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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Sofa zurück. Die Zigarre roch wie ein in Brand gestecktes Haus. Er mochte den Geruch sonst gern. »Ich habe übrigens von dem englischen Inspektor nichts wieder gehört, seit du fort warst. Und von dem französischen Beamten auch nicht.«
Darauf reagierte Bernard nicht. Er sagte: »Gut, laß uns ein Stück gehen.« Er erhob sich und blickte aus der Glastür nach draußen. »Vielleicht hier hinten hinaus.«
Sie gingen hinaus und über den Rasen, beide ohne Mantel. Es war kühl. Tom ließ Bernard gehen, wohin er wollte, und Bernard ging auf den Wald zu und auf den kleinen Fußweg, langsam und leicht schwankend. Ob er vielleicht schwach auf den Füßen war, weil er nichts gegessen hatte? Jetzt kamen sie an der Stelle vorbei, wo Murchisons Leiche gelegen hatte. Tom fühlte, wie Angst in ihm aufstieg, eine Angst, die ihm das Haar im Nacken und hinter den Ohren sträubte. Er wußte, es war keine Angst vor der Stelle im Wald, sondern vor Bernard. Er ließ die Hände hängen und hielt sich etwas seitwärts.
Jetzt verlangsamte Bernard seinen Schritt noch mehr und wandte sich um, und sie schritten zum Hause zurück.
»Was liegt dir so auf der Seele, Bernard?« fragte Tom.
»Ach, ich – ich weiß einfach nicht, wo das alles enden wird. Die ganze Sache. Ein Mensch ist schon dadurch zu Tode gekommen.«
»Ja – bedauerlich, das gebe ich zu. Aber mit dir hat es doch überhaupt nichts zu tun. Du malst keine weiteren Derwatts mehr, und der neue Bernard Tufts kann also einen neuen klaren Anfang machen, oder?«
Keine Antwort.
»Als du jetzt in Paris warst, hast du da Jeff oder Ed angerufen?«
»Nein.«
Tom hatte sich keine englischen Zeitungen besorgt und Bernard vielleicht auch nicht. Seine Ängste kamen aus ihm selbst, von tief innen. »Wenn du Lust hast, kannst du gern Cynthia von uns aus anrufen. Du kannst oben in meinem Zimmer sprechen.«
»Ich habe sie von Paris aus angerufen. Sie will mich nicht sehen.«
»Oh.« Das war es also. Das war sicher der letzte Tropfen für ihn, dachte Tom. »Na, du kannst ihr ja schreiben. Ist vielleicht sogar besser. Oder zu ihr hingehen, wenn du wieder in London bist. Ihr einfach die Tür einrennen!« Er lachte.
»Sie hat nein gesagt.«
Schweigen.
Cynthia wollte sich vermutlich da heraushalten, dachte Tom. Nicht weil sie Bernards Absicht, die Fälschungsarbeit einzustellen, mißtraute – kein Mensch konnte an Bernard zweifeln, wenn er so etwas zusagte –: aber sie hatte wohl einfach genug. Für den Augenblick fiel Tom kein Trost für Bernards Kummer ein. Sie standen auf der Steinterrasse vor der Glastür. »Ich muß rein, Bernard, mich friert. Komm doch mit«, sagte Tom und öffnete die Tür. Bernard trat mit ihm ins Haus.
Tom lief nach oben, um nach Heloise zu sehen. Er war fast steif vor Kälte oder vor Furcht. Heloise saß in ihrem Schlafzimmer auf dem Bett und sortierte Fotos und Postkarten.
»Wann reist er ab?«
»Liebes – es geht um seine Freundin in London. Er hat sie von Paris aus angerufen, und sie will ihn nicht sprechen. Er ist unglücklich, und ich kann ihn nicht einfach rausschmeißen. Ich weiß nicht, was er jetzt vorhat. Willst du nicht auf ein paar Tage zu deinen Eltern fahren, Liebling?«
»Non!«
»Er möchte mit mir reden. Ich kann bloß hoffen, daß er bald damit anfängt.«
»Und warum kannst du ihn nicht an die Luft setzen? Er ist nicht mal dein Freund. Und außerdem ist er verrückt!«
Bernard blieb.
    Sie waren noch beim Essen, als es an der Haustür klingelte. Mme. Annette ging hin und kam dann zurück zu Tom.
»Zwei Polizeibeamte sind da, M. Tome. Sie möchten mit Ihnen sprechen.«
Heloise stieß einen Seufzer der Ungeduld aus und warf ihre Serviette hin. Sie hatte sich schon zornig an den Tisch gesetzt; jetzt stand sie auf. »Wieder eine Stö rung«, sagte sie auf Französisch.
Auch Tom hatte sich erhoben. Nur Bernard blieb ruhig sitzen.
Tom ging hinüber ins Wohnzimmer. Dort warteten die beiden Beamten, die schon Montag dagewesen varen. »Entschuldigen Sie die Störung, M´sieur«, sagte der ältere, »aber Ihr Telefon ist nicht in Ordnung. Wir haben es gemeldet.«
»Tatsächlich?« Störungen an der Telefonleitung traten durchschnittlich alle sechs Wochen auf, meist ganz unerklärlich, doch diesmal hatte vielleicht Bernard irgend etwas Blödsinniges angestellt, etwa die Leitung durchgeschnitten oder so was –? »Das hatte ich noch gar nicht gemerkt. Vielen Dank jedenfalls.«
»Wir sind in Verbindung mit dem englischen Ermittlungsbeamten. Besser gesagt: er steht

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