Ripley Under Ground
mir wohl etwas Perrier und Eis bringen? Oh, wie bin ich bloß müüüde!« Sie ließ sich in Toms Arme fallen und merkte erstaunt, wie steif er stehenblieb.
»Bernard ist da. Der Engländer, von dem ich dir erzählt habe.« Tom trat ins Wohnzimmer. »Hallo, Bernard! Wie geht´s dir?« Die Hand streckte er noch nicht aus, aber er versuchte ein Lächeln.
Mme. Annette kam aus der Küche. »Ach, M. Tome ! Mme. Heloise! Ich habe gar nicht den Wagen gehört – ich glaube, ich werde taub. M. Bernard ist wieder da.« Sie schien etwas verwirrt.
So ruhig er konnte, sagte Tom: »Ja, schön. Das hatte ich erwartet«, obwohl ihm jetzt einfiel, daß er ihr gesagt hatte, er wisse nicht, ob Bernard wiederkommen werde.
Bernard stand auf. Er war unrasiert. »Entschuldige, daß ich so unangemeldet zurückgekommen bin.«
»Heloise, dies ist Bernard Tufts, ein Maler aus London. Meine Frau.«
»Guten Tag«, sagte Bernard.
Heloise war stehengeblieben. »Guten Tag«, sagte sie auf Englisch.
»Meine Frau ist etwas müde«, sagte Tom und trat zu ihr. »Möchtest du hinaufgehen oder bei uns bleiben?«
Mit einer Kopfbewegung bedeutete Heloise ihm mitzukommen. Er sagte: »Ich bin sofort zurück, Bernard« und folgte ihr nach oben.
»Ist das der mit der Puppe im Keller?« fragte Heloise, als sie in ihrem Schlafzimmer standen.
»Ja, das ist er. Bißchen exzentrisch ist er wohl.«
»Was will der hier? Ich mag ihn nicht. Wer ist das überhaupt? Du hast noch nie von ihm gesprochen. Und wieso trägt er deine Sachen?«
Tom zog die Schultern hoch. »Ach weißt du, er ist ein Freund von Bekannten in London. Ich kann ihn sicher dazu bringen, daß er heute nachmittag abreist. Wahrscheinlich braucht er Geld oder auch Kleidung. Ich werd ihn fragen.« Tom küßte sie. »Komm, leg dich ins Bett, Liebes. Ich komme bald nach.«
Er ging nach unten in die Küche und bat Mme. Annette, Heloise den Perrier hinaufzubringen.
»Bleibt M. Bernard zum Essen?« fragte sie.
»Das glaube ich nicht. Aber wir beide sind zu Hause. Machen Sie uns was Einfaches, ja? Wir haben heute mittag reichlich gegessen.«
Dann ging er zu Bernard zurück. »Bist du in Paris gewesen?«
»Ja. In Paris.« Bernard stand immer noch.
Tom wußte nicht recht, wie er das Gespräch anfangen sollte. »Ich habe die Puppe unten gefunden, Bernard. Meine Frau hat einen ziemlichen Schock bekommen. So etwas darfst du nicht machen, wo Frauen im Hause sind.« Er lächelte. »Unsere Haushälterin hat übrigens deinen Anzug zur Reinigung gebracht. Ich werde zusehen, daß er dir nach London geschickt wird – oder wo du sonst bist. Bitte setz dich doch hin.« Tom setzte sich auf das Sofa. »Was hast du jetzt vor?« Es war, als habe man einen Schwachsinnigen vor sich. Tom wußte nicht recht, was er anfangen sollte; und als er merkte, daß sein Herz sehr schnell schlug, wurde ihm noch unsicherer zumute.
Bernard setzte sich. »Oh –« Eine lange Pause folgte.
»Willst du nicht nach London zurück?« Verzweifelt ergriff Tom eine Zigarre aus dem Kästchen auf dem kleinen Rauchtisch. Er würde zwar daran ersticken, aber das war ja egal.
»Ich wollte mit dir reden.«
»Sehr schön. Worüber?«
Erneutes Schweigen. Tom hatte nicht den Mut, es zu brechen. Bernard machte den Eindruck, als schwebe er seit Tagen in den Wolken, großen nebeldichten Gedankenwolken, und sei jetzt bemüht, ein kleines Watteschäfchen aus einer riesigen Herde herauszulösen. »Ich habe jede Menge Zeit für dich, Bernard, du bist hier unter Freunden, vergiß das nicht.«
»Es ist ganz einfach. Ich muß mein Leben neu anfangen. Sauber.«
»Ja, ich weiß. Na gut, das kannst du ja.«
»Weiß deine Frau etwas von meinen – von meinen Fälschungen?«
Endlich eine logische Frage. »Nein, selbstverständlich nicht. Keiner weiß etwas hier in Frankreich.«
»Und über Murchison?«
»Ich habe ihr gesagt, Murchison sei verschwunden. Ich hätte ihn nach Orly gebracht.« Tom sprach leise, falls Heloise oben auf dem Treppenflur stand und lauschte. Aber bei der weitgeschwungenen Treppe konnte man oben die Stimmen von unten nur undeutlich hören.
Leicht gereizt sagte Bernard: »Ich kann einfach nicht reden, wenn noch andere Leute im Hause sind – deine Frau oder die Haushälterin.«
»Gut, wir können ja irgendwohin gehen.«
»Nein.«
»Na, ich kann nicht gut unsere Haushälterin wegschikken. Sie macht den ganzen Haushalt. Wollen wir einen Spaziergang machen? Hier in der Nähe ist auch ein ruhiges kleines Café –«
»Danke, nein.«
Tom lehnte sich auf dem
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