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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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damit nicht klargekommen.« Tom wollte mehr Seil holen und es in der Garage bereitlegen, aber er sah, daß Ed immer noch bleich war. »Eine Runde hinten im Garten? In der Sonne?«
    Er löschte das Licht in der Garage, und sie gingen betont langsam an der Küche vorbei (Madame Annette war wohl dort fertig und auf ihr Zimmer gegangen) zum Rasen hinter dem Haus. Das helle Sonnenlicht fiel warm auf ihre Gesichter. Tom sprach von seinen Dahlien: Ein paar werde er schneiden, er habe sein Messer dabei. Doch ganz in der Nähe war das Gewächshaus, also ging er hinein und holte die zweite Gartenschere, die er dort aufbewahrte.
    »Schließt du hier nachts nicht ab?« fragte Ed.
    »Normalerweise nicht. Ich weiß, das sollte ich«, erwiderte Tom. »Die meisten in der Gegend würden das tun.« Unwillkürlich sah er kurz zum Waldweg neben dem Haus hinüber, suchte nach Pritchard oder einem Auto. Schließlich war der Mann mit seiner Lieferung von dort gekommen. Tom schnitt drei blaue Dahlien, dann gingen sie durch eine Flügeltür ins Wohnzimmer.
    »Einen guten Cognac? Nur einen kleinen?« fragte er.
    »Ehrlich gesagt, würd ich mich gern ein bißchen hinlegen.«
    »Kein Problem.« Tom schenkte einen ganz kleinen Rémy Martin ein und gab ihn Ed. »Ich bestehe darauf. Zur seelischen Stärkung. Wird dir nicht schaden.«
    Ed lächelte, stürzte den Cognac hinunter. »Mmm. Danke.«
    Tom begleitete ihn nach oben, ging ins Gästebad, nahm ein Handtuch und feuchtete es mit kaltem Wasser an. Er sagte Ed, er solle sich ausstrecken und das zusammengefaltete Handtuch auf die Stirn legen – wenn er ein Weilchen schlafen wolle, auch gut.
    Dann ging er nach unten, holte aus der Küche eine passende Vase für die Dahlien und stellte sie auf den Couchtisch. Héloïse’ teures Dunhill-Feuerzeug aus Jade lag dort. Klug von ihr, das Ding nicht mitzunehmen! Tom fragte sich, wann sie es wieder benutzen würde.
    Er öffnete die Tür zur kleinen Toilette, die er das Parterreklo nannte, dann die kleinere Tür hinten im Raum und machte Licht: Ging die Treppe hinab in den Weinkeller, wo noch nie benutzte Bilderrahmen an der Wand lehnten, wo das alte Bücherregal stand, in dem nun Mineralwasserkisten verstaut wurden, Milchflaschen, Soft Drinks, Kartoffeln und Zwiebeln. Ein Seil – Tom schaute in den Ecken nach, hob Getreidesäcke aus Plastik hoch und fand endlich, was er suchte. Er schlug das Seil aus und rollte es wieder zusammen. Fast fünf Meter lang; soviel würde er womöglich auch brauchen, bei drei Schlägen um die Leiche und Ballaststeinen in der Plane. Tom stieg die Treppe hinauf und ging durch die Haustür hinaus, nachdem er alle Türen hinter sich geschlossen hatte.
    War das Pritchards Auto – ein weißer Wagen, der sich langsam von links Belle Ombre näherte? Tom lief zur Garage und warf das Seil hinten links in die Ecke, neben das linke Vorderrad des Renaults.
    Er war es. Pritchard hatte rechts vom Tor gehalten, stand jetzt davor und visierte durch eine Kamera das Haus an.
    Tom ging auf ihn zu. »Was fasziniert Sie so an meinem Haus, Pritchard?«
    »Oh, eine ganze Menge! – War die Polizei schon da?«
    »Nein, warum?« Tom blieb stehen, die Hände in den Hüften.
    »Keine dummen Fragen, Mr.   Ripley.« Pritchard machte auf dem Absatz kehrt, ging zu seinem Auto und sah sich noch einmal um, ein dünnes, dämliches Lächeln auf den Lippen.
    Tom rührte sich nicht, bis der Wagen weitergefahren war. Vielleicht war auch er auf dem Foto. Na und? Tom spie auf den Kies, in Pritchards Richtung, drehte sich um und ging zur Haustür.
    War es möglich, daß der Mann Murchisons Kopf behalten hatte? Als Garanten seines Sieges?

20
    Madame Annette war im Wohnzimmer, als Tom das Haus betrat.
    »Ach, Monsieur Tomme … Ich wußte vorhin nicht, wo Sie waren. Die Polizei hat angerufen, vor einer Stunde oder so – die Kripo Nemours. Ich dachte, Sie wären mit dem Herrn spazierengegangen.«
    »Ein Anruf? Weswegen?«
    »Sie wollten Sie fragen, ob es heute nacht eine Störung gegeben hätte. Ich sagte nein, nicht daß –«
    »Was für eine Störung?« Tom runzelte die Stirn.
    »Lärm, laute Geräusche, ein Auto. Auch mich haben sie danach gefragt, und ich sagte: ›Non, Messieurs, absolument pas de bruit.‹ «
    »Das kann ich bestätigen. Gut, Madame. Was für ein Lärm, haben sie nicht gesagt?«
    »Doch: Ein großes Paket wäre angeliefert worden, hat jemand gemeldet – ein Mann mit amerikanischem Akzent. Ein Paket, das für die Polizei aufschlußreich sein

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