir um Cynthia keine Gedanken, Tom«, sagte Ed halblaut. »Sie wohnt ja hier – ich meine in London. Seit drei Jahren oder so haben wir nicht viel von ihr gehört – du weißt, sie hat sich damals von Bernard getrennt. Oder er sich von ihr.«
»Geht es ihr gut? Hat sie jemand anders?«
»Oh, ich glaube schon, sie hat einen Freund.«
Bernard kam jetzt zurück.
Tom schenkte sich einen Whisky ein, Bernard trank einen Pernod. Ed wollte nichts; er hatte ein Beruhigungsmittel genommen, sagte er, und wollte deshalb lieber nichts trinken. Als es fünf Uhr war, hatte Tom die nötigsten Informationen erhalten oder aufgefrischt. Er wußte die Stadt in Griechenland, in der Derwatt vor fast sechs Jahren offiziell zuletzt gesehen worden war. Wenn man Tom fragte, so sollte er sagen, er habe Griechenland unter einem anderen Namen auf einem griechischen Tanker verlassen, der nach Vera Cruz fuhr und auf dem er als Maschinist und Schiffsmaler angeheuert habe.
Sie liehen sich Bernards Mantel, der älter aussah als Toms oder einer von Jeff, die im Schrank hingen. Dann machten sich Tom und Ed auf den Weg und ließen Bernard in Jeffs
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