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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Taschenbücher.
    »Wir haben nicht alle unsere Bücher hier«, sagte Janice. »Die anderen sind –«
    »Ich bin sicher, Mr.   Ripley will gar nicht wissen, wo unsere anderen Bücher sind – oder die Extradecken für den Winter, Janice.«
    Das wollte Tom schon, doch er schwieg.
    »Und Sie, Mr.   Ripley?« fuhr Pritchard fort. »Eine Sommerreise, mit Ihrer bezaubernden Frau? Ich habe sie gesehen, einmal nur, und das bloß von weitem.«
    »Nein«, antwortete Tom nachdenklich, als könnten Héloïse und er sich noch anders entscheiden. »Macht uns nichts aus, dieses Jahr hierzubleiben.«
    »Unsere – die meisten unserer Bücher sind in London.« Janice setzte sich auf und sah Tom an. »Wir haben dort eine bescheidene Wohnung, im Süden, Richtung Brixton.«
    Pritchard warf seiner Frau einen abfälligen Blick zu. Dann atmete er tief durch und sagte zu Tom: »Ja. Und ich glaube, wir haben womöglich gemeinsame Bekannte. Cyn-thia Gradnor?«
    Tom wußte sofort, wen er meinte: die Freundin und Verlobte des verstorbenen Bernard Tufts. Sie hatte ihn geliebt, sich aber von ihm getrennt, weil sie nicht ertragen konnte, daß er falsche Derwatts malte. »Cynthia…« Als versuchte er sich zu erinnern.
    »Sie kennt die Inhaber der Galerie Buckmaster«, setzte der Amerikaner nach. »Sagte sie jedenfalls.«
    In diesem Augenblick, dachte Tom, hätte er keinen Lügendetektortest bestanden: Sein Herz schlug spürbar schneller. »Ach ja. Blond, jedenfalls helle Haare, glaub ich.« Wieviel hatte Cynthia ihnen erzählt, fragte er sich, und warum sollte sie diesen Langweilern überhaupt etwas verraten haben? Cynthia war alles andere als geschwätzig, und die Pritchards standen einige Stufen unter ihrem Niveau. Falls sie ihm schaden, ihn ruinieren wollte, hätte sie das vor Jahren schon tun können. Selbstverständlich hätte sie auch die Derwatt-Fälschungen auffliegen lassen können, doch das hatte sie nie getan.
    »Womöglich kennen Sie die Leute von der Londoner Galerie besser«, sagte Pritchard.
    »Besser?«
    »Als Cynthia.«
    »Eigentlich kenne ich dort keinen. Ich war ein paarmal in dieser Galerie, ich mag Derwatts Bilder. Wer tut das nicht?« Tom lächelte. »Die verkaufen ja vor allem Derwatts.«
    »Haben Sie dort welche gekauft?«
    »Derwatts?« Tom lachte. »Bei dessen Preisen? Zwei habe ich – als ich sie erstand, waren sie noch nicht so teuer. Frühe Werke. Inzwischen gut versichert.«
    Kurze Stille. Vielleicht plante Pritchard seinen nächsten Vorstoß. Tom mußte erneut daran denken, daß der Dickie Greenleaf am Telefon Janice Pritchard gewesen sein könnte. Das breite Spektrum ihrer Stimme reichte von schrill bis ziemlich tief, wenn sie leise sprach. Sollte sein Verdacht zutreffen, dann hatten die Pritchards sich so viele Informationen über ihn beschafft wie nur möglich (aus Zeitungsarchiven, aus Gesprächen mit Leuten wie Cynthia Gradnor) – bloß um ihren Spaß mit ihm zu haben, gegen ihn zu sticheln und vielleicht zu einem Geständnis zu verleiten? Wäre interessant, zu wissen, was die Pritchards vermuteten. Tom hielt den Mann nicht für einen Polizisten. Aber man konnte nie wissen: Es gab V-Männer der CIA und auch des FBI ; Lee Harvey Oswald hatte für die CIA gearbeitet und in jener Geschichte als Sündenbock herhalten müssen. Was führten die Pritchards im Schilde? Erpressung, ging es um Geld? Scheußlicher Gedanke.
    »Noch einen Gin Tonic, Mr.   Ripley?«
    »Danke, vielleicht einen kleinen.«
    Pritchard ging in die Küche und nahm auch das eigene Glas mit. Seine Frau fragte er nicht. Die Tür zur Küche, die vom Eßzimmer abging, stand offen, so daß man vermutlich von dort aus ohne weiteres mithören konnte, was im Wohnzimmer gesprochen wurde. Aber Tom würde warten, bis Janice begann. Oder lieber doch nicht?
    Er fragte: »Und Sie sind auch berufstätig, Mrs.… Janice? Oder waren es?«
    »O ja, Sekretärin, in Kansas. Dann habe ich Gesang studiert – Stimmschulung. Zuerst in Washington. Sie würden nicht glauben, wie viele Schulen es dort gibt. Aber dann…«
    »Hat sie mich kennengelernt. Pech gehabt.« Pritchard brachte die beiden Drinks, wieder auf dem kleinen runden Tablett.
    »Wenn du das sagst«, bemerkte Janice. Eine gezielte Spitze. Leiser, tiefer fügte sie hinzu: »Du mußt es ja wissen.«
    Pritchard, der noch stand, schlug wie zum Spaß mit locker geballter Faust nach Janice. Er verfehlte ihr Gesicht und die rechte Schulter nur knapp. »Dich krieg ich schon klein.« Ohne zu lächeln.
    Janice

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