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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Vordertasche seiner Levis.
    »Sagtest du nicht: zwei Ringe?«
    »Wenn ich nicht irre.« Tom mußte zurückrutschen, weil der linke Arm nicht angewinkelt war, sondern gerade an der Seite lag. Er löste die Plane weiter, drehte sich mühsam um und ließ die Scheibe hinter sich herunter. »Alles in Ordnung, Ed?«
    »Klar.« Doch Ed war kreidebleich geworden.
    »Das hier geht schnell.« Tom fand die andere Hand: kein Ring. Er sah unter den Knochen nach, ob er vielleicht in Pritchards Plane gerutscht war. »Der Ehering, glaube ich. Nicht mehr da. Womöglich abgefallen.«
    »Ja sicher, logisch, er könnte abgefallen sein.« Ed räusperte sich.
    Tom sah, daß Ed mit sich kämpfte, daß er lieber nicht zugesehen hätte. Noch einmal tastete er herum, unter dem Schenkelbein, den Beckenknochen, spürte kleine Brocken, weiche und festere, doch nichts Hartes wie einen Ring. Er lehnte sich zurück. Sollte er beide Planen wegnehmen? Ja. »Ich muß danach suchen. Hier und jetzt. Also, Ed: Sollte Madame Annette uns rufen, wegen eines Anrufs oder so, dann gehst du raus – sag ihr, wir wären in der Garage und ich käme gleich. Keine Ahnung, ob sie weiß, daß wir hier sind. Falls sie fragt – aber das wird sie nicht –, was wir eigentlich tun, werd ich sagen, wir würden den Wagen saubermachen.« Darauf ging er schnellstens an die Arbeit, durchtrennte das andere Seil auf die gleiche Weise – da war ein harter Knoten, und Tom wünschte, er hätte die Baum-schere aus dem Gewächshaus geholt. Er hob den Knöchel, die Knochen der Wade, suchte und tastete bis unten ans Ende: Es war sinnlos. Tom bemerkte, daß der kleine Zeh des linken Fußes fehlte, genau wie zuvor schon mehrere Fingerglieder. Aber dieser Highschool-Ring bewies, daß es Murchison war, dachte er.
    »Kann ihn nicht finden. Dann…« Steine? Tom zögerte. Sollte er welche holen, wie damals mit Bernard Tufts, damit die Knochen unter Wasser blieben? Und überhaupt, was sollte er mit dem Ding anfangen? »Werd’s wieder zusammenschnüren, denk ich. Sieht fast aus wie Skier, oder?«
    »Wird Pritchard, dieses Arschloch, nicht die Polizei holen, Tom? Ihr sagen, sie soll vorbeikommen?«
    Tom holte tief Luft: »Ja, würde man meinen! Doch wir haben es hier mit Irren zu tun, Ed. Die sind unberechenbar!«
    »Aber was, wenn die Polizei trotzdem kommt?«
    »Na ja…« Tom spürte, wie er wütend wurde. »Dann werd ich ihnen sagen, diese Knochen lägen im Wagen, weil ich nicht wollte, daß mein Gast sie zu Gesicht bekommt – ich hätte sie sowieso aushändigen wollen, sobald ich mich von dem Schock über den Fund erholt hätte. Und außerdem: Wer hat denn die Polizei benachrichtigt? Da steckt der Schuldige!«
    »Glaubst du, Pritchard weiß von diesem Ring? Als Identifikationsmerkmal?«
    »Nein, eher nicht. Glaube kaum, daß er danach gesucht hat.« Tom begann, den unteren Teil des Leichnams wieder zu verschnüren.
    »Ich helfe dir mit der oberen Hälfte«, sagte Ed und griff nach dem Seil, das Tom beiseite gelegt hatte.
    Tom war ihm dankbar. »Zweimal herum reicht diesmal wohl, wegen dieses Knotens.« Pritchard hatte drei Törns in sein neues Seil geschlagen.
    »Aber was sollen wir damit machen?« fragte Ed.
    Zurück in einen Kanal, dachte Tom – in diesem Fall müßten sie (oder er) die Seile wieder aufknoten und Pritchards Plane mit Steinen beschweren. Oder das verdammte Ding in dessen Gartenteich werfen. Auf einmal mußte er lachen: »Ich dachte gerade, wir könnten das Ding Pritchard wieder vor die Füße werfen. Er hat einen Gartenteich.«
    Ed lachte kurz, ungläubig. Sie zurrten die Seile mit letzten Knoten fest.
    »Gott sei Dank hab ich noch mehr Seil im Keller«, sagte Tom. »Sehr gut, Ed. Jetzt wissen wir wenigstens, was wir hier haben, nicht? Eine Leiche ohne Kopf, schwer zu identifizieren, würde ich sagen. Fingerabdrücke Fehlanzeige, die Haut hat sich längst aufgelöst.«
    Eds Lachen klang gezwungen, so als sei ihm übel.
    »Los, raus hier«, sagte Tom sofort. Ed kletterte aus dem Wagen auf den Garagenboden, Tom glitt hinterher. Er warf einen Blick auf den Straßenabschnitt vor Belle Ombre, den er einsehen konnte. Daß Pritchard nun nicht mehr so neugierig sein sollte, hier herumzuschnüffeln, mochte er nicht glauben; halb rechnete er jeden Moment mit dem Mann. Doch das wollte er Ed nicht sagen.
    »Danke dir, Ed. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.« Tom tätschelte seinen Arm.
    »Du machst Witze?« Ed grinste zaghaft.
    »Nein. Wie gesagt, heute morgen bin ich

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