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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Agnès auf englisch.
    »Ich bin selbständig. Freier Journalist«, erwiderte Ed.
    »Erstaunlich«, sagte Tom. »In all den Jahren, die ich Ed kenne – enge Freunde waren wir nicht, zugegeben –, ist er noch nie in Belle Ombre gewesen! Ich freue mich, daß er –«
    »Das Haus ist sehr schön«, warf Ed ein.
    » Ah, Tomme, seit gestern gibt es Neuigkeiten«, sagte Agnès. »Prichards assistant oder was immer ist abgereist. Gestern nachmittag.«
    »Aha.« Tom gab sich gleichgültig. »Der Mann im Boot.« Er nippte an seinem Gin Tonic.
    »Setzen wir uns«, bat sie. »Wollen denn alle stehen? Ich nicht.«
    Sie standen noch, weil Antoine den beiden das Haus gezeigt hatte, zumindest das »Observatorium« im ersten Stock, wie er es nannte, mit seinem Arbeitszimmer und zwei Zimmern gegenüber, in der anderen Turmhälfte. Darüber lag dann noch ein Zimmer, das seines Sohnes Edouard, und der Boden.
    Alle setzten sich.
    »Ja, dieser Teddy…«, fuhr Agnès fort, »zufällig hab ich ihn gestern gegen vier im Piik-up vorbeifahren sehen, allein, und zwar weg vom Haus der Prichards. Also dachte ich, die hätten früh aufgehört. Weiß Ihr Freund, daß sie den Grund der Flüsse und Kanäle hier in der Gegend abgefischt haben?«
    Tom sah Ed an und erklärte auf englisch: »Wir reden von Teddy, Pritchards Helfer. Ich habe dir von den komischen Typen erzählt, die zu zweit die Wasserwege absuchen – nach einem Schatz.« Tom lachte. »Wir haben zwei seltsame Paare hier, das eine ist Pritchard und seine Frau, das andere Pritchard und sein Helfer.« Dann auf französisch zu Agnès: »Wonach haben die denn gesucht?«
    »Das weiß keiner!« Agnès und Antoine lachten, denn sie hatten fast gleichzeitig gesprochen.
    »Nein, im Ernst: Heute morgen in der Bäckerei –«
    »In der Bäckerei !« fiel Antoine ihr ins Wort. Offenbar verachtete er diese Klatsch- und Tratschbörse, die nur Frauen nutzten. Dann hörte er aufmerksam zu.
    »Na, jedenfalls hat mir Simone Clément in der Bäckerei erzählt, sie hätte es von Marie und Georges: Gestern war Teddy auf ein paar Gläser im bar-tabac und sagte zu Georges, er wäre fertig mit Prichard. Er hatte schlechte Laune, sagte aber nicht, wieso. Anscheinend hatten sie gestritten. Sicher weiß ich das nicht, es klang nur so.« Lächelnd schloß sie: »Jedenfalls war Teddy heute nicht hier, und sein Auto auch nicht.«
    »Komische Leute, diese Amerikaner. Manchmal zumindest«, fügte Antoine hinzu, als fürchte er, Tom könne an dem »komisch« Anstoß nehmen. »Und was gibt’s Neues von Héloïse, Tomme ?«
    Noch einmal reichte Agnès ihre kleinen Wurstcanapés und die Schale grüner Oliven herum.
    Tom brachte Antoine auf den letzten Stand und dachte derweil, daß Teddys Abreise, noch dazu in schlechter Laune, ein klarer Vorteil für ihn sei. Hatte der junge Mann endlich begriffen, hinter was Pritchard hergewesen war, und wollte damit lieber nichts mehr zu tun haben? Wäre sein Abgang dann nicht die normale Reaktion? Vielleicht hatte Teddy auch genug von den zwei Spinnern, Pritchard und dessen Frau, selbst wenn sie gut genug zahlten. Schwer Gestörte verunsicherten normale Menschen… Während Toms Gedanken umherschweiften, konnte er trotzdem von anderen Dingen sprechen.
    Fünf Minuten später (Edouard war wieder aufgetaucht und hatte gefragt, ob er etwas im Garten erledigen dürfe) kam Tom ein anderer Gedanke: Teddy könnte den Knochenfund der Pariser Polizei melden, nicht unbedingt heute noch, aber morgen womöglich. Und er könnte wahrscheinlich reinen Gewissens aussagen, daß Pritchard ihm erzählt habe, er sei hinter einem versunkenen Schatz her, einem Koffer, hinter sonstwas, nur nicht hinter einer Leiche – und daß er selber finde, die Polizei sollte von dem Gerippe wissen. Das wäre zudem eine wunderbare Möglichkeit für den jungen Mann, zurückzuschlagen, sollte ihm danach sein.
    So weit, so gut. Tom spürte, wie die Spannung aus seinem Gesicht wich. Ein Canapé nahm er an, einen zweiten Drink lehnte er ab. Ed hielt sich mit seinem Französisch anscheinend ganz gut gegen den Hausherrn; Agnès Grais sah in ihrer weißen bestickten Bauernbluse mit den kur-zen Puffärmeln besonders hübsch aus. Tom machte ihr ein Kompliment.
    »Wird wirklich Zeit, Tomme, daß Héloïse wieder anruft«, sagte sie, als Ed und er gingen. »Heute abend meldet sie sich, das sagt mir mein Gefühl.«
    »Ach ja?« Tom lächelte. »Würde nicht darauf wetten.«
    Ein guter Tag, dachte er. Bislang.

21
    Zu seinem

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