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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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schon im Nachthemd, einem kurzen zartblauen Gebilde. Tom zog in seinem Schlafzimmer den neuen Pyjama aus London an.
»Ich geh runter und hole eine Flasche Sekt!« rief ihm Heloise zu.
»Laß doch, ich hol ihn.« Tom schlüpfte eilig in die Slippers.
»Ich muß diesen Geschmack loswerden, und außerdem hab ich Lust auf ein Glas Sekt. Die Berthelins tun wirklich wie arme Leute – was sie uns da zu trinken vorsetzten! Vin ordinaire. « Sie war schon auf der Treppe. Tom holte sie ein.
»Laß nur, ich hole ihn«, wehrte Heloise ab. »Du kannst das Eis holen.«
Tom mochte nicht, daß sie in den Keller ging. Er trat in die Küche und hatte gerade das Fach mit dem Eis aus dem Kühlschrank gezogen, als er einen Schrei hörte – gedämpft durch die Entfernung, aber gräßlich –, ein Schrei von Heloise. Er stürzte durch die Diele.
Ein zweiter Schrei folgte; dann stieß Tom in der unteren Toilette mit Heloise zusammen.
»Mein Gott – da unten hat sich einer erhängt!«
»Himmel!« Tom stützte sie und führte sie nach oben.
»Geh nicht runter, Tome ! Es ist ganz furchtbar!«
Bernard, natürlich. Tom zitterte, als er mit ihr die Stufen hinaufstieg und sie auf Französisch auf ihn einredete, während er auf Englisch antwortete.
»Versprich mir, daß du nicht da runtergehst! Du mußt die Polizei rufen, Tome !«
»Gut, ich werd die Polizei rufen.«
»Wer ist das bloß?«
»Ich weiß es nicht.«
Sie gingen in Heloises Schlafzimmer. »Bleib mal hier«, sagte Tom.
»Nein – laß mich nicht allein hier!«
»Du mußt hierbleiben«, gab er auf Französisch zurück und lief wieder nach unten. Am besten war jetzt ein Whisky pur, dachte er. Heloise trank selten starke Getränke, das würde also sofort wirken. Und dann ein Beruhigungsmittel. Tom nahm die Flasche und ein Glas vom Barwagen und lief nach oben. Er schenkte das Glas halbvoll, und als Heloise zögerte, trank er selbst einen Schluck und setzte ihr dann das Glas an die Lippen. Ihre Zähne schlugen dagegen.
»Du rufst doch die Polizei an?«
»Ja.« Jedenfalls war dies Selbstmord, das ließ sich ja wohl beweisen. Mord war es nicht. Tom atmete tief und schauerte zusammen; er war fast so außer sich wie Heloise. Sie saß auf dem Bettrand. »Wie ist´s jetzt mit Sekt?« fragte er. »Und zwar ein ordentliches Glas voll.«
»Ja. Non! Du sollst nicht runtergehen! Ruf die Polizei an.«
»Ja.« Tom ging die Treppe hinunter. Er trat in die kleine Toilette und blieb einen Moment in der offenen Tür stehen – das Licht im Keller brannte noch –; dann ging er die Treppe hinunter. Ein Schock durchfuhr ihn, als er die dunkle Gestalt dort hängen sah. Der Kopf lag schräg zur Seite. Der Strick war kurz. Tom blinzelte. Hatte das Ding keine Füße –? Er trat näher.
Es war eine Puppe.
Ein Lächeln trat auf sein Gesicht; dann lachte er. Er schlug auf die schlaffen Beine: nichts als leere Hosenbeine – Bernard Tufts´ Hose. »Heloise!« schrie er und rannte die Treppe hinauf, ohne Rücksicht auf Mme. Annette. »Heloise, es ist nichts – es ist bloß eine Puppe! C´est un mannequin! Du brauchst keine Angst zu haben, es ist nichts.«
Er brauchte ein paar Sekunden, um sie zu überzeugen. Ein Scherz also – vielleicht hatte ihn Bernard angestellt, vielleicht sogar Christopher, meinte Tom. Jedenfalls hatte er die Beine angefaßt, es gab keinen Zweifel.
Heloise wurde langsam böse – ein Zeichen, daß es ihr besser ging. »Was für blödsinnige Witze diese Engländer sich erlauben. Zu albern. Schwachsinnig!«
Tom lachte erleichtert. »So, und jetzt geh ich runter und hole den Sekt. Und das Eis.«
Er stieg wieder nach unten. Die Puppe war an einem Gürtel aufgehängt, den Tom als sein Eigentum erkannte. In der dunkelgrauen Jacke steckte ein Kleiderbügel, die Hose war an einem Knopf der Jacke angeknöpft, und der Kopf bestand aus einem grauen Tuch, das im Nacken zugebunden war. Tom holte eilig einen Stuhl aus der Küche – zum Glück war Mme. Annette nicht aufgewacht –, trug ihn in den Keller und nahm das Ding ab. Der Gürtel hing an einem Nagel im Deckenbalken. Tom ließ die leeren Kleidungsstücke auf den Boden fallen. Dann suchte er schnell eine Flasche aus, zog den Kleiderbügel aus der Jacke und nahm ihn mit. In der Küche klemmte er sich auch das Gefäß mit Eiswürfeln unter den Arm, dann drehte er das Licht aus und ging nach oben.
15
    Kurz vor sieben erwachte Tom. Heloise schlief noch fest. Er stand leise auf und schlüpfte in seinen Hausmantel, der in Heloises Schlafzimmer

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